Pilgern auf dem Nikolausweg zu Ostern

Lübbecke-Gehlenbeck. Das Osterfest steht bevor. Normalerweise kommen die Menschen zusammen, feiern Gottesdienste und uralte Bräuche wie das Abbrennen der Osterfeuer. Das alles fällt in diesem Jahr wegen der Corona-Krise und der damit einhergehenden Kontaktsperre aus. Mit dem Frühjahr beginnt die Pilgersaison, zeitlich orientiert am Osterfest. Pilgern zu zweit oder alleine könnte in diesem Jahr, an einem Ostersonntag mitten in der Corona-Krise, einen besonderen Stellenwert bekommen. Schritt für Schritt bewusst unterwegs sein &bdquo;Sich bewegen, um bewegt zu werden", sagt Ute Kämper (54) aus Gehlenbeck treffend. Sie ist die Ideengeberin des Nikolausweges. Diesen Pilgerweg gibt es seit 2017. Denn zum Beten mit den Füßen, wie Pilgern auch bezeichnet wird, müssen Interessierte nicht weit schweifen. Wer den Markierungen &bdquo;Gelbe Bischofsmütze auf rotem Grund" des 30 Kilometer langen Rundweges zwischen Wiehengebirge und Großem Torfmoor folgt, erlebt nicht nur den Frühling, der sich jetzt von seiner schönsten Seite zeigt, sondern hat die Möglichkeit, Schritt für Schritt bewusst unterwegs zu sein. Pilgern ist nicht gleich Wandern Ute Kämper formuliert den Unterschied zwischen Wandern und Pilgern so: &bdquo;Vor dem Start sollten wir einen Pilgersegen lesen, um in einem anderen Bewusstsein los zu gehen. Pilger nehmen sich und die Ruhe beim Gehen wahr. Achten auf ihre Sinne, den Atemrhythmus, spüren die körperliche Belastung durch das Gehen, fühlen sich im Einklang mit der Natur. Sie nehmen wahr, was ihnen geschenkt ist und aus welchen Kraftquellen sie schöpfen können. Oft entwickelt sich ein inneres Zwiegespräch zwischen menschlichem Verstand und der Stimme des Herzens." Beim Pilgern sei man äußerlich als Wanderer unterwegs, aber Wandern habe doch eher einen sportlicheren und geselligen Aspekt. Innerlich gehe der Pilger einen Weg im Bewusstsein mit sich selbst und der Umwelt. &bdquo;Wie verlief das eigene Leben bisher? Welche Krisen mussten bewältigt werden? Wie selbstverständlich sind Urlaubspläne, Verabredungen, berufliche Termine gesetzt worden?", so Kämper. Mit dem Pilgerheft von Kirche zu Kirche Auf dem Rundweg zwischen den zwei Nikolauskirchen in Bergkirchen und Gehlenbeck gelangt der Pilger zu weiteren Kirchen wie der evangelischen Kirche in Schnathorst, der Gabrielkirche in Nettelstedt, dem Gemeindezentrum der Freien Christengemeinde in Eickhorst sowie der evangelische Kirche in Oberlübbe. An jedem Kirchenstandort einen Stempel für das Pilgerheft An jedem Kirchenstandort kann man eine Nikolauslegende nachlesen und einen Stempel für das Pilgerheft bekommen. &bdquo;Ab Ostersonntag sind alle beteiligten Gemeinden bemüht, die Materialien in den Kästen an, vor oder auch in den Kirchen vorzuhalten. Die Kirchen in Gehlenbeck, Nettelstedt und Oberlübbe werden zur stillen Andacht offen sein", so Kämper. Die geführte Pilgertour, die sie für den 18. April geplant hatte, muss abgesagt werden. Als alternativen Termin nennt sie den 27. Juni. Anmeldungen für maximal 20 Teilnehmer auf der Etappe mit Start in Gehlenbeck nimmt sie unter info@nikolausweg.de oder Tel. (05741) 20211 entgegen. Auch das Pilgerheft ist bei Ute Kämper von der evangelischen Kirchengemeinde Gehlenbeck erhältlich. Lieblingsstrecke von der Wallücke bis Bergkirchen Sie habe bereits viel positives Feedback auf den Nikolausweg oft durch freundliche Bemerkungen in den Gästebüchern an den Kirchen erhalten. Von Pastor Baade aus Bergkirchen erfuhr sie zum Beispiel, dass ein Ehepaar an dem Tag seiner Silberhochzeit sich zum Pilgern aufmachte. Auch habe sie eine Frau kennengelernt, die auf dem Nikolausweg für eine 100-Kilometer-Wanderung trainiert. Ute Kämpers ganz persönliche Lieblingsstrecke sind die zwei Kilometer von der Wallücke bis Bergkirchen am Waldrand an der Südseite entlang mit Blick auf die Nikolauskirche. Kämper betont: &bdquo;Die Auferstehung gilt den Gläubigen als Zusage, dass das Leben über den Tod hinaus Bestand hat. Diese Hoffnung gibt das Osterfest - Hoffnung auf eine gute, aber sich veränderte Normalität nach der Corona-Krise. In der jetzigen Situation arbeiten viele hart in den systemrelevanten Berufsgruppen. Sie sind mit ihrem Können und ihrer Kraft stark eingebunden in der Bewältigung der Krise. Andere müssen Untätigkeit und Geduld aushalten. Ihr Leben spielt sich mehr oder weniger Zuhause ab. Beruf und Kinderbetreuung müssen gleichzeitig geschultert, soziale Distanz ausgehalten werden. Und dennoch leben wir in einem reichen Land, ist unser Gesundheitssystem eines der besten der Welt. Vor diesem Hintergrund können wir dankbar sein und Solidarität entwickelt."

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