Landwirte aus dem Kreis Minden-Lübbecke demonstrieren gegen Agrarpaket

Kreis Minden-Lübbecke. Ein ungewöhnliches Bild bot sich am Donnerstagvormittag, 22. Oktober, am Lübbecker Hafen. Nicht Schiffe, sondern 89 Traktoren in allen Größen, Farben und Altersklassen standen hier aufgereiht. Und ihre Fahrer waren bereit, um Punkt 11 Uhr die Diesel anzuwerfen und zum Demonstrationszug gegen den Agrarpaket, die Verschärfung der Düngeverordnung und &bdquo;Bauernbashing" (herabsetzende Kritik gegen Landwirte) aufzubrechen. &bdquo;Wir fahren über die Rahdener Straße, biegen dann auf die B 65 in Richtung Minden ab", erklärt Mirko Schmale aus Rahden. &bdquo;In Dützen geht es links ab nach Hille, wo die große Kundgebung stattfinden soll." Landwirte haben kurzfristig über die sozialen Medien zugesagt Gemeinsam mit Carolin Schöphörster aus Hille und Dominik Schmedt aus Stemwede hat Schmale innerhalb von zehn Tagen den Schlepper-Konvoi organisiert. &bdquo;Erst haben wir überlegt, ob wir nach Bonn zur großen Demo fahren sollten", berichtet Schmale. Doch dann haben sie sich für eine Aktion vor Ort entschieden. &bdquo;Anfangs waren es 30 Anmeldungen, aber dann ging es rapide aufwärts", sagt Schmale erfreut. 89 Landwirte plus Mitfahrer hatten über die sozialen Medien kurzfristig zugesagt. Viele Landwirte geben Existenzangst als Grund für ihre Teilnahme an. &bdquo;Während Rindfleisch in den USA mit Hormonen behandelt werden darf und so auch importiert wird, ist es uns verboten", sagt Dominik Schmedt. &bdquo;Wir müssen extrem hohe Standards erfüllen, andere Länder nicht." So könne man nicht konkurrieren. &bdquo;Das ist zu den aktuellen Konditionen nicht möglich." Es sei auch nicht mehr hinzunehmen, dass eine Ministerin, die keine landwirtschaftliche Ausbildung und Erfahrung habe, vorschreibe, was zu tun sei, findet Schmedt. &bdquo;Wir werden für alles verantwortlich gemacht, wie beispielsweise beim Thema CO2", sagt der 29-Jährige. Die Landwirtschaft sei für zehn Prozent verantwortlich, wer für die restlichen 90 Prozent?, fragt er. &bdquo;Was Eltern, Großeltern und teilweise sogar schon die Urgroßeltern aufgebaut haben, werden wir nicht kampflos aufgeben", betont Schmedt. "Familienbetriebe gehen auf Dauer kaputt" Carolin Schöphörster sorgt sich wie viele andere auch um die Existenz der Familienbetriebe. "Familiäre bäuerliche Betriebe, wie die Bevölkerung sie sich wünscht, gehen auf Dauer kaputt", sagt die 34-Jährige. Es gebe immer neue Auflagen, die kosten. "Die Einnahmen steigen aber nicht parallel dazu an", so Schöphörster. "Wir haben 80 Milchkühe und mittlerweile können sich zwei Familien davon nicht mehr ernähren, sodass ich zusätzlich arbeiten gehen muss." Auch die Düngeverordnung ist ihr ein Dorn im Auge. &bdquo;Den Stallmist dürfen wir nur noch zu bestimmten Zeiten und unter bestimmten Voraussetzungen ausbringen", erklärt sie. Was übrig sei, würde in eine Biogasanlage gebracht. "Statt die wertvollen Nährstoffe, die im Mist enthalten sind, zu verwenden, müssen wir teuren Dünger kaufen", kritisiert Schöphörster. Große Sorge um die Nachfolge Vielen älteren Landwirten gehe es zudem nicht gut, weil sie sich große Sorgen um die Nachfolge machen. &bdquo;Keiner wünscht sich für seine Kinder, die vielleicht den Hof übernehmen würden, solche Zustände, in denen die Zukunft finanziell schlecht aussieht." Es gebe auch Landwirte, die ihren Kindern mittlerweile empfehlen, einen anderen Beruf zu ergreifen. &bdquo;Übrig bleiben nur noch Großbetriebe", prognostiziert Carolin Schöphörster. &bdquo;Ich bin bei der Demo dabei, weil ich darauf aufmerksam machen möchte, was uns Landwirte bedrückt", sagt Christoph Kerlen aus Minden. Es werde nur über die Bauern geschimpft. &bdquo;Ich wünsche mir sachliche Diskussionen und einen fairen Umgang." Und Frederik Stegmann aus Hille ergänzt: &bdquo;Die Diskussion sollte nicht ideologisch, sondern praxisnah und wissenschaftlich sein."

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