Lübbecke

Vandalismus in Gehlenbecker Kirche: Dreiste Täter hinterlassen Nachricht

Der Raum im Turm der St.-Nikolaus-Kirche soll ein Ort der Andacht sein. Tagsüber ist er für jeden zugänglich. Einige Besucher nutzen das aus und richten Schaden an.

Immer wieder kommt es in der St.-Nikolaus-Kirche in Gehlenbeck zu Vandalismus. | © Heike von Schulz

20.06.2019 | 20.06.2019, 05:30

Lübbecke-Gehlenbeck. Eigentlich ist der Raum im Kirchturm der St.-Nikolaus-Kirche ein Raum der Stille. Ein Ort, wo Pilger, die auf dem Nikolausweg wandern, Rast machen und sich bei einem Glas Wasser erfrischen können.

Ein Rückzugsort, wo Besucher des Friedhofs eine Kerze für verstorbene Angehörige und Freunde anzünden können oder ein paar Worte des Gedenkens in das ausgelegte Fürbittenbuch schreiben können. Doch seit dem Wochenende vor Pfingsten ist alles anders.

Regelmäßig finden sich Spuren mutwilliger Zerstörung

Regelmäßig stoßen Küsterin Jutta Niemeier und Pfarrerin Barbara Fischer jetzt auf Spuren mutwilliger Zerstörung, wenn sie abends den Raum abschließen, der über Tag frei zugänglich ist. "Jedes Wochenende und ungefähr jeden zweiten Wochentag" gebe es neue Schäden.

Nicht mehr zu gebrauchen: Pfarrerin Barbara Fischer hält den völlig zerstörten Pilgerstempel in der Hand, der in einem kleinen Kästchen neben dem Eingang zum Turmraum aufbewahrt wird. - © Cornelia Müller
Nicht mehr zu gebrauchen: Pfarrerin Barbara Fischer hält den völlig zerstörten Pilgerstempel in der Hand, der in einem kleinen Kästchen neben dem Eingang zum Turmraum aufbewahrt wird. | © Cornelia Müller
Dreist: Ein Eintrag der Täter ins Fürbittenbuch - die folgenden Seiten mussten ganz aus dem Buch herausgeschnitten werden, weil sie obszöne Schmierereien enthielten. - © Cornelia Müller
Dreist: Ein Eintrag der Täter ins Fürbittenbuch - die folgenden Seiten mussten ganz aus dem Buch herausgeschnitten werden, weil sie obszöne Schmierereien enthielten. | © Cornelia Müller


Flyer werden angezündet, Ansichtskarten werden zerrissen und über das gesamte Gelände verteilt, Wasser wird verschüttet. Im Fürbittenbuch finden sich obszöne Schmierereien, der Pilgerstempel ist nicht mehr zu gebrauchen.

"Es macht keinen Spaß mehr", sagt Jutta Niemeier, "wenn man sieht, dass alles so zugerichtet wird und man immer wieder viel Zeit investieren muss, um alles wieder in Ordnung zu bringen. Wenn man immer mit Schlimmsten rechnen muss.

In der Gemeinde herrrscht Angst vor der Eskalation

Noch hält sich der materielle Schaden zwar in Grenzen. Aber die Sorge ist da, dass es eskalieren könnte, "dass irgendwann mal die Kirche brennt."

Kerzen gibt es deshalb in diesem Raum der Stille nicht mehr. Der geschmiedete Kerzenhalter in Form einer Weltkugel bleibt bis auf Weiteres leer. Dabei weiß Pfarrerin Fischer: "Die Möglichkeit, etwas ins Fürbittenbuch einzutragen oder eine Kerze anzuzünden, ist den Menschen viel wert."

Deshalb kann sie auch nicht verstehen, "warum man so etwas macht - weil es so verletzend und respektlos ist gegenüber den Menschen, denen dieser Ort etwas bedeutet."

Auch im Umfeld gibt es Probleme

Vor Kurzem sei es beinahe gelungen, die vermutlichen Täter auf frischer Tat zu erwischen. Nicht nur in der Kirche selbst, auch im Umfeld habe es in letzter Zeit ungewöhnlich viele Probleme gegeben, berichtet Barbara Fischer. Dem benachbarten Kindergarten wurde ein Tornetz gestohlen.

Die Tür- und Fensterscheiben am Gemeindehaus wurden beschmiert, auf dem Friedhof vermehrt Blumen gestohlen. Nicht unwahrscheinlich, dass immer dieselben "dummen Jungen" dahintersteckten.

Aber ein bloßer Streich ist es für Pfarrerin Fischer und Küsterin Niemeier schon lange nicht mehr. Zumal die Täter auch noch mit ihrer Dreistigkeit kokettieren und sich mit der Bemerkung "Viel Spaß beim ertappen! Werdet ihr aber sowieso nicht!" im Fürbittenbuch verewigt haben.

Die Polizei ist eingeschaltet

Inzwischen ist auch die Polizei verständigt und Barbara Fischer wünscht sich, "dass jeder ein bisschen ein Auge darauf hat, was auf dem Friedhof und um die Kirche herum passiert".

Es gehe ihr nicht darum, um jeden Preis die Schuldigen zu finden. Auch wenn sie gern mit ihnen darüber reden würde, welchen Schaden sie mit ihrem Handeln wirklich anrichten. Wichtiger sei ihr, dass das zerstörerische Treiben ein Ende hat und der Raum im Turm der St.-Nikolaus-Kirche wieder das sein kann, was er sein soll: ein ganz besonderer Ort zum Beten und Zur-Ruhe-Kommen.

"Es gibt hier nichts zu holen - kein Geld, gar nichts. Das ist ein Raum mit einem rein ideellen Wert. Was hier gerade passiert, ist purer Vandalismus."