Kreis Minden-Lübbecke. Die Pläne befinden sich in einem frühen Stadium, schreibt ein Sprecher des Bundesamtes für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr. Trotzdem steht fest, dass es mit der Ruhe und Idylle im Bereich Wittloge bald vorbei ist. Das 150 Hektar große Gelände an der L 770, das in den frühen 1990er Jahren von den Briten an die Bundeswehr überging, soll zum Übungsplatz des Mindener Panzerpionierbataillons werden.
Mit der Umstrukturierung sei deutlich geworden, dass ein solches Gelände benötigt werde, um dem neuen Aufgabenspektrum gerecht zu werden, heißt es. "Die baulichen Veränderungen sollen dabei möglichst moderat ausfallen", so der Sprecher. Zum zeitlichen Rahmen könne die Bundeswehr noch keine Angaben machen.
Wickriede heißt von Wald und Wiesen geprägt
Für militärische Übungen wurde das Gelände in den zurückliegenden Jahren nur wenig genutzt. Die Natur ist entsprechend ausgeprägt und der gesamte Bereich, der auch Wickriede heißt, von Wald und Wiesen geprägt.
"Die Bückeburger Heeresflieger landen dort häufiger mal", sagt Lothar Meckling. Während die Truppe nur schreibt, dass derzeit geprüft wird, "welche unabdingbar notwendigen Ausbildungsanlagen errichtet werden müssen", weiß der Kreisvorsitzende des Naturschutzbundes (Nabu) schon mehr. Vor ein paar Tagen flatterte ihm ein Schreiben mit dem Antrag ins Haus, den die Bundeswehr beim Kreis gestellt hat. Der ist Genehmigungsbehörde aus immissionsrechtlicher Sicht.
Der Nabu gehört zu den Institutionen, die zu dem Vorhaben eine Stellungnahme abgeben können. Bis zum 20. Februar läuft die Frist. Laut Meckling hat die Bundeswehr vor, das Gelände im nördlichen Bereich an viereinhalb Tagen in der Woche für militärische Übungen zu nutzen. Drei neue Übungsschießbahnen seien vorgesehen, ebenso ein Sprengplatz. Die Truppe habe außerdem die Aufstockung der Hubschrauberlandungen beantragt. "Auf 800 im Jahr", sagt Meckling. Angesichts dieser Pläne lässt er keinen Zweifel daran, dass der Nabu entsprechend Stellung bezieht. Das Schreiben enthält auch das von der Bundeswehr in Auftrag gegebene artenschutzrechtliche Gutachten, an dem der Kreisvorsitzende und seine Mitstreiter starke Zweifel haben. Aus Sicht der Sachverständigen liegt bei Mensch und Tier keine Betroffenheit durch die künftige Nutzung vor.
Der Nabu-Chef nennt diese Prognose und die genannten Zahlen als nicht hinnehmbar. "In der Umgebung gibt es immerhin auch Wohnbebauung", sagt er. Mit dem Laubfrosch, der Feldlerche, dem Teichfrosch, der Heidelerche oder der Wachtel leben im Bereich Wittloge außerdem Tierarten, die aus Nabu-Sicht durch Schüsse oder rollende Panzer ganz erheblich in ihrem Lebensraum beeinträchtigt würden. Negative Auswirkungen auf die Pflanzenwelt seien ebenfalls möglich. Unter anderem sei der Bereich ein Ort, an dem es außergewöhnlich viele Orchideen gebe. "Wir fordern von der Bundeswehr, dass sie genauere und qualifiziertere Zahlen vorlegt", sagt Meckling.
Es gibt wenige naturbelassene Gegenden wie den Wickrieder Wald
Der Kreis müsse bei seiner Entscheidung mit Augenmaß vorgehen und die Angaben genau prüfen. Und sollte es am Ende tatsächlich zu dem Ausbau kommen, fordert der Nabu entsprechende Ausgleichsflächen. "Wäre doch schade, wenn sich dort so viel ändert", sagt Meckling.
Naturbelassene Gegenden wie den Wickrieder Wald und seine Wiesen gebe es im Mühlenkreis nur noch wenig. Dass der südliche Bereich von der L 770 von den Plänen bislang ausgenommen sei, ändere nichts an seiner Kritik. Er fände es richtig, am jetzigen Zustand festzuhalten.
Die Bundeswehr teilt auf Anfrage mit, dass alle Genehmigungsbehörden inzwischen informiert und in den Prozess eng eingebunden sind. Die erforderlichen Übungsanlagen würden durch ein Regionalkonzept ermittelt und dann auf die Truppenübungsplätze verteilt.