Immer mehr Kinder in Kitas

Lübbecker Land. Aktuelle Zahlen zeigen: Immer mehr Kinder werden in Kitas, der Kindertagespflege oder in Horten betreut. Der Bedarf bleibt weiterhin hoch. Für mehr Plätze und bessere Qualität in der frühkindlichen Bildung kündigt Bundesfamilienministerin Franziska Giffey weitere Investitionen an. Dies gilt auch im Lübbecker Land, wo es eine Besonderheit gibt. Gekennzeichnet sind die Angebote im Lübbecker Land durch eine bunte Trägervielfalt. Das ist historisch gewachsen und politisch gewollt. Stark vertreten ist das Rote Kreuz, das etwa in Stemwede mit Dielingen, Haldem und Oppendorf drei der insgesamt sieben Kitas betreut. Angesichts des Bedarfs setzt sich die Gemeinde Stemwede dafür ein, dass in Dielingen eine halbe Gruppe neu geschaffen wird. Größter Anbieter von Kitas ist die evangelische Kirche, die insgesamt 25 Einrichtungen unterhält, 17 sind im Trägerverband evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder im Kirchenkreis Lübbecke organisiert, acht werden von einzelnen Kirchengemeinden getragen. Zweitgrößter Träger im Lübbecker Land mit 13 Einrichtungen ist das Deutsche Rote Kreuz, gefolgt von der Arbeiterwohlfahrt mit acht Einrichtungen. Deutliche Veränderungen Sowohl die Fachberaterin des Verbundes, Diana Bruguet, als auch Jutta Hovemeyer, die ehrenamtlich als Vorsitzende des Leitungsverbundes des Trägerverbundes tätig ist, bestätigen gegenüber der NW, dass sich in den vergangenen Jahren an der grundsätzlichen Entwicklung der Anmeldezahlen deutliche Veränderungen ergeben haben. So wurden und werden von Jahr zu Jahr mehr Kinder angemeldet: "Unsere früheren Annahmen, dass wir grundsätzlich weniger Kinder haben und damit beschäftigt waren, Gruppen zu schließen und sogar ganze Einrichtungen, stellt sich inzwischen völlig anders dar", sagt Hovemeyer: "Im Rückblick sind wir jetzt klüger." An fast allen Einrichtungen gebe es inzwischen Wartelisten. Man müsse "ganz aktuell auf die jeweilige Situation reagieren". Das betreffe sowohl räumliche, personelle als auch grundstücksbezogene Entscheidungen. An jedem Standort ist die Situation eine andere", sagt Hovemeyer. »Immer mehr Frauen wollen und müssen zum Teil mitarbeiten« Für diese Entwicklung gebe es mehrere Gründe. Zum einen würden wieder mehr Kinder geboren, zum anderen gehe die Tendenz dahin, dass immer mehr ganz junge Kinder, bis hin zum Babyalter, angemeldet würden. "Immer mehr Frauen wollen und müssen zum Teil auch mitarbeiten, um das Familieneinkommen zu sichern." Diese Tendenz habe inzwischen auch die heimische Region ergriffen. In Pr. Oldendorf etwa hat das dazu geführt, dass die "Wunderwelt", die eine Dependance an der Friedhofsstraße unterhält, um eine Gruppe erweitert werden muss, um den Kindergarten insgesamt zu entlasten. Seit etwa anderthalb Jahren werde der Erweiterungsbau geplant. Eindrucksvoll wird diese Entwicklung durch die Zahlen untermauert. So wurden noch 2012 im Jahr 1.006 Kinder beim Trägerverbund angemeldet, 2013 waren es bereits 1.061 Kinder, 2014 1.069, 2015 ging es leicht herunter auf 1.054 Kinder, 2016 blieb es etwa gleich bei 1.056 Anmeldungen. 2017 schnellte die Zahl hoch auf 1.118 Mädchen und Jungen und 2018 auf 1.174 Kinder. Im laufenden Jahr wird mit einem leichten Rückgang auf 1.168 Kinder gerechnet. Insgesamt gibt es an allen Einrichtungen 56 Gruppen, die in drei Gruppenformen betreut werden. 150 pädagogische Fachkräfte und sieben Beschäftigte in der Hauswirtschaft sind beim Trägerverbund evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder im Kirchenkreis Lübbecke angestellt. Einen "allgemein steigenden Bedarf an Betreuungsplätzen" bestätigt Kreis-Sprecherin Sabine Ohnesorge. Im Jugendamtsbezirk des Kreises Minden-Lübbecke werden aktuell in den acht Städten und Gemeinden Stemwede, Rahden, Pr. Oldendorf, Espelkamp, Lübbecke, Hüllhorst, Hille und Petershagen im laufenden Kindergartenjahr 4.641 Kinder in 78 Kindertageseinrichtungen betreut. 885 von ihnen sind unter drei Jahre alt, 3.756 über drei Jahre. Das sind zusammengerechnet 90 mehr als im Vorjahr und 309 mehr als 2014/15. Ohnesorge berichtet weiter von "vermehrten Anmeldungen von Kindern unter drei Jahren". Die Betreuung von zweijährigen Kindern habe sich mittlerweile etabliert, für Kinder unter zwei Jahren werde "immer häufiger ein Platz in einer Kindertageseinrichtung benötigt". Der Jugendhilfeausschuss des Kreises hat Ohnesorge zufolge im Juni 2018 die Weichen gestellt, damit in Lübbecke eine neue Kita für 50 Betreuungsplätze geschaffen werden kann. In Absprache mit den weiteren Beteiligten soll die Einrichtung im Laufe des Kindergartenjahres 2019/2020 ihren Betrieb aufnehmen. Diese Angabe deckt sich mit einer Aussage von Tim Seidel, Geschäftsführer der Kita Concept. Die gemeinnützige GmbH aus Wuppertal plant in der ab diesem Sommer leer stehenden Pestalozzi-Förderschule an der Rahdener Straße eine drei- bis viergruppige Kita für 50 bis 70 Kinder: "Sowohl für Kinder von IMA-Beschäftigten, als auch für Kinder aus dem Stadtteil", so Seidel. Ab diesem Sommer werde bereits eine Übergangslösung für eine erste Gruppe an den Start gehen. Seidel: "Der volle Betrieb der Einrichtung wird nach aktuellem Stand im Sommer 2020 erreicht sein." "Wir haben bei unserer Mitarbeiterbefragung einen Bedarf von circa 60 Plätzen ermittelt", sagt Maximilian Lehner, Leiter Vertrieb und Organisationsentwicklung bei IMA. Die Vorgeschichte: "Ende 2017 haben wir beschlossen, dass wir uns erkundigen wollen, ob eine betriebliche Kita von unseren Mitarbeitern in Anspruch genommen werden würde. Das Ziel dabei ist, unsere Mitarbeiter dabei zu unterstützen, Familie und Arbeit unter einen Hut zu bringen. Da es für einige immer schwerer wurde, einen Kitaplatz passend zu den Arbeitszeiten der Eltern zu bekommen. Wie man sich vorstellen kann, bringt ein Kita-Bau jede Menge Auflagen mit sich. Wir haben ziemlich schnell realisiert, dass dies für uns einen erheblichen Aufwand bedeuten würde. Deshalb gingen wir auf die Suche nach Unternehmen, die uns dabei unterstützen." »Aktuell planen wir nur mit der Pestalozzischule« Wie Kita Concept ("Aktuell planen wir nur mit der Pestalozzischule.") hat auch die IMA sich auf den Umbau der Pestalozzischule ziemlich festgelegt: "Im Moment haben wir keinen alternativen Standort", so Lehner. Die Schule habe eine gute Substanz. Außerdem seit die Nähe zum Unternehmen und auch zur Stadt von Vorteil. Wie die Umbaukosten gedeckt werden können, sei mit der Stadt noch nicht geklärt. Die Kinderzahlen seien soweit in allen Kommunen konstant, wobei man eine deutliche Bewegung in den Bedarfen U3 erkenne, sagt Erwin Tälkers, Pressesprecher der Arbeiterwohlfahrt in OWL. In der Gemeinde Stemwede sei ein deutlicher Bedarf zu erkennen - angesichts steigender Kinderzahlen. "Hier sind die Bedarfe im U2- und U3-Bereich in den letzten Jahren gestiegen, so dass wir in der Kita Levern seit dem letzten Kita-Jahr mehr U3-Plätze durch eine Umstrukturierung anbieten und in Niedermehnen die Gruppen Typ II überbelegen", so Tälkers. Die Kita Alswede bleibe weiterhin eingruppig, "Espelkamp ist relativ stabil und schlecht kalkulierbar, da nicht alle Kinder mit Rechtsanspruch in einer Kita angemeldet werden oder erst ein Jahr vor der Schule", so der AWO-Sprecher. Die AWO-Einrichtungen in Espelkamp seien aber gut belegt. Pr. Oldendorf bleibe zweigruppig.

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