Lübbecke

E-Sport ist auch in Lübbecke auf dem Vormarsch

Trend: Niemand kommt daran vorbei. Immer mehr Bundesligavereine gründen Abteilungen für elektronischen Sport. In Lübbecke ist der Sportverein HSC Alswede Vorreiter

Melissa Petring
02.11.2018 | 02.11.2018, 09:47
E-Sportler: Emre Salgin (l.) übernimmt die Rolle als Obmann der Sparte "E-Sport" beim HSC Alswede. Raphael Etzold, 2. Vorsitzender des Vereins, freut sich auf die neue Sportart. - © Foto: HSC Alswede
E-Sportler: Emre Salgin (l.) übernimmt die Rolle als Obmann der Sparte "E-Sport" beim HSC Alswede. Raphael Etzold, 2. Vorsitzender des Vereins, freut sich auf die neue Sportart. | © Foto: HSC Alswede

Lübbecke. Wenn sich Kuro Takhasomi, Amer Al-Barkawi oder auch Saahil Arora an die Konsole oder vor den Computer setzen, schaut ihnen ein Millionenpublikum dabei zu. Sie füllen ganze Hallen, locken weltweit Fans an den Fernseher oder Online- Stream. Sie gehören zu den erfolgreichsten E-Sportlern der Welt, verdienen beim wettkampfmäßigen Spielen von Video- und Computerspielen Rekordsummen. Das Vermarktungspotenzial ist hoch. "E-Sport ist eine Sparte, der man sich heutzutage nicht mehr verschließen kann", ist Raphael Etzold, 2. Vorsitzender des HSC Alswede, überzeugt. "Niemand kommt daran vorbei. E-Sport ist die Zukunft."

Der Trend, der bereits seit Jahren in den USA und in China als Sportart anerkannt ist, erfreut sich auch in Deutschland immer größerer Beliebtheit. Obwohl der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) E-Sport noch nicht anerkannt hat, wird die Sparte in Deutschland zunehmend professioneller. Große Bundesligavereine wie Schalke 04 oder Werder Bremen haben längst eigene Abteilungen gegründet. Und auch der ehemalige Nationalspieler Mesut Özil hat das Potenzial erkannt: Erst vor Kurzem verpflichtete er vier Gamer für sein E-Sport-Team "teamozil".

Doch nicht nur bei großen Sportvereinen gewinnt der elektronische Sport an Bedeutung. "Wir sind ein kleiner Dorfverein. Wir haben Schwierigkeiten, die Jugend für uns zu gewinnen", sagt Etzold im Gespräch mit der Neuen Westfälischen. Deshalb fragten sich Patrick Brüls und er, wie sie Jugendliche wieder für das Vereinsleben begeistern und Nachwuchs generieren können. "Heutzutage sitzen viele nun mal zu Hause vor der Konsole."

"Sind in Lübbecke ein absoluter Vorreiter"

So entstand die Idee, die neue Sparte "E-Sport" zu gründen. "Mit unseren professionellen Ambitionen sind wir im Lübbecker Raum ein absoluter Vorreiter", sagt Etzold. Dass der HSC Alswede mit der Gründung den richtigen Weg eingeschlagen hat, bestätigte sich schnell: "Für unser internes Qualifikationsturnier haben wir bereits 24 Anmeldungen erhalten. Das empfinde ich als sehr positiv." Vor allem männliche Spieler zwischen 14 und 29 Jahren sind interessiert. "Der Altersdurchschnitt liegt bei etwa 20 Jahren."

Während Profis insbesondere mit Spielen wie "Dota 2", einem Echtzeit-Strategiespiel, erfolgreich sind, möchte sich der HSC Alswede auf die beliebte Playstation-Fußballsimulation Fifa konzentrieren. "Wir sind ein fußballdominierter Verein, da lag das nahe." Trotzdem sei man je nach zukünftiger Entwicklung für weitere Spiele durchaus offen. "Da wir jugendfrei bleiben wollen, wird es keine Ballerspiele geben", erklärt Etzold. Der Fokus des Vereins wird auf sportliche Spiele gerichtet sein. "E-Sport wird zum Sport, wenn er in einer gewissen Umgebung stattfindet. Es geht um Zusammenhalt und auch um Teamgeist."

Eine anfängliche Skepsis gegenüber der Sparte - insbesondere von älteren Mitgliedern, die mit E-Sport bisher nicht viel anfangen konnten - sei schnell verflogen gewesen. "Der Vorteil ist, dass die Jugendlichen zu uns in den Verein kommen und nicht mehr allein zu Hause vor dem PC hocken." Das gängige Vorurteil, E-Sportler würden nicht mehr als die Daumen bewegen, kann Etzold nicht bestätigen. "Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass PC- und Konsolen-Spiele durchaus anstrengend sind", sagt er.

"Es geht auch ums Gewinnen"

Information

E-Sport

  • 1980 veranstaltete Atari in den USA den ersten Computerspiel-Wettkampf.
  • Bei LAN-Partys Mitte der 90er maßen sich bis zu 2.000 Gamer in großen Hallen.
  • Die seit 2000 etablierten World Cyber Games und der 2003 entstandene Electronic Sports World Cup gelten heute als Weltmeisterschaft bzw. Olympische Spiele der E-Sport-Sparte.

Das Ziel des Vereins ist es, E-Sport im Kreis zu etablieren und noch mehr Vereine mit dem Fieber anzustecken. "Wir würden gerne einen Lübbecker Fifa-Cup ins Leben rufen, der im Winter oder in der ersten Hälfte 2019 ausgetragen wird." Trotz professioneller Ambitionen stehe der Spaß im Vordergrund. "Natürlich geht es auch ums Gewinnen. Das merkt man während eines Spiels sehr schnell." Der Traum von großen Turnieren, die weltweit ausgetragen werden, werde aber wohl vorerst ein solcher bleiben.

Bei dem Qualifikationsturnier am Donnerstag hofft Etzold auf ein volles Vereinsheim und eine "lustige Atmosphäre", wie er selbst sagt. "Ich möchte, dass alle Beteiligten hinterher sagen, dass das eine tolle Sache ist." Mit Emre Salgin konnte der HSC Alswede einen motivierten E-Sport-Obmann gewinnen. "Er kennt sich mit der Materie bestens aus. Er beherrscht Fifa und hat sich bereits Gedanken gemacht, wie er zukünftige Trainings gestalten könnte." Es werde Spiele mit- und gegeneinander geben. "Bei Fifa können wie beim richtigen Fußball Spielzüge einstudiert werden."

Kommentar der Redaktion

Deutschland hinkt hinterher

Während in den USA, in China und selbst in Brasilien E-Sport längst ein anerkannter Sport ist, hinkt Deutschland hinterher. Hier diskutiert der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) noch über eine Anerkennung. Dabei gewinnt der elektronische Sport auch in der Bundesrepublik an immer größerer Bedeutung, wie das Beispiel des HSC Alswede zeigt.
Wenn Schach, Golf oder Rennsport offizielle Sportarten sind, warum dann nicht auch E-Sport? Das Argument, dass dort nur der Daumen bewegt wird, ist längst überholt. Eine Studie der Sporthochschule Köln ergab, dass der Körper der E-Sportler unter vergleichbarem Stress steht und ähnlich beansprucht wird wie der eines Spitzensportlers. Daher wäre eher zu hinterfragen, ob es sich bei anderen Sportarten um Sport handelt. Beim Schach etwa sitzen die Akteure und bewegen sich kaum.
An Trainings kommen Gamer nicht vorbei. Damit stärken sie ihre Reaktionsfähigkeit. Wie beim Fußball, Basketball oder Handball geht es auch beim E-Sport um den sportlichen Wettkampf – nur eben nicht auf einem Spielfeld, sondern an einer Konsole oder einem Computer.
Große Vereine und auch der HSC Alswede haben es längst erkannt. Jetzt muss der DOSB nachziehen und den E-Sport endlich anerkennen.
melissa.petring@nw.de