Kreis Minden-Lübbecke

Immer mehr Störche im Mühlenkreis

Große Kinderstube: Im vergangenen Jahr nisteten 65 Brutpaare im Kreis Minden-Lübbecke. Aktuell sind es zehn mehr. In Tengern und Eisbergen steigen die Zahlen aber weniger schnell als erhofft

Nachwuchs: In Stockhausen kümmert sich aktuell eine Storchenmutter liebevoll um ihre vier Jungen. Brutbeginn war etwa am ersten Ostertag. Geschlüpft sind die vier Anfang Mai. Die Brutzeit beträgt in der Regel 32 Tage. | © Foto: Gerd H. Niemeyer

24.05.2018 | 24.05.2018, 13:00

Kreis Minden-Lübbecke. Mit 65 Brutpaaren und 135 ausgeflogenen Jungen war das Storchenjahr 2017 im Mühlenkreis ein absolutes Rekordjahr. 2018 könnte diese Entwicklung noch weitergehen. Zehn weitere Storchenpaare haben sich jetzt im Kreis niedergelassen, weiß Alfons Bense vom Vorstand des Aktionskomitees "Rettet die Weißstörche im Kreis Minden-Lübbecke". In einem Nest in Stockhausen kümmert sich zum Beispiel gerade eine Storchenmutter um vier Jungtiere.

Besonders stark fällt die veränderte Überwinterung der über die westliche Route ins Winterquartier ziehenden Störche ins Gewicht. Die ostziehenden Störche werden tendenziell immer weniger, im Kreis beträgt die Quote in etwa 25 Prozent. Auch in den bisherigen Hochburgen der Oststörche - in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg - werden es weniger. Drei Viertel der im Mühlenkreis lebenden Störche zieht westlich, von ihnen wiederum überqueren 75 Prozent nicht mehr das Mittelmeer nach Westafrika. Sie bleiben im Winter in Spanien, oder Südfrankreich, wodurch sich Gefahren und Sterblichkeit auf dem gefährlichen Zug (Mittelmeerquerung, Sahara) vermindern.

Seltener Gast: Der Storch stolziert durch das Gewerbegebiet in Tengern. - © Foto: Jemima Wittig
Seltener Gast: Der Storch stolziert durch das Gewerbegebiet in Tengern. | © Foto: Jemima Wittig

Zahlreiche Rückkehrer von im Mühlenkreis beringten Störchen belegen dies eindrucksvoll. Außerdem steigt die Population der Weststörche, besonders in Spanien, insgesamt stark an. Dies wirkt sich auch auf den hiesigen Bestand aus.

Zwei weitere Effekte begünstigen den Anstieg zusätzlich: Viele Bürger wünschen sich den "Glücksbringer" auch bei sich und errichteten weitere Nisthilfen, die die Vögel gezielt annehmen. So wie Menschenansammlungen vor einem Schaufenster weitere Schaulustige anziehen, scheint es bei den in sozialen Systemen organisierten Störchen ähnlich zu sein: Wo viele sind, muss es sich lohnen. Dies erklärt besonders die Zunahme dort, wo sich ohnehin schon mehrere Paare angesiedelt haben, siehe Jössen (4), Friedewalde (5), Todtenhausen (3), Gehlenbeck (3) und Unterlübbe (3). Tendenziell wird zunächst verdichtet, dann erst in die Fläche expandiert.

Zu lohnen scheint es sich auch für Storch "Hegoland 814B". In diesem Jahr brütet er bereits zum 21. Mal in Folge in Jössen. Er hat 38 Nachkommen, die ausgeflogen sind und ist damit nach Storchenexperte Bense "der älteste Brutvogel weit und breit". Für den Experten besonders selten: Vor 23 Jahren flog der Storch selber zum ersten Mal von Jössen in die Welt.

Die Niederungen der Weser und Bastau mit den storchenreichen Orten Petershagen und Hille scheinen nahezu gesättigt. Im Westen des Kreises gewinnen die Störche erst langsam alten Siedlungsraum zurück. Der "Sprung über den Berg" südlich des Weser- und Wiehengebirges, vom Aktionskomitee lange erhofft, schreitet mit Brutvorkommen in Hüllhorst-Tengern und Porta-Eisbergen aber nur langsam voran. Der Horst am Großen Weserbogen in Costedt wurde auch in diesem Jahr nicht angenommen.

Information
  • Das Aktionskomitee "Rettet die Weißstörche im Kreis Minden-Lübbecke" bietet über eine Webcam Einblicke ins Storchennest. Die Aufnahmen sind auf der Website des Vereins zu finden.
  • Weitere Informationen auch im Westfälischen Storchenmuseum im Haus Windheim No. 2, Im Grund 4, Petershagen, Tel. (0 57 05) 9 58 67 71
  • www.stoerche-minden-luebbecke.de