Diesel-Affäre verunsichert Kunden in Lübbecke

Lübbecker Land. Christoph Schlüter, Geschäftsführer und Verkaufsleiter des Autohauses Lübbecke, ist alles andere als begeistert, dass die Marke VW im Fokus steht, seit vor fast zwei Jahren US-Behörden Manipulationsvorwürfe gegen den Wolfsburger Konzern erhoben und ihm vorwarfen, bei den Abgaswerten von Diesel-Autos getrickst zu haben. "Als Händler sind wir zwar nur mittelbar betroffen", sagt Schlüter. Aber natürlich stelle man sich die Frage, ob die Kunden der Marke untreu würden "und damit unserem Haus". Insofern gehörten Autohäuser mit zu den Leidtragenden. Als die ersten Vorwürfe gegen VW aufkamen, dachte der VW-Mann noch, die Angelegenheit werde sich schnell aufklären und die Aufregung nicht lange dauern. Rückblickend stellt Christoph Schlüter allerdings fest: "Die Diesel-Affäre hat eine größere Dimension als gedacht." Eine Verpflichtung für die Kunden Zwischen 1.500 und 2.000 Diesel-Kunden hat das Autohaus in seiner Kundenkartei. Der Großteil von ihnen sei "durch mit der Nachrüstung", sagt Schlüter und erinnert daran, dass die Besitzer der betroffenen Fahrzeuge verpflichtet seien, das Update vornehmen zu lassen. Angesichts der vierstelligen Kundenzahl erscheint die Zahl der Kunden gering, die sich beschwert haben. "Keine zehn" seien es gewesen, die Schlüter zufolge ihr Auto zurückgeben oder eine Garantie dafür wollten, dass es eine technische Lösung ohne Leistungseinbußen gebe.Insofern habe es im Autohaus weder Umsatzeinbußen noch weniger Betrieb in der Werkstatt gegeben. Arbeitsplätze dürfen nicht gefährdet werden "Der Weckruf war deutlich", fasst Christoph Schlüter zusammen und ist davon überzeugt, dass die deutsche Automobilindustrie das Thema Elektromobilität jetzt "nicht mehr länger aussitzen", sondern Konzepte entwickeln werde, "um den Antrieb völlig neu auszurichten." Bei allem Unmut über manipulierte Software und den Verdacht unzulässiger Absprachen der Autohersteller weist Christoph Schlüter darauf hin, dass jeder fünfte Arbeitsplatz in Deutschland direkt oder indirekt mit dem Auto verbunden sei: "Das darf man nicht gefährden." "Kein faires Verhalten von Volkswagen" Auch Marcus Gorzelik, Verkaufsleiter der WestfalenGarage in Lübbecke, verdient seine Brötchen mit dem Autogeschäft. Gerade die älteren Kunden seien nun verunsichert und unschlüssig, ob sie sich tatsächlich einen Wagen mit Dieseltechnologie zulegen sollten. Sein Autohaus verkauft hauptsächlich Autos von Volkswagen. Doch trotz der fortlaufenden Hiobsbotschaften aus Wolfsburg scheint das dem Absatz der Marke hier in Lübbecke nicht zu schaden. Zwar seien einige Kunden verärgert, doch einen Einbruch der Verkaufszahlen spüre das Autohaus Westfalen-Garagenicht. Trotzdem: "Wie sich Volkswagen gegenüber seinen Kunden verhalten hat, ist nicht fair", sagt Gorzelik. Fahrverbote sind ein großes Thema Die Affären der deutschen Automobilhersteller: Sie sind naturgemäß auch bei den Mitgliedern des ADAC ein großes Thema. Das bestätigt Ralf Collatz. Er ist Pressesprecher des Automobilclubs und zuständig für den Bereich Ostwestfalen-Lippe. "Derzeit bekommen wir hier zwischen fünf und zehn Anfragen am Tag, die sich um Dieselmotoren drehen", sagt er. Besonders die aktuelle Nachrichtenlage versunsichere die Kunden umso mehr. Mögliche Fahrverbote für Dieselautos in größeren Städten seien ein großes Thema bei den Anrufern. Collatz warnt aber vor übermäßiger Panikmache. Er glaube nicht, dass die meisten Dieselbesitzer, insbesondere aus dem Lübbecker Umland, direkt von Fahrverboten betroffen wären, schließlich seien diese ja nur in Städten wie Köln oder Stuttgart im Gespräch.

Meistgelesen