Einer der letzten seiner Art: Minden-Lübbecker Tante-Emma-Laden schließt

Hüllhorst. Seit 93 Jahren gibt es den kleinen Laden an der Oberbauerschafter Straße 87 schon. Nun schließt der Tante-Emma-Laden zum Jahresende. Inhaberin Helga Kottmeier öffnet am 24. Dezember zum letzten Mal die Türen: &bdquo;Um 12 Uhr wird dann der Schlüssel umgedreht – für immer." Dass die Tage des Geschäfts gezählt sind, ist bereits jetzt zu erkennen: Einige Regale sind schon leer und &bdquo;die bleiben auch leer", sagt Kottmeier. Neben den im Dorf beliebten Brötchen gibt es nun vor allem Schreibwaren zu kaufen: von Ordnern über Hefte bis hin zu Tuschkästen. Auch selbst gestrickte Socken gehören noch zu dem Sortiment. &bdquo;Ich stricke 50 Paar Socken pro Jahr." Den kleinen Laden besuchen vor allem Stammkunden, aber ab und zu trauen sich auch neue Gesichter herein. &bdquo;Vor vier Wochen kam ein neuer Kunde, der zugezogen ist", berichtet Kottmeier. Er sei direkt wiedergekommen, weil er die Brötchen so lecker gefunden habe. Zur Geschichte des Ladens: Der letzte seiner Art: Hüllhorster Tante-Emma-Laden vor 90 Jahren eröffnet Kunden bestellen Brötchen über Whatsapp Wenn der Laden um halb sechs in der Früh aufmacht, ist Helga Kottmeier schon eine Stunde auf den Beinen. Aber einen langen Arbeitsweg hat sie nicht. Eine hintere Tür im Laden führt direkt in ihr Wohnhaus. Dort befindet sich auch ihr Büro mitsamt Laptop und Smartphone. Letzteres wurde immer wichtiger für den alltäglichen Betrieb: Manche Kunden würden ihre Brötchen nämlich über Whatsapp bestellen. Der Spaß an der Arbeit sei ihr trotz des hohen Alters nie vergangen: &bdquo;Ich freue mich, wenn ich morgens aufstehe und die ersten Kunden bedienen kann." Sie sei stets &bdquo;mit Leib und Seele" dabei. &bdquo;Der Laden gehört zu meinem Leben." Es habe zwar auch stressige Phasen gegeben, doch im Nachhinein blicke sie glücklich auf die Zeit im Laden zurück. Einzelkauffrau sei schließlich ihr Traumberuf gewesen. Traurig sei sie allerdings nicht, dass dieses Kapitel in ihrem Leben nun zu Ende geht. &bdquo;Sicher bin ich noch fit", sagt die 79-Jährige. &bdquo;Aber irgendwann muss man eine Grenze setzen." Hinter dem Laden an der Oberbauerschafter Straße 87 steckt eine lange Geschichte: 1932 eröffneten die Schwiegereltern von Helga Kottmeier das kleine Geschäft. Sie selbst arbeitet mittlerweile schon seit 62 Jahren hier, erst als Angestellte, dann als Inhaberin. Gemeinsam mit ihrem Mann leitete sie den Laden später 15 Jahre lang. Doch seit 1989 steht die Witwe alleine hinter dem Ladentresen. Nach der Geschäftsaufgabe zum Ende des Jahres sollen die Räumlichkeiten erst einmal leer bleiben. Bioläden in der Krise? Bioladen-Inhaber wünscht sich mehr Biohöfe im Kreis Minden-Lübbecke Großer Verlust für das Dorf Während ihre Familie schon Angst hat, &bdquo;dass ich in meinem Sessel versinke, sobald der Laden zu ist", versichert Kottmeier: Das wird nicht passieren. &bdquo;Ich habe viele Bekannte im Dorf und gehe jeden Tag für eine Stunde spazieren." Außerdem würden regelmäßig Freunde zu Besuch kommen, um sich von ihr die Haare schneiden zu lassen – ursprünglich hat Kottmeier nämlich eine Ausbildung zur Friseurin gemacht. Für Oberbauerschaft sei die Schließung des Ladens ein &bdquo;großer Einschnitt und Verlust", hält Ortsvorsteher Matthias Dabelstein fest. &bdquo;Glücklich sind wir da alle nicht drüber, aber es ist nachvollziehbar." Schließlich wird Helga Kottmeier bald 80 Jahre alt und es seien immer weniger Menschen in den Laden gekommen. Lesen Sie auch: Aus Liebe zum Backen: Paar aus Hüllhorst eröffnet eigenes Café &bdquo;Dann gibt es hier keine Nahversorgung mehr, keine Lebensmittelgeschäfte, keine Bäcker", sagt Dabelstein. Das sei insbesondere für ältere Menschen schwierig, die nicht mehr so mobil sind. &bdquo;Früher gab es fünf Bäcker", erinnert sich Kottmeier und Dabelstein ergänzt: &bdquo;Unser größtes Problem in Oberbauerschaft ist, dass wir ein Straßendorf sind. Es gibt keinen Ortskern." Daher würde sich niemand dazu entscheiden, hier ein Geschäft zu eröffnen. So müssten die Oberbauerschafter zum Einkaufen bis nach Lübbecke, Hüllhorst oder Stift Quernheim fahren. Für Dabelstein geht es aber nicht nur um den weiteren Wegfall einer Einkaufsmöglichkeit: &bdquo;Die Gespräche mit Tante Helga werden fehlen." 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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