Mord ohne Leiche: Neue Hinweise belasten Angeklagten im Fall Jörg D. aus Hüllhorst

Bielefeld/Hüllhorst. Staatsanwalt Christopher Yorck wirft dem Angeklagten Reinhard M. aus Enger Mord aus Habgier vor. Er soll Jörg D., der in Hüllhorst eine Metallbaufirma betrieb, getötet haben. Als der Unternehmer im Oktober vergangenen Jahres wie vom Erdboden verschwunden war, meldeten ihn sein Sohn und ein Mitarbeiter bei der Polizei als vermisst. Bis heute gibt es keine Spur von dem Hüllhorster. Doch aus dem Vermisstenfall wurde inzwischen ein Mordfall. Der 36-jährige Angeklagte Reinhard M. geriet in den Fokus der Ermittlungen, als er sich Polizeibeamten als Nachfolger des Unternehmers D. präsentierte. Lesen Sie auch: Zeuge wird angeklagt: Mordprozess ohne Leiche im Fall Jörg D. aus Hüllhorst Mit der akribischen Arbeit der Ermittler, speziell der Spurensicherung und deren Ergebnissen, zeichnet sich offenbar ab, dass es sich bei dem Engeraner gemäß der Mordanklage um den mutmaßlichen Täter handeln könnte, der sich Immobilien, Geschäftsräume und Besitztümer von Jörg D. aneignen wollte. Vor dem Landgericht Bielefeld sagten am Donnerstag, 4. Juli, ein Beamter der Spurensicherung sowie der Leiter der Mordkommission, Markus Mertens, aus. Sie gaben einen Einblick in ihre Arbeit und belasteten den Angeklagten mit den Ergebnissen ihrer Ermittlungen schwer. Das wurde im Auto von Jörg D. gefunden Als Zeuge sagte ein Spurenermittler aus, der das Fahrzeug des Angeklagten, einen Mercedes Vito, auf den Kopf gestellt hatte. Im Wagen unter der Sonnenblende wurden schriftliche Unterlagen wie ein Vertrag über die Vermietung der Lagerhalle und Geschäftsräume von Jörg D. gefunden. Hinter dem Beifahrersitz stand eine Stofftasche, in der sich umfangreiche Dokumente des Hüllhorsters wie Reisepässe, Bankunterlagen, Schlüsselbund und auch der Autoschlüssel des Porsche befanden. Das Auto des Unternehmers wurde seinerzeit lange gesucht und schließlich in den Niederlanden gefunden. In einer schwarzen Mappe steckten der Kfz–Schein des Sportwagens und eine Tankkarte. &bdquo;Es sah aus, als hätte der Täter alle möglichen Dinge aus dem Auto des Unternehmens zusammengerafft und dann in seinem Auto verstaut“, sagte der Zeuge vor Gericht aus. Lesen Sie auch: Hüllhorster Vermisstenfall: Wie das Auto des Unternehmers Jörg D. in Hengelo gefunden wurde Die gefundenen Gegenstände landeten im Labor und wurden später durch das Landeskriminalamt untersucht. Auch ein weißes Pulver wurde im Fahrzeug des Angeklagten gefunden. Um welchen Stoff es sich handelt, steht nicht fest. Es könnte Kalk sein, der unter anderem Verwesungsgerüche von menschlichen Körpern neutralisiert, meinte der Vertreter der Nebenklage. Ermittler ließen Handy von Jörg D. orten Als Zeuge sagte dann der Leiter der Bielefelder Mordkommission, Markus Mertens, aus. Er berichtete von Handy-Ortungen des damals noch Vermissten, vom Entdecken seines Porsche Cayenne in Melle und später in Hengelo in den Niederlanden. Am 23. Oktober vergangenen Jahres sei das Handy nicht mehr zu orten gewesen, so Mertens. &bdquo;Es wurde immer wahrscheinlicher, dass es dem Unternehmer nicht gut geht“, sagte der Mordermittler. Zum ersten Mal wurde Reinhard M. bei der Polizei vorgeladen, vernommen und wieder entlassen. Es bestand noch kein konkreter Tatverdacht gegen ihn. Dann wurde ein Objekt des Verdächtigen in Enger durchsucht. Eine Lagerhalle stand leer, man erfuhr, dass Reinhard M. zum 19. Oktober nach einer Klage einen Räumungstermin hatte. Alle Gegenstände aus der Halle mussten raus, große Boote, Trailer und Pkw. Die mussten irgendwo hin und da war die Halle von Jörg D. genau richtig, vermutete Mertens. In der Zwischenzeit waren die Telefone des Verdächtigen angezapft worden und die Ermittler hörten von einer geplanten Flucht ins Ausland. Da klickten die Handschellen und Reinhard M. wanderte in Untersuchungshaft. Diese Spuren wurden von Jörg D. gefunden Am Porsche Cayenne wurden später Spuren des Angeklagten gefunden. In der Lagerhalle des verschwundenen Unternehmers wurde eine Überwachungskamera entdeckt. Der Speicherstick wurde am 18. Oktober 2023 gegen 16 Uhr gestoppt. An diesem Tag, gegen 14 Uhr, wurde vermutlich auch das letzte Foto des Opfers gemacht. Man fand es auf dem Handy des Angeklagten. Überreste der Kleidung, die das Opfer auf dem Bild trägt, wurden später in einer Feuertonne auf dem Gelände des Unternehmers D. gefunden. &bdquo;Herr D. wurde ausgezogen und seine Kleidung verbrannt. Was man dann mit dem Opfer gemacht hat, können wir uns bis heute nicht erklären“, sagte Markus Mertens. Lesen Sie auch: Mordfall Jörg D.: Spurensicherung findet nicht nur Blutspuren in Hüllhorster Lagerhalle Der Prozess wird am Montag, 8. Juli, fortgesetzt.

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