Mordfall Jörg D.: Spurensicherung findet nicht nur Blutspuren in Hüllhorster Lagerhalle

Enger/Hüllhorst/Bielefeld. Was ist mit dem vermissten Hüllhorster Unternehmer Jörg D. passiert? Der erste Prozesstag vor dem Landgericht brachte keine Klarheit. Nun äußerten sich am zweiten Prozesstag weitere Zeugen: In der Lagerhalle des Unternehmers seien nicht nur Blutspuren gefunden worden. Zudem soll die Firma des 62-Jährigen alles andere als gut gelaufen sein. Wie bereits berichtet, wurde im Zuge der Ermittlungen am 30. November vergangenen Jahres die Lagerhalle des vermissten Jörg D. durchsucht. Dabei schlug ein Leichenspürhund im hinteren Bereich der Halle an. Das berichtet eine Hauptkommissarin der Spurensicherung. Die Ermittler fanden dort eine beschädigte Brille – mutmaßlich die des verschwundenen Unternehmers – eine Wischspur und einen ganzen Handabdruck an der Wand. Die Spuren befanden sich &bdquo;im engsten Raume“ beieinander, so die Beamtin der Spurensicherung. Blutspuren und verbrannte Kleidung des Unternehmers Bei einer Analyse der Wischspur mit Chemikalien und einer UV-Lampe wurden unter dem UV-Licht mehrere aufleuchtende Tropfen sichtbar. An der Brille wurden laut der aussagenden Polizisten keine Blutspuren gefunden. Schließlich wurden auf einem Barhocker in derselben Ecke der Halle mögliche weitere Blutspuren gefunden. Darüber hinaus fand die Spurensicherung in der Mitte der Halle eine abgedeckte &bdquo;Feuertonne“. Darin fanden die Beamten Überreste von verbrannter Kleidung. Dabei handele es sich um Schuhe, ein Hemd, ein Unterhemd und eine Jeanshose sowie einen nicht näher identifizierbaren Klumpen. Bei einer erneuten Untersuchung wurde in Überresten eines Sockens ein Haar gefunden, berichtet die Polizistin. Um wessen Haar es sich handelt, darüber wird an diesem Prozesstag aber noch keine Aussage getroffen. Zudem könne es sich laut der Beamtin bei einem der gefundenen Überreste in der Feuertonne möglicherweise um Knochen handeln. Blutspuren im Ausland gefunden – Leiche unauffindbar Eine Leiche wurde bei den Durchsuchungen nicht gefunden. Zwar wurden einige neu gepflanzte Bäume ausgehoben, die Leichenspürhunde schlugen laut Aussage der Polizisten dort aber nicht an. Sie berichtet aber, im Wohnhaus, das unmittelbar an der Lagerhalle liegt, &bdquo;ein völliges Durcheinander“ vorgefunden zu haben. Dort hatte es sich scheinbar der angeklagte Reinhard M., ein 37-Jähriger aus Enger, mit Angehörigen wohnlich eingerichtet. Es habe ausgesehen, als sei dort &bdquo;erstmal alles rein“ gepackt worden. Eine weitere mögliche Blutspur wurde schließlich im niederländischen Hengelo abgestellten Porsche Cayenne von Jörg D. gefunden. Das Auto war mit zahlreichen Kleidungsstücken und einigen Hygieneartikeln vollgestopft worden. Weiterer Unternehmer äußert sich zu Jörg D. Doch was ist noch über den Hüllhorster Unternehmer bekannt und könnte Aufschluss über den Tathergang geben? &bdquo;Das kam mir alles Spanisch vor“, sagt L., ein Maschinenbau-Unternehmer aus Hüllhorst. Er ist ein weiterer geladener Zeuge an diesem Tag und gibt einen Einblick, wie der Vermisstenfall überhaupt ins Rollen kam – und wie das Leben von Jörg D. aussah. Er kenne D. &bdquo;seit den 90ern“, sagt L. Der Vermisste sei ein Bekannter und Geschäftspartner seines Vaters gewesen. In den vergangenen anderthalb Jahren habe L. engen Kontakt mit D. gehabt. Sie hätten sich täglich bei Whatsapp geschrieben. Wenn D. an seinem Lebensmittelpunkt in Bulgarien war, habe L. seine Post weitergeleitet und Überweisungen für ihn getätigt. Dafür habe ihm Jörg D. Zugriff auf sämtliche Konten eingeräumt. Das passierte am Tag des Verschwindens von Jörg D. Am 18. Oktober, dem Tag des Verschwindens, habe er morgens gegen 7 Uhr seine letzte Nachricht von D. bekommen, sagt L. Screenshots belegen das. Eine Whatsapp-Nachricht am Nachmittag desselben Tages wurde schon nicht mehr als zugestellt angezeigt. Am Folgetag schickte L. erneut eine Nachricht, die nicht ankam. &bdquo;Dann habe ich meinen Vater hingeschickt“, sagt L. Dieser habe dort zwei Männer angetroffen, die behauptet hätten, Lagerhalle und Wohnhaus von D. gekauft zu haben. Einer von ihnen war der nun angeklagte Reinhard M. Daraufhin habe L. einen weiteren Bekannten von D. kontaktiert. Dieser habe die Immobilie für Jörg D. bei Ebay-Kleinanzeigen eingestellt. Dieser berichtete von einer verdächtigen Anfrage über die Plattform. Gemeinsam seien sie dann erneut zu der Hüllhorster Firma gefahren. Suche nach Jörg D. beginnt Dort habe Reinhard M. behauptet, die Halle für 60.000 Euro für ein Jahr gemietet zu haben, sagt L. Angeblich soll es einen handschriftlichen Mietvertrag gegeben haben. &bdquo;Den konnte er mir aber nicht zeigen“, sagt L. Die ganze Angelegenheit sei ihm komisch vorgekommen, sagt L. Denn: Jörg D. habe ihn weder über eine Vermietung noch über eine weitere Reise nach Bulgarien informiert. Daraufhin habe er mehrere Kontaktpersonen – unter anderem Jörg D.’s Freundin in Bulgarien – angesprochen und mehrfach die Polizei aufgesucht, um Jörg D. als vermisst zu melden. Finanzielle Lage und Alkoholkonsum von Jörg D. Auf Nachfrage des Vorsitzenden Richters Sven-Helge Kleine und von Verteidiger Holger Rostek werden anschließend noch D.s finanzielle Lage und sein Alkoholkonsum Thema. Laut L. soll der Zustand der Lagerhalle &bdquo;desaströs“ gewesen sein und es in der Vergangenheit bereits eine Kontopfändung gegeben haben. Jörg D. habe sich um seine Firma &bdquo;nicht gekümmert.“ Zudem soll der Hüllhorster Unternehmer regelmäßig getrunken haben. &bdquo;Dann hat er gesagt: ’Alles ist scheiße’“, so L. Der nächste Prozesstag findet am Donnerstag, 6. Juni, statt.

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