Bürgermeister Bernd Rührup: "Ich möchte die Menschen mitnehmen"

Was hat Sie bewogen erneut zu kandidieren? Bernd Rührup: Ich habe den Wählern mein Wort gegeben, dass das Bürgermeisteramt nicht nur ein Sprungbrett für mich ist. In meiner Amtszeit habe ich die Themen angepackt, die zukunftsweisend für die Gemeinde sind, aber auch kribbelig. Die Diskussion um die Grundschulen, das ist etwas, das hätte ich auch raus schieben können, um die Auseinandersetzung zu vermeiden. Ich finde es aber wichtig, das anzupacken. Gleiches sehe ich für die Entwicklung der Feuerwehrhäuser. Da haben wir erste Schritte gemacht und ich möchte das Projekt zum Abschluss bringen. Die Gesamtschule möchte ich baulich strahlen und glänzen sehen. Welche drei Themen für Hüllhorst stehen bei Ihnen ganz oben auf der Prioritätenliste und sollen in den kommenden fünf Jahren vorangebracht werden? Rührup: Klimaschutz ist mir wichtig. Aber mit Plan und Strategie. Das heißt für mich, die Menschen und Unternehmen mitzunehmen. Das entspricht meiner Amtsführung. Mit dem integrierten Klimaschutzkonzept haben wir die Grundlage gelegt und bereiten gerade die Ausschreibung der Stelle des Klimaschutzmanagers vor. Zweitens die Digitalisierung voranbringen. Ergänzend zum Glasfaserausbau brauchen wir ein gutes Funknetz. Informationen sollten von jedem Punkt abrufbar sein. Digitalisierung schließt das Rathaus und Bürgerdienstleistungen ein. Der dritte Punkt ist die Infrastruktur, das heißt, dass Gebäude, Straßen, Schulen und Sportanlagen zukunftsfähig sind. Bürger wünschen sich mehr Mitsprache und direkte Demokratie. Gibt es Ideen, wie das umgesetzt werden könnte? Ein Beispiel wäre ja die Diskussion um die Neuausrichtung der Grundschullandschaft. Rührup: Ich habe 30 Jahre Erfahrung in der Verwaltung und keine Kommune erlebt, in der Bürgerbeteiligung mehr gelebt wird, als in Hüllhorst. Wir haben Bürgerbeteiligung beim Straßenausbau und zu Projekten in den Ortsteilen. Bei den Grundschulen gab es den eindringlichen Appell der Schulleitungen über die Schulen neu nachzudenken und es gab einen fraktionsübergreifenden Antrag dazu sowie eine Entscheidung, wie das Verfahren aussehen soll. Mit der Bildung einer Kommission, die den Prozess in ihre Organisationen und Ortsteile zurück spiegeln sollte. Ich bin ein Fan von Bürgerbeteiligung, aber wir brauchen hier Konzept, Messgrößen und eine Struktur. Man kann nicht einfach nur zusammenkommen und jeder ruft seine Meinung in den Raum. Gewählte, politische Vertreter sollten sich nicht hinter Bürgerbeteiligung verstecken, sondern müssen vielleicht auch einmal eine Entscheidung treffen, die nicht allen gefällt. Und egal, was wir letztlich entscheiden, es wird nicht allen gefallen. Kommunen punkten gerne mit ihrer Familienfreundlichkeit. Wo sehen Sie für Hüllhorst noch Luft nach oben? RÜHRUP: Das ist in Hüllhorst ein großes Thema und da ist in den letzten 20 Jahren viel gemacht worden. Wir haben das Bündnis für Familie, das sich intensiv um den Transport dieser Philosophie zu den Bürgern und Unternehmen gekümmert hat. Wir haben Programme entwickelt, die Skateranlage und das Jugendcafé Ilex und eine Zertifizierung für familienfreundliche Einrichtungen.Die Herausforderung ist jetzt das Feld Familie und Beruf. Die Betreuungsangebote im Offenen Ganztag, hier gibt es eine riesige Nachfrage, und den Kitas müssen mit den Trägern weiterentwickelt und ausgebaut werden. Welche Eigenschaften sollte ein Bürgermeister haben, die Sie mitbringen? Rührup: Man sollte gerne mit Menschen zusammen sein, als Netzwerker und Moderator wirken und Interessensgruppen zueinander bringen. Da habe ich viele Jahre Erfahrung im Bereich Stadtmarketing und Stadtentwicklung sammeln können. Es gehört Verwaltungskompetenz und Führungserfahrung dazu. Gestalten geht nicht ohne Verwalten. Die mehr als 100 Mitarbeiter im Rathaus erwarten diese Kompetenz und fordern auch Entscheidungen. Die wichtigste Eigenschaft ist aber in meinen Augen die Dinge bis zum Ende zu durchdenken und die Folgen im Blick zu haben. Gerade in der Corona-Pandemie zeigt sich die Bedeutung von Digitalisierung. Was muss noch getan werden? Rührup: Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass es viele Dinge gibt, die das Arbeitsleben erleichtern können. Aber es geht nicht nur mal eben um eine App, sondern auch darum datenschutzkonform und datengeschützt zu arbeiten. Wie sieht für Sie ein bürgerfreundliches Rathaus aus? Rührup: Ich glaube, wir sind da nicht so schlecht dran. Wir haben Brainstorming-Runden mit den Fachbereichsleitern und den Teams zur Frage, wie wir den Bürgerservice noch verbessern können. Baulich gesehen könnte der Eingangsbereich im Rathaus schöner und angenehmer sein. Aber letztlich hängt Bürgerfreundlichkeit an den Menschen und dem, was auf der Führungsebene vorgelebt wird. Es gibt auch mal Kritik von außen, aber auch ganz ganz viel Lob. Gibt es etwas, was Sie sich für Hüllhorst aus anderen Kommunen abgucken möchten? Wo könnten die Kommunen noch enger zusammenarbeiten? Rührup: Man guckt immer mal nach links und rechts. Die Bürgermeister treffen sich regelmäßig. Wir haben gerade eine Kooperation im Tourismus auf den Weg gebracht, die Volkshochschule unterhalten wir zusammen und mit Lübbecke haben wir eine Gleichstellungsbeauftragte. Interkommunale Zusammenarbeit ist Tagesgeschäft. Wie wollen Sie als Bürgermeister für ein gutes Klima im Rat sorgen? Rührup: Ich leiste meinen Beitrag dadurch, dass ich jedes Ratsmitglied und jede Fraktion mit dem gleichen Respekt behandel. Was macht für Sie den Ort Hüllhorst ganz besonders? Rührup: Ich bin in Hüllhorst aufgewachsen und liebe diese Gemeinde. Auch wenn ich einmal in anderen Städten war, bin ich immer Holser geblieben. Meine Familie kommt aus dem Ort, da sind meine Freunde, mein Sportverein. Ich liebe das ländliche Leben und die Traditionen, die damit verbunden sind.

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