Hüllhorst-Oberbauerschaft. "Silke hat ihn gerade gelesen", sagt ein Mann schmunzelnd vor dem Festzelt, nachdem Bürgermeister Bernd Rührup den verschlossenen Umschlag mit dem Namen des Erntekönigs auf der Bühne öffnet. Ob die bisherige Regentin Silke Oevermann hinter Rührup stehend es wirklich gesehen hat, bleibt aber wohl ungewiss. Fest steht, wer das neue Königspaar wird, ist bis zur Verkündung ein strenges Geheimnis und das auch beim diesjährigen 77. Erntefest in Oberbauerschaft.
"Damit bist Du, lieber Matthias Dabelstein, neuer Erntekönig des Jahres 2019/2020", erklärte Rührup nach kurzer Ansprache. Zusammen mit seiner Ehefrau Nicole präsentierte sich der neue König seinem Volk. "Das Königspaar – es lebe hoch, hoch, hoch", stimmte der Bürgermeister mit der Menge an. In der Roggenähre des Erntekönigs konnten 86 Körner gezählt werden.
Die Dorfkapelle Oberbauerschaft stimmte daraufhin das Einzugslied an und marschierte ins Festzelt am Sportplatz, das Königspaar lief strahlend und winkend hinterher.
Für ehrenamtliches Engagement gab es die Goldenen Weizenähre
Im Vorhinein gab es von den Verantwortlichen auch die Verleihung der Goldenen Weizenähre für besonderes Engagement über viele Jahre hinweg. Ausgezeichnet wurden Joachim Struckmeyer, der auch am Sonntag mit der Volkstanzgruppe auftrat, sowie Dieter Brinkmann, der 1970 die Sportschützen Oberbauerschaft gründete. Seit Jahrzehnten sind die beiden in der Dorfgemeinschaft aktiv.

Es sei keine Selbstverständlichkeit ein Ehrenamt auszuführen. Mit der Goldenen Weizenähre würde das Ehrenamt entsprechend gewürdigt werden, sagte der stellvertretende Landrat Reinhard Wandtke in seiner Ansprache.
Dass das Erntefest für die Oberbauerschafter eines der absoluten Höhepunkte im Jahr ist, zeigte auch der Samstag vor der Verkündung des neuen Erntepaares. Denn da lud das nun ausscheidende Königspaar Silke Oevermann und Bernd Oelmeier auf ihren Hof ein. Wie am Sonntag sorgten auch dort die Kids der Grundschule Oberbauerschaft unter der Leitung von Lehrer Alexander Kirchhoff für einige tänzerische Einlagen und die Dorfkapelle für die musikalische Untermalung. Die hunderte Gäste waren bestens zufrieden.
"Dank der Helfer konnten wir alles gut stemmen"

Der Vorsitzende des Festausschusses Helmut Ostermeier sagte am Samstag: "Der Hof Oevermann ist zur königlichen Residenz verzaubert worden". Silke Oevermann erklärte, dass die Aufbauarbeiten Anfang September gestartet sind, insbesondere aber in der letzten Woche viel zu tun war. "Dank der ehrenamtlichen Helfer konnten wir alles aber gut stemmen".
Aber nicht nur auf dem Hof war zu erkennen, dass die Oberbauerschafter ihr Erntefest feiern. Im gesamten Ort schmückten Getreidedekorationen die Straßen. Als die Sonne am Samstag langsam unterging, machte sich das feiernde Volk vom Hof Oevermann auf in Richtung Festzelt am Sportplatz.
Mit großer Unterstützung der Freiwilligen Feuerwehr wurde die Oberbauerschafter Straße gesperrt, sodass der Umzug problemlos vonstatten ging. Viele Zuschauer am Straßenrand jubelten dem scheidenden Königspaar zu.
Bis tief in die Nacht feierten die Oberbauerschafter
"Die Erntekönigin kam zu uns ins Rheinland zum Karneval und wir nun nach Oberbauerschaft zum Erntefest", erklärte Carola, die mit ihren Freunden Irene, Thomas, Kalli und Helga vom eigenen Hof den Umzug bestaunte.
Im Anschluss feierten die Oberbauerschafter bis tief in die Nacht ihr Erntefest, bevor es am Sonntag mit einem gemeinsamen Frühstück und einem Gottesdienst weiterging. Nach der Bekanntgabe des neuen Erntekönigspaares spielten die Dorfkapelle und DJ Holger im Festzelt.
Die wichtigste Aussage bleibt aber: "Hier wirken viele mit" von Bürgermeister Rührup. Und das stimmt wohl. Ohne die Helfer, Macher und Ehrenamtler sei ein solches Fest an zwei Tagen und mit soviel Tamtam auch nicht möglich.