Hüllhorst

Als das alte Amtshaus am Reineberg umzog

Auf den Spuren des Reineberges (3): Das Amtshaus zieht um

Damit nichts verloren geht: In mühevoller Kleinarbeit haben Reineberger Bürger alte Dokumente, alte Fotos, Stammurkunden der Höfe und Familien zusammengetragen. Lieselotte Klostermann stellte auf ihrem Hof eine Tafel auf, die veranschaulicht, wie sich das Anwesen in der Folge der Generationen verändert hat. | © Sigrid Dittmann

Sigrid Dittmann
04.08.2015 | 04.08.2015, 12:55

Hüllhorst. Im Jahr 1842 kaufte die Familie Niemeyer aus Lübbecke das Alte Amtshaus am Fuße des Reineberges. Die Familie Niemeyer betrieb zu dieser Zeit eine Nagelschmiede in Lübbecke.

"Tag und Nacht wurde in der Nagelschmiede gehämmert, denn es war die einzige Nagelschmiede weit und breit", erzählt Heimatpfleger Günther Niedringhaus. "So kam die Familie zu einem gewissen Wohlstand. Sicher wollten die Lübbecker Bürger diese Lärmbelästigung gerne los werden und waren froh, dass die Familie mit dem Betrieb zum Reineberg zog."

Noch viele Jahre befand sich das Amtshaus auf dem neuen Anwesen der Familie Niemeyer. "Leider fand das neue Amt Hüllhorst keinen besseren Platz für die Regierungsgeschäfte. So bleiben sie noch fast 25 Jahre in dem alten Amtshaus", weiß Willi Niemeyer. Für den damaligen Amtmann wurde im Jahre 1864 am "Lohpol" (heutiger Standort des Rathauses) eine Wohnung errichtet.

Bei einem Brand im Jahre 1867 wurde  das Gebäude des Alten Amtshauses stark zerstört. Da gab es keinen anderen Ausweg - für die Amtsgeschäfte musste ein neuer Standort gefunden werden. So erweiterte man die Wohnung des Amtmannes und das heutige Rathaus entstand. Der Umzug in das neue Rathaus erfolgte 1895.

Bis 1954 diente das Gebäude dem Rat und der Gemeinde als Amtssitz, bis es 1956 abgerissen wurde und das heutige Verwaltungsgebäude entstand. Die ehemalige Wohnung des Amtmannes diente als Amtskasse. 1973, im Zuge der kommunalen Neugliederung, erhielt das Gebäude den Titel "Rathaus".

Die Familie Niemeyer beseitigte die Brandschäden aus dem Jahr 1867 und baute das in ihrem Besitz befindliche Alte Amtshaus wieder zu einem landwirtschaftlich genutzten Anwesen aus. Nach mehreren Umbauten ist heute auf den ersten Blick nicht mehr viel vom früheren Amtsgebäude zu erkennen. Nur der Gewölbekeller zeugt noch von vergangenen Zeiten.

Die Reineberger Bürger - heute gibt es hier 32 Anwesen und 81 Einwohner - sind dennoch eine vertraute Gemeinschaft geblieben. Im Jahre 2008 gründeten sie den "Freistaat Reineberg". Zu ihrem Burgvater wählten sie Ulrich Beckschewe. "Jeden Monat treffen wir uns in der Wiehentherme Struckmeyer, so bleiben wir untereinander im Gespräch, können alle anfallenden Sorgen und Probleme besprechen und Lösungen finden", erzählt der Burgvater.

Die Reineberger pflegen ihre Vergangenheit. So trugen sie viele alte Fotos, Urkunden und Geschichten zusammen, damit auch die nachfolgenden Generationen  über die Entstehung der Höfe und die Geschichten der dort lebenden Familien informiert sind.

"Es ist sehr wichtig, dass auch junge Menschen, die  hier leben, die Geschichten rund um den Reineberg kennen. Denn so lebt die Vergangenheit auch in der heutigen Zeit weiter und das stärkt das Gefühl  für Tradition bei  unserer Jugend", resümieren Willi Niemeyer und Ulrich Beckschewe, die sich sehr für ihren Wohnort, den Reineberg, einsetzen.