Hüllhorst/Kamerun

Baptisten Brüdergemeinde Hüllhorst baut Kinderheim und Krankenstation

Afrika-Projekt beeindruckt

Spielen im Sand: Die Wohnanlage in Dimako mit allen neuen Gebäuden liegt direkt am Rand des Urwaldes. Den Kindern bietet das Heim geschützten Raum zum Toben und zum Spielen. Und auch in Kamerun spielen die Kleinen gern mit Sand. | © Baptisten Brüdergemeinde

31.07.2015 | 31.07.2015, 12:55
Ein neues Zuhause: Die Heimleiter Willi und Jennifer Petker aus Hüllhorst haben mit einigen Waisenkindern das Heim bezogen. - © Baptisten Brüdergemeinde
Ein neues Zuhause: Die Heimleiter Willi und Jennifer Petker aus Hüllhorst haben mit einigen Waisenkindern das Heim bezogen. | © Baptisten Brüdergemeinde

Hüllhorst/Kamerun. "Es lag uns am Herzen, in Afrika ein Hilfsprojekt zu starten", erzählt Heinrich Friesen, Leiter der Baptisten-Brüdergemeinde in Hüllhorst. Also reiste im Jahr 2006 eine Delegation nach Dimako in Kamerun (Zentralafrika), erkundete das Land, lernte die Menschen näher kennen, knüpfte Kontakte und baute ein Bethaus.

Dann sei die Entscheidung gefallen, ein Kinderheim für Vollwaisen mit 24 Schlafplätzen sowie ein Haus für die Heimleiter zu errichten, das schon nach anderthalb Jahren fertiggestellt werden konnte und im letzten Herbst eingeweiht wurde. "Eine gütige, wohlhabende Afrikanerin hat uns eigens dafür einen größeren Teil ihres Landes unentgeltlich zur Verfügung gestellt", hebt der Vorstand der Brüdergemeinde in Hüllhorst hervor. "Doch bevor wir mit dem Bau beginnen konnten, musste erst mal eine Waldfläche gerodet werden", berichtet Heinrich Friesen.

Imposantes Gefährt: Peter Enns (l.) zeigt Joachim Mehnert an der Leinwand, womit Willi Petker die Kinder täglich zur Schule fährt. - © Anja Schweppe-Rahe
Imposantes Gefährt: Peter Enns (l.) zeigt Joachim Mehnert an der Leinwand, womit Willi Petker die Kinder täglich zur Schule fährt. | © Anja Schweppe-Rahe

Mittlerweile entstanden ein Gästehaus mit sieben Zimmern für Freiwillige, die immer wieder benötigt werden, ein Carport als Werkstatt und ein Gemeinschaftsraum. Seit Mai dieses Jahres wird eine Krankenstation errichtet. Ein Wasserturm konnte durch die Spende eines einheimischen Arztes gebaut werden.

Da die Hüllhorster Baptisten-Brüdergemeinde nicht alles alleine bewerkstelligen kann, beteiligen sich weitere Projektgruppen aus 63 Gemeinden in Deutschland an diesem Vorhaben. Auf eigene Kosten.

Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten, sei ihnen ebenso wichtig, erläutert Friesen den geladenen Gästen Joachim Mehnert und Bernd Rührup: "Gerade wird eine afrikanische Küche gebaut. Die Kinder sollen an ihrer Tradition und an ihren Sitten dranbleiben. Unser Ziel ist, wenn sie ihre Schule abgeschlossen haben, dass sie eine Ausbildung machen, dann auf eigenen Beinen stehen und wieder zu ihrem Stamm gehen, ohne europäisch werden zu müssen."

Eine Afrikanerin kocht für die Kinder und sie lernen von ihr, wie es gemacht wird.

Zur Zeit haben neun Vollwaisen im Alter von fünf bis neun Jahren im Kinderheim ein Zuhause gefunden.

Friesens Tochter Jennifer und Schwiegersohn Willi leiten seit einem Jahr das Kinderheim - ehrenamtlich. Auch eine afrikanische Erzieherin sowie zwei weitere deutsche Mitarbeiterinnen kümmern sich täglich um die Kinder. Mit den Schulkindern würden Hausaufgaben gemacht und sie werden zur knapp vier Kilometer entfernten Schule gefahren. Sichtlich stolz ergänzt Friesen, dass der Lehrer gute Zeugnisse bescheinigt hätte.

Das Besondere der gesamten Hilfsaktion beschreiben die weiteren Vorstandsmitglieder so: "Die Helfer von hier nehmen sich Urlaub, auch für länger und bringen das nötige Geld selbst mit, werden also nicht entlohnt." Peter Enns, der mit Eduard Suckau im Mai vor Ort war, berichtet: "Wenn wir Einheimische bei größeren Arbeitsmaßnahmen mit einbeziehen, erhalten sie natürlich Lohn." Nun soll mit einem afrikanischen Fachmann ein Gemüsegarten angelegt und ein Hühnerstall gebaut werden, denn das Einkaufen in einem Lebensmittelgeschäft sei unbezahlbar. So lernten die Kinder, sich später selbst zu versorgen.

Die Krankenstation, die gerade entsteht, wird ebenso mit Einheimischen zusammen gebaut, die zum Beispiel die Ziegel selbst fertigen, wie Enns hervorhebt. Suckau: "Das Dach ist mittlerweile auch schon gedeckt und die Installationsarbeiten sind abgeschlossen".

Ein einheimischer Sozialarbeiter hält den Kontakt zwischen Kinderheim, Brüdergemeinde und afrikanischen Behörden. Alles würde genau dokumentiert.

Der Sozialarbeiter habe auch die Verbindung zu den Häuptlingen der Dörfer und so kann Kontakt zu Vollwaisen aufgenommen werden, wie zur fünfjährigen Marlise.

"Ich bin gerührt! Es ist schon toll, was Sie dort leisten - in einem Land, das auf vielfältige Weise gefährlich ist", richtet der Schnathorster Joachim Mehnert das Wort an den Vorstand der Brüdergemeinde. Mehnert hatte ihnen eine Luftbildaufnahme ihres Hüllhorster Bethauses geschenkt und so habe man sich bis heute über die Projekte gegenseitig informiert.

"Zu Anfang waren die Einheimischen misstrauisch, weil sie nicht wussten, in wessen Hände sie die Kinder geben", erinnert sich Friesen. Doch jetzt habe das Kinderheim einen guten Ruf, der Tag der offenen Tür und die Einweihungsfeier 2014 hätten dazu beigetragen, Vertrauen aufzubauen.