Gestohlen und im Teich versenkt: Zerstörungswut lässt Traum einer jungen Espelkamperin platzen

Espelkamp. Wenn man Natascha Birkholz mit ihrem Betreuer Hans Sawatzky friedlich auf der kleinen, mit einem Segeltuch überdachten Terrasse am Haus der Wohngemeinschaft des Wittekindshofes am Glatzer Garten in Espelkamp beobachtet, ahnt man nichts Böses. Doch beim genauen Hinhören merkt man schnell, dass die 26-jährige Bewohnerin der beschützenden Einrichtung richtig aufgebracht ist und laut schimpft. &bdquo;Das finde ich einfach nicht mehr gerecht, was hier geschehen ist. Das sind böse Menschen, die so etwas machen“, wird sie deutlich. Dabei blickt sie auf den hinter ihr stehenden Motorroller, einen schwarzen Großrad-Scooter der Marke Peugeot Tweed, und streicht dem Zweirad fast liebevoll über Lenkrad und Chassis. Einen Teil der Verkleidung hält sie in der Hand und wirkt plötzlich sehr enttäuscht: &bdquo;Da kann man wohl nichts mehr machen. Das ist wohl ein Totalschaden.“ Im Biberteich gefunden Was ist geschehen? Warum will die junge Frau, die in der Wohngemeinschaft des Wittekindshofes mitten im Herzen der Stadt Espelkamp, im bunt angestrichenen Burano-Viertel wohnt, nw.de ihre Geschichte erzählen? Natascha Birkholz hatte am 31. Juli – sie war gerade von einem Krankenhausaufenthalt wieder zurück – ihren Motorroller abends auf dem unbeleuchteten Parkplatz am Glatzer Garten abgestellt. Allerdings hatte sie vergessen, ihre Papiere mitzunehmen. Am anderen Morgen stand das Zweirad, das sie erst seit fünf Monaten fuhr, nicht mehr an seinem Platz. Stattdessen wurde es später völlig ramponiert und nicht mehr fahrtauglich von der Polizei zurückgebracht. Polizei vermutet mehrere Täter Natascha Birkholz hatte auf Anraten ihrer Betreuer sofort die Polizei angerufen und das Fahrzeug als gestohlen gemeldet. Die Beamten fahndeten nach dem Vehikel, das nach Zeugenaussagen, so die junge Frau, am Morgen des darauffolgenden Tages im benachbarten Biberteich gefunden wurde. Wie und von wem der Roller in der Nacht dorthin gebracht worden ist, das bleibt bisher im Dunklen. Das Einzige, was ihr die Polizei gesagt habe, sei die Tatsache, dass es sich um mehrere Personen gehandelt haben soll. &bdquo;Einer allein hätte das schwere Fahrzeug niemals dorthin bekommen“, meint Natascha Birkholz. Die 26-Jährige, die in den Wittekindshofer Werkstätten im Gründer-und Anwenderzentrum arbeitet (GAZ), schaut sich das Fahrzeug genau an: &bdquo;Da ist blanke Zerstörungswut im Spiel gewesen. Die haben mit glühenden Zigaretten die Oberflächen traktiert, die Zündung einfach herausgerissen und auch alle Spiegel zerstört. Auch die Verkleidung ist einfach herausgerissen worden. Ich habe doch niemandem etwas getan. Ich verstehe so etwas nicht.“ Sie habe, nachdem sie ihren Motorroller so zerstört in Empfang nehmen musste, &bdquo;einfach nur geweint“. Und es habe mehrere Tage gedauert, bis sie sich wieder gefangen hatte. Zurzeit arbeite sie nur halbtags im GAZ. Sie leide zeitweise unter starken Depressionen, dann falle es ihr sehr schwer, zu arbeiten. Und natürlich trage ein mutwillig zerstörter und gestohlener Roller nicht gerade dazu bei, dass es ihr besser gehe. Lange für Mofa und Führerschein gespart &bdquo;Ich habe mich jetzt gemeldet, weil ich diese Geschichte erzählen wollte. Vor allem auch, welche Folgen so ein Blödsinn für Menschen wie uns haben kann“, wird sie deutlich. Lange habe sie sich gewünscht, einen fahrbaren Untersatz zu besitzen, um die persönliche Reichweite zu erhöhen und auch einmal ganz privat in die Nachbarorte wie Rahden, Lübbecke und darüber hinauszufahren. Bisher stand ihr nur ein Fahrrad zur Verfügung, mit dem sie auch zu ihrer Arbeitsstelle fahren musste. Im Winter bei schlechtem Wetter waren es die öffentlichen Verkehrsmittel. Lange Zeit habe sie darauf gespart, um sich das Zweirad, das sie über private Kontakte erworben habe, und den dazugehörigen Führerschein überhaupt leisten zu können. Von ihrem Taschengeld, das sie durch die Arbeit in den Wittekindshofer Werkstätten erhalten habe, habe sie einen kleinen Betrag Monat für Monat gespart und auf ein eigenes Konto zurückgelegt. Immerhin hatten sich im Laufe der Zeit dort gut 2.000 Euro angesammelt, die sie sowohl für die Anschaffung als auch den Führerschein benötigte, den sie im dritten Anlauf schaffte. Auch darauf ist die junge Frau stolz. Auch wenn das jetzt wohl wieder ziemlich lange dauern werde, wolle sie wieder ein neues Mofa haben. &bdquo;Das macht mich einfach unabhängiger.“ Abschließbare Mofa-Garage Stolz ist sie auch auf die Tatsache, dass sie jetzt eine eigene Schadensnummer von der Polizei bekommen habe. Sie hofft natürlich auch, dass durch die Veröffentlichungen sich noch weitere Zeugen finden werden, die ihr etwas über die sinnlose und zerstörerische nächtliche Tat erzählen können. Mit der Aufbaugemeinschaft, die Eigentümerin der Immobilie ist, habe man bereits Kontakt aufgenommen, denn die Bewohner vom Glatzer Garten würden sich sehr über eine abschließbare Mofa-Garage oder etwas Ähnliches freuen. Auch ein wenig Licht für den unbeleuchteten Parkplatz würde vielleicht schon etwas bringen, so Betreuer Hans Sawatzky. Natascha Birkholz jedenfalls ist sicher, dass ihr vielleicht zukünftiges neue Fortbewegungsmittel nicht mehr dort auf dem Parkplatz stehen soll, sondern direkt beleuchtet vor der Wohnung – am besten unter ihrem Zimmerfenster: &bdquo;Dann habe ich es immer im Auge.“

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