Bundesgerichtshof prüft Urteil nach Schießerei an der Disco Mondo in Bad Oeynhausen

Bad Oeynhausen. Wochenlang waren die Einschusslöcher in den Glasscheiben, der Hauswand und am Türrahmen der Diskothek &bdquo;Mondo“ für jeden Besucher des Werre-Parks zu sehen. Eine bewaffnete Gruppe von bis zu 20 Männern hat im September 2018 die Türsteher der Disco angegriffen, die zum Glück nicht lebensgefährlich verletzt wurden. Ein Türsteher erlitt einen Durchschuss im Bein, der andere einen Streifschuss am kleinen Finger. Außerdem wurde auf die Türsteher mit unterschiedlichen Schlagwerkzeugen eingeprügelt und Schreckschusswaffen aus nächster Nähe abgefeuert. Die Patronenhülsen, das kam im Gerichtsprozess heraus, wurden aber offenbar vorschnell zusammengekehrt und entsorgt. Das Landgericht Bielefeld hat fünf Jahre nach der Tat sechs Angeklagte zu Freiheitsstrafen verurteilt, zwei davon bekamen Bewährung. Damit endete im November 2023 ein total verkorkstes Verfahren, das wegen eines juristischen Fehlers vom Landgericht in einer anderen Jugendstrafkammer neu aufgerollt werden musste. Das Urteil ist aber immer noch nicht rechtskräftig. Derzeit prüft der Bundesgerichtshof (BGH) auf Antrag der sechs Angeklagten eine Revision. Nach Angaben des BGH-Pressesprechers Bernd Odörfer hat das Gericht die Akten erst im Februar 2025 vom Generalbundesanwalt bekommen. Wann das Gericht eine Entscheidung fällt, ist offen. Podcast zum Thema: Der Fall &bdquo;Mondo“: Schüsse in ehemaliger Bad Oeynhausener Diskothek Auslöser war mutmaßlich gekränkte Ehre Ausgangspunkt für die Schießerei vorm Mondo war nach Überzeugung des Landgerichts Bielefeld ein offenbar gekränkter Disco-Tänzer, der nach seiner Verlobung mit ein paar Kumpels in der Diskothek weiterfeierte - ohne seine Frischverlobte. Der Discobesucher benahm sich dabei offenbar daneben. Nach Angaben der Türsteher beschwerten sich Frauen über ihn, weil er sie belästigt haben soll. Der Tänzer flog achtkantig raus, spuckte große Töne, drohte mit seiner Familie und setzte sich zur Wehr. Dabei holte er sich allerdings eine blutige Nase und beschmutzte sein weißes Verlobungshemd. Offenbar fühlte er sich derart gekränkt, dass er kurz danach seine männliche Verwandtschaft zur Hilfe rief. Die Anverwandten sollten offenbar helfen, die angeblich gekränkte Familienehre wiederherzustellen. Die Familienehre spielt in der kurdisch-jesidischen Großfamilie des verhinderten Tänzers eine große Rolle. Der Patriarch der Familie galt und gilt im Nordirak nach dem Überfall des sogenannten Islamischen Staats als Retter zahlreicher Jesiden und ihrer religiösen Heiligtümer am Sindschar-Gebirge. Die &bdquo;ARD“, der &bdquo;Spiegel“ und die NW berichteten über die Heldentaten des Mannes und seiner Familienmitglieder, der &bdquo;Bürgerwehr aus Bad Oeynhausen“. Viele der Kinder des Patriarchen sind deutsche Staatsbürger, einige Soldaten oder Ex-Soldaten der Bundeswehr. Der Vater selbst hat bereits nach dem ersten Golfkrieg in der Kurstadt eine Zuflucht gefunden. Videoaufnahmen der Überwachungskameras an der Diskothek zeigten eine Gruppe von bis zu 20 Männern, die mit Schlagwerkzeugen, Fäusten und Handfeuerwaffen auf die Türsteher losgingen. Zeugen erkannten mehrere Männer wieder. Sie sollen sich am Schnellrestaurant Burger King gesammelt und gemeinsam zum Eingang der Disco gelaufen sein. Mehr zum Thema: Bad Oeynhausener Mondo-Prozess vor der Verlängerung Internationaler Haftbefehl gegen Schützen Im Gerichtsverfahren schwiegen die Angeklagten. Nur der Tänzer gab über seinen Rechtsanwalt zu, bei dem Angriff dabei gewesen zu sein. Zeugen hatten ihn auf Videoaufnahmen identifiziert. Der Tänzer war auch der einzige unter den Angeklagten, der den Gewaltausbruch im Gerichtssaal öffentlich bedauerte. Die Türsteher schilderten im Prozess in teilweise tagelangen Zeugenbefragungen durch 17 Verteidiger, wie sie den Überfall erlebten. Und diese Zeugenbefragungen mussten sie im zweiten Mondo-Prozess, mit dann nur noch zwölf Verteidigern erneut über sich ergehen lassen. Einer der Türsteher berichtet, dass er mit einer Literflasche Bärenabwehrspray, die im Eingangsbereich der Disco bereitstand, sich gegen den Angriff wehrte. Auf Videoaufnahmen, die im Gerichtssaal gezeigt wurden, ist zu sehen, dass die Angreifer davon kaum beeindruckt waren. Zwei Angreifer feuerten Schusswaffen ab, doch nur einer dieser Schützen saß auf der Anklagebank im Landgericht. Der andere ist flüchtig und wird auch sieben Jahre nach der Tat weiter mit internationalem Haftbefehl gesucht, wie die Staatsanwaltschaft Bielefeld bestätigt. Ermittler vermuten ihn offenbar im Nordirak. Der zweite Schütze soll nach Überzeugung des Landgerichts Bielefeld bloß eine Schreckschusswaffe abgefeuert haben. Zeugen wollen entsprechende Patronenhülsen gesehen haben. Allerdings sind die offenbar vorzeitig zusammengefegt und entsorgt worden. Als Beleg für die vermutete Schreckschusswaffe diente dem Landgericht deshalb die Videoaufnahme, auf der der angeklagte Schütze auf Hüfthöhe aus nächster Nähe auf einen am Boden liegenden Türsteher feuerte, dieser aber nicht verletzte. Weil der Schütze mit der scharfen Waffe gar nicht auf der Anklagebank saß, räumte das Gericht auch den Vorwurf des versuchten Totschlags ab. Sechs Angeklagte zu Freiheitsstrafen verurteilt Die Jugendstrafkammer unter Vorsitz von Carsten Glashörster verurteilte die sechs Angeklagten letztlich wegen gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung zu Freiheitsstrafen. Der angeblich gekränkte Tänzer wurde dabei am härtesten gemaßregelt. Er bekam zwei Jahre und neun Monate Haft. Drei weitere Angeklagte, darunter der Schütze mit der Schreckschusswaffe, der eine Zeit lang in Untersuchungshaft saß, bekamen zwei Jahre und sechs Monate. Der fünfte Angeklagte ein Jahr und neun Monate und der sechste Angeklagte eine Freiheitsstrafe von einem Jahr. Die Strafen gegen die beiden letztgenannten wurden außerdem zur Bewährung ausgesetzt. Wegen des Verfahrensfehlers im ersten Mondo-Prozess bekamen alle Verurteilten außerdem einen Strafrabatt von zwei Monaten zugesprochen, die von ihren Freiheitsstrafen abzuziehen sind. Das würde jedoch erst dann geschehen, wenn die Angeklagten ihre Haft auch antreten. Lesen Sie auch: Mondo-Prozess: Staatsanwaltschaft fordert lange Haftstrafen für schießwütige Brüder

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