Damals in Bad Oeynhausen: Traditionsunternehmen Irmer & Elze vor dem Aus

Bad Oeynhausen. 1955 kehrt die Luisenschule nach zehnjähriger Auslagerung in die Innenstadt zurück. Die Zeit der &bdquo;klösterlichen Form“ soll aber der Vergangenheit angehören. In der Schullandschaft der Kurstadt gibt es Mitte der 50er Jahre noch weitere Neuerungen. Eingeweiht wird im November 1975 das neue Badehaus II, dort, wo einst das britische Garnisonsbad stand. 20 Jahre später kämpft das Bad Oeynhausener Traditionsunternehmen Irmer & Elze ums Überleben. Stadtarchivarin Stefanie Hillebrand hat in der &bdquo;NW“ und ihrer Vorgängerin, der &bdquo;Freien Presse“, 70, 50 und 30 Jahre zurückgeblättert und ist dabei auf Themen gestoßen, die sich – in abgewandelter Form – auch Jahrzehnte später noch in der Zeitung finden. November 1955: Schulen im Aufbruch Nach zehn Jahren Evakuierung kehrt die Luisenschule am 10. November 1955 &bdquo;heim“. Seit ihrer Auslagerung in Folge der britischen Besatzung mussten die Schülerinnen zunächst den weiten Weg nach Werste auf sich nehmen und sich weitere Jahre in der Enge des Jugendheims an der Eidinghausener Straße in einen Vormittags- und einen Nachmittagsunterricht aufteilen. Jetzt wurde das völlig instandgesetzte Gebäude an der Kaiserstraße wieder seiner Bestimmung übergeben. Noch größere Hoffnungen werden geweckt, als Stadtdirektor Dr. Lawin in seinem Grußwort verkündet, dass die Schule &bdquo;in ihrer klösterlichen Form“ ihren Zweck erfüllt habe und in rund zehn Jahren eine neue Schule gebaut werden solle, die &bdquo;sich weit ins Leben und in die Landschaft öffnet“. Was für die Luisenschule also noch Wunschvorstellung ist, liegt auf der Lohe in greifbarer Nähe. Der – so steht es geschrieben – schönste Richtkranz, der in den letzten Jahren in Lohe aufgezogen wurde, grüßt am 18. November 1955 den Schulerweiterungsbau. Eine neue Schule war nicht erst in der Nachkriegs- und Besatzungszeit für eines der dringendsten Bauvorhaben der Gemeinde Lohe befunden, sondern vor bereits 25 Jahren für notwendig erachtet worden. Und was wird aus der Rehmer Schule? Fraktionen und Ortsteile – Rehme, Oberbecksen, Babenhausen – haben unterschiedliche Wünsche und Vorstellungen. Unstrittig ist allein, dass die jetzige Gebäudesituation den Verhältnissen nicht mehr genügt. Weil eine Einigung nicht in Sicht ist und die Zeit für den Antrag auf Zuschüsse drängt, bleibt der Gemeinde Rehme wahrscheinlich nur ein Anbau an das alte Schulgebäude als Alternative, obwohl sich auch diesbezüglich noch Landbeschaffungsschwierigkeiten ergeben haben. Die Fertigstellung erfolgt zeitgleich mit einem Schulneubau in Oberbecksen-Babbenhausen 1956/1757. November 1975: Vom Garnisonsbad zum Neuen Badehaus II Wo einst das britische Garnisonsbad stand, wird am 7. November 1975 das neue Thermalsolebewegungszentrum II durch den zuständigen Vertreter der Landesregierung und den aus Bad Oeynhausen gebürtigen Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales (Prof. Dr. Friedhelm Farthmann) offiziell eröffnet. Nach dem Umzug des Hauptquartiers der Rheinarmee nach Mönchengladbach hatte das Staatsbad in dem Garnisonsbad zunächst und unter immer unzumutbar werdenden Zuständen mit der Bewegungstherapie im ortsgebundenen Kurmittel, der Thermalsole, begonnen. Gäste der Einweihungsfeier, aber auch Kurpatienten und Einheimische werden eingeladen, sich vom großen Angebot an therapeutischen Möglichkeiten zu überzeugen, die weit mehr über ein Hallenbad herkömmlicher Art hinausgehen. Auch das Westdeutsche Fernsehen nahm Kenntnis von der neuesten Errungenschaft Bad Oeynhausens. Das Haus wird später kurz &bdquo;Neues Badehaus II“ genannt und geht zuletzt als Sitz der Kurverwaltung in die Geschichte ein. Das Haus ist heute selbst Geschichte. Im Jahr 2015 erfolgte sein Abriss. Lesen Sie auch: Damals in Bad Oeynhausen: Konkurs einer Druckerei November 1995: Schwedischer Konzern will Irmer & Elze kaufen Eines der traditionsreichsten Unternehmen in Bad Oeynhausen – der Kompressorenhersteller Irmer & Elze – kämpft ums Überleben. In einem ersten Schritt wird die Belegschaft stark verkleinert, aber in der Geschäftsführung bestehen bereits ernsthafte Überlegungen eines kompletten Verkaufs. Eine international tätige Holding mit Sitz in Stockholm machte der Firma jetzt ein Übernahmeangebot. Da es sich hier um einen Unternehmensriesen, den weltweiten Marktführer für Kompressoren handelt, bedarf es aber noch der Zustimmung des Kartellamtes. Geplant ist im Falle der Übernahme, dass der Bad Oeynhausener Standort unter seinem traditionsreichen Markennamen weitergeführt wird. Irmer & Elze ist in den vergangenen Wochen in Zahlungsschwierigkeiten geraten. Dem ging allerdings ein längerer wirtschaftlicher Überlebenskampf voraus. Der mittelständische Betrieb konnte den zunehmenden Verdrängungswettbewerb und die sinkenden Preise auf dem deutschen Kompressorenmarkt nicht mehr kompensieren. Der Firmenchef – in dritter Generation aus der Familie Irmer – hatte auch mit der jüngsten Entwicklung eines geräuscharmen und sogar mit einer Umweltplakette ausgezeichneten Kompressors keine Wende mehr einleiten können. Ein Jahr später würde das Unternehmen von der schwedischen Atlas Copco Gruppe - Portable Air Division - übernommen Der an Stein- und Breitenbachstraße gelegene Betrieb eröffnete 1903 als Reparaturwerkstatt für die damals neu eingeführten modernen Zentralheizungen in den Bad Oeynhausener Sanatorien und Hotels sowie für Maschinen im landwirtschaftlichen und Eisenbahnbereich. Die Firma expandierte schnell zur Maschinenfabrik mit eigener Metallgießerei, stellte dort Dampfmaschinen, Motoren und sonstige Arbeitsmaschinen her und erwarb sich mit den qualitativ hochwertigen Produkten von vor allem Diesel-Kompressoren und Automobilantrieben weltweite Bekanntheit. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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