Bad Oeynhausener Philipos-Prozess: Gericht schließt Öffentlichkeit bei Zeugin aus

Bad Oeynhausen. Im Landgerichtsprozess um den im Sommer 2024 im Bad Oeynhausener Kurpark getöteten Philipos ist bei der Zeugenaussage einer 18-Jährigen am Freitag die Öffentlichkeit ausgeschlossen worden. Dieser Ausschluss gelte auch für die Schlussplädoyers, erklärte der Vorsitzende Richter Carsten Glashörster am zehnten Verhandlungstag. Hintergrund des Ausschlusses ist, dass bei der Vernehmung der Pforzheimerin Dinge aus ihrem höchstpersönlichen Lebensbereich zur Sprache kommen sollten. Sie hatte offenbar eine intime Beziehung zu dem Hauptangeklagten Syrer aus Bad Oeynhausen. Zudem soll er sie in der Tatnacht angerufen und die beiden fast zwei Stunden miteinander telefoniert haben. Schon im Vorfeld der Vernehmung soll die Zeugin Sorgen gehabt haben. So hatte sie zweimal telefonischen Kontakt zu Richter Glashörster aufgenommen und noch am Donnerstag in einem Telefonat angefragt, ob sie wirklich kommen und aussagen müsse. Die 18-Jährige kommt aus Pforzheim und hatte dort den Hauptangeklagten bei einem Nebenjob kennengelernt. Sie jobbten beide in der gleichen Bar und freundeten sich dort an. Als der 19-Jährige im Herbst 2023 mit der Familie nach Bad Oeynhausen zog, blieb der Kontakt übers Internet bestehen. Sie beschrieb ihn als freundlich, hilfsbereit, einer, der fröhlich sei und andere zum Lachen bringe, ein Mensch, mit dem man gut reden könne. Er sei ein guter Freund gewesen. Wie gut, das wurde dann ohne die Öffentlichkeit geklärt, weil es scheinbar wichtig für den weiteren Verlauf des Prozesses ist. Zuvor schon hatte sich die junge Frau gewunden, obwohl Richter Glashörster galant versucht hatte, die intime Beziehung zu umschiffen. Hauptangeklagter klagt über falsche Freunde Reden wollte der Hauptangeklagte dann offenbar auch in der Tatnacht mit der 18-Jährigen, die als Kosmetikerin arbeitet. Gegen 4 Uhr am Sonntagmorgen soll er sie angerufen und mehr als 100 Minuten mit ihr telefoniert haben. Über die Tatnacht soll laut ihrer Aussage nicht gesprochen worden sein. &bdquo;Er hat mir nur erzählt, dass er draußen war und jetzt nach Hause geht“, berichtete sie. Der Hauptangeklagte soll ihr von Problemen am neuen Wohnort erzählt haben. &bdquo;Er war unzufrieden mit den Freundschaften, hat gesagt, dass er keinen guten Kreis um sich hat“, erzählte sie. Er habe sich im Kreise der neuen Freunde nicht wohlgefühlt und wollte den Kontakt beenden. &bdquo;Die Personen ziehen ihn runter, deshalb wollte er nichts mehr mit ihnen zu tun haben“, erzählte sie in den ersten zwei Stunden der öffentlichen Befragung. Sie würden nur trinken und kiffen und er würde mitmachen. &bdquo;Es gab wohl in der Runde auch häufiger Schlägereien im betrunkenen Zustand.“ Auch sie habe dem Angeklagten geraten, den Kontakt abzubrechen. &bdquo;Dann besser keine Freunde“, lautete ihr Rat, dem der 19-Jährige zugestimmt habe. Beim Telefonat sei er bedrückt und aufgeregt gewesen, sie habe gemerkt, dass was war. &bdquo;Aber erzählt hat er nichts.“ Erst im Nachhinein sei ihr das stärker bewusst geworden, dass ihn etwas bewegt habe. Lesen Sie auch: Bad Oeynhausener Kurpark-Prozess: Zeugin gesteht Absprachen, Verteidiger-Anwalt will Haftentlassung Der 19-Jährige, der vor fast zehn Jahren mit seinen Eltern aus Syrien nach Deutschland gekommen sein soll, zog im Herbst 2023 mit Eltern und Geschwistern nach Bad Oeynhausen. &bdquo;Er hat mir oft erzählt, dass er nach Pforzheim zurück wollte. Weil er am neuen Wohnort keine Schule hatte, keine Freunde und sich nicht auskannte. In Pforzheim ist er aufgewachsen und kennt sich aus“, berichtete die 18-Jährige. Aber alleine habe er keine Möglichkeit gesehen: &bdquo;Ohne Geld und ohne Führerschein ist es schwierig, alleine was aufzubauen.“ Dass nicht nur der zweite Teil der Vernehmung der 18-jährigen Pforzheimerin unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand, sondern auch die Plädoyers im Mai ohne Zuhörer und Presse stattfinden werden, hängt unmittelbar zusammen, wie der stellvertretende Pressesprecher des Landgerichtes, Phil Gabler, auf Nachfrage der NW erklärte. Es könne sein, dass das von der Zeugin in der nicht-öffentlichen Vernehmung Gesagte in den Plädoyers zur Sprache komme. &bdquo;Eventuell nimmt die Verteidigung oder die Staatsanwaltschaft in den Schlussreden auf die Zeugin und ihre Aussagen Bezug“, so Gabler. Dann würde etwas öffentlich zur Sprache kommen, was vorher nicht-öffentlich behandelt worden sei. Es wisse ja im Vorfeld niemand, was aufgegriffen werde - &bdquo;weshalb automatisch auch dort die Öffentlichkeit ausgeschlossen wird“. Angeklagter sitzt in der JVA Herford Neben der 18-jährigen Zeugin aus Pforzheim sagte am Freitag auch noch ein junger Mann aus Bad Oeynhausen (18) aus, dem der Vorsitzende Richter Carsten Glashörster wegen seiner wenig kooperativen Art und Weise eine Beugehaft androhte. &bdquo;Da scheiß ich drauf“, krachte es aus dem Richter heraus, als der junge Mann ihm erklären wollte, weshalb er sich so schlecht erinnern könne. &bdquo;Dem drohen 15 Jahre Haft und die hat er sich dann redlich verdient“, sagte Glashörster und zeigte auf dessen Freund - dem 19-jährigen Syrer. Dieser sitzt seit dem 26. Juni 2024 in der JVA Herford. Er muss sich seit Dezember wegen Totschlags und Körperverletzung verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, Philipos in der Nacht vom 22. auf den 23. Juni 2024 im Kurpark von Bad Oeynhausen mit Schlägen und Tritten so schwer verletzt haben, dass er zwei Tage später im Klinikum Minden mit schweren Hirnschäden starb. Neben dem Syrer sind zwei weitere 19-Jährige angeklagt. Sie kommen aus Bad Oeynhausen und Magdeburg und müssen sich wegen gefährlicher Körperverletzung, einer von ihnen auch wegen Hehlerei, verantworten. Der Prozess wird am Montag, 17. März, fortgesetzt. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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