Pflegestelle statt Tierheim: Bad Oeynhausenerin gibt vergessenen Hunden eine Chance

Bad Oeynhausen. An ihren allerersten Pflegehund erinnert sich Jennifer Halter bis heute. Der kleine American Staffordshire-Terrier Spike war gerade einmal sieben Monate alt, als er in ihre Obhut kam. Stolze 14 Jahre lang hat er dann bei der Bad Oeynhausenerin gelebt. &bdquo;Ich war eine Pflegestellenversagerin und habe den Hund einfach nicht mehr abgegeben“, erinnert sich Jennifer Halter heute mit einem Lächeln. Auch 22 Jahre später nimmt sie Hunde bei sich auf, die dringend in Pflege genommen werden müssen. Denn ähnlich wie dem kleinen Spike, der als Welpe aus schlechter Haltung sichergestellt wurde, geht es vielen Hunden. &bdquo;Er landete damals gemeinsam mit seinem Bruder im Tierheim. Als dieser dann vermittelt wurde, saß er ganz allein im Zwinger, das konnte ich nicht mit ansehen“, erinnert sich Halter. So wurde aus Spike der erste von insgesamt rund 15 Pflegehunden, die Jennifer Halter bisher versorgt hat. Sie arbeitet als Tierpflegerin bei der Boxernothilfe, die mittlerweile nicht mehr nur Boxer aufnimmt, in Bad Oeynhausen und möchte mehr Menschen dazu inspirieren, einem Hund ein Zuhause zu geben - wenn auch nur für kurze Zeit. &bdquo;Im Idealfall wird eine Pflegefamilie natürlich zu einem dauerhaften Zuhause für den Hund“, so Halter. Doch auch eine kurzfristige Unterbringung sei gerade für vierbeinige Sorgenkinder viel wert. Diese Hunde gelten als Sorgenkinder Die Sorgenkinder, das sind im Tierschutz vor allem Welpen, aber auch ältere oder kranke Hunde. Denn für diese Tiere ist ein Leben im Tierheim oft kaum zu ertragen. &bdquo;Gerade alte Hunde können oft schwer vermittelt werden. Aber sie haben es nicht verdient, im Tierheim zu sterben“, sagt Jennifer Halter. Sie möchte ihnen einen schönen Lebensabend bereiten, auch wenn der Abschied dann schwerfällt. Lesen Sie auch: Nach zwölf Jahren: Familie schiebt krebskranken Hund einfach ab Viele Tierschicksale gehen Jennifer Halter nahe. &bdquo;Es gibt natürlich oft den Fall, dass das Herrchen oder Frauchen verstirbt und sich die Angehörigen nicht um den Hund kümmern können. Wir haben aber auch gerade erst erlebt, dass Leute ihren alten Dackel bei uns abgegeben haben, weil sie lieber öfter in den Urlaub fahren möchten. Da bricht für den Hund natürlich eine Welt zusammen“, sagt Manuela Büscher, die den 16-jährigen Dackel mittlerweile zu sich genommen hat. Immer mehr Hunde werden abgegeben Manuela Büscher leitet die Boxernothilfe in Bad Oeynhausen und ist auf liebevolle Pflegestellen für die Tiere angewiesen. Davon gebe es zwar einige in der Region, doch noch immer seien es viel zu wenige. Denn die Flut der Abgabetiere ebbt nicht ab. &bdquo;Wir müssen schon mit einer Warteliste arbeiten, es hört gar nicht mehr auf.“ Anderen Tierschutzorganisationen gehe es laut Büscher nicht besser: &bdquo;Im Schnitt müssen Tierhalter 30 bis 40 Organisationen anrufen, um jemanden zu finden, der ihren Hund aufnehmen kann.“ Lesen Sie auch: Immer mehr Vierbeiner in Minden-Lübbecke kommen mit zur Arbeit Der Bad Oeynhausener Boxerhof selbst kann bis zu zwölf Hunde aufnehmen. Die meisten von ihnen sind glücklicherweise keine Dauergäste. Im Schnitt bleiben die Tiere zwei Wochen lang dort, bevor sie ein neues Zuhause finden. Doch so ein Glück hat nicht jeder Vierbeiner. Tragischer Fall bleibt besonders in Erinnerung Ein Pflegehund, der Jennifer Halter besonders in Erinnerung geblieben ist, ist Robby. Robby lebte schon als junger Hund bei der Boxernothilfe, bevor er vermittelt wurde. Doch nach einigen Jahren wurde er dort wieder abgegeben. Er war mittlerweile sehr krank, aufgrund von Allergien entwickelte er eine Hautkrankheit, von den Medikamenten bekam er Wasserablagerungen und Verkalkungen, auch taub war der siebenjährige Rüde, als er dem Tierschutzverein zurückgegeben wurde. Lesen Sie auch: Nach sechs Jahren im Tierheim Lübbecke: Hund &bdquo;Cliff“ bald ein Jahr im neuen Zuhause &bdquo;Wir haben ihn sogar bei &bdquo;Tiere suchen ein Zuhause“ vorgestellt, aber niemand wollte ihn haben. Wir hatten keine einzige Anfrage für ihn“. Also nahm Jennifer Halter Robby zu sich. Zehn Monate lang lebte er bei ihr, bevor er an Krebs verstarb. &bdquo;Solche Schicksale berühren mich natürlich besonders. Diese Tiere verdienen eine liebevolle Pflegestelle“, so Halter. Tierschutzverein trägt Kosten für Pflegehunde Sorgen, dass ihnen der lieb gewonnene Hund plötzlich wieder weggenommen und anderweitig vermittelt wird, braucht man sich als Pflegestelle übrigens nicht zu machen: &bdquo;Pflegestellen gehen bei uns immer vor, wenn sie einen Hund dauerhaft adoptieren wollen“, versichert Manuela Büscher. Lesen Sie auch: Online-Handel mit Tieren: Hund kommt halb blind und fast taub ins Tierheim Lübbecke Für Jennifer Halter sind die Pflegehunde sowie ihre eigenen Hunde Sam und Lilly ein fester Bestandteil ihres Lebens. Das Wissen, Tieren ein schönes Leben zu bereiten, erfüllt sie: &bdquo;Für viele Menschen kann das auch eine echte Win-Win-Situation sein - gerade für Leute mit begrenzten finanziellen Mitteln.“ Denn die Kosten für Tierarztbesuche und Medikamente trägt stets der Tierschutzverein. Lediglich Zeit und viel Liebe muss die Pflegestelle ihrem Schützling entgegenbringen. Diese Hunde suchen aktuell ein Zuhause Charly Charly ist ein vierjähriger kastrierter Boxer, der schon seit zwei Jahren bei der Boxernothilfe lebt. Durch einen Vorfall bei seinem Vorbesitzer wurde er als gefährlich eingestuft. Auf dem Boxerhof präsentiert er sich jedoch vorbildlich: &bdquo;Er ist ein ganz toller Kerl, der sich von Menschen mit Hundeerfahrung gut führen lässt. Er ist stubenrein, kennt die Grundkommandos und darf nachmittags sogar mit zu uns ins Büro. Charly ist einfach zauberhaft, sagt Jennifer Halter. Max Max ist ein imposanter Boxermischling. Der vierjährige Rüde bringt ganze 47 Kilo auf die Waage und lebt seit vier Monaten auf dem Boxerhof. &bdquo;Es ist aber leider absehbar, dass er länger bei uns sein wird“, so Halter. Max sei sehr distanzlos Menschen gegenüber, was bei seinem Gewicht schnell problematisch werden kann. Max braucht eine klare Führung und Menschen, die sich gut durchsetzen können und im Idealfall sogar Hundesport wie Mantrailing oder Dummytraining mit ihm betreiben. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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