Fußball-Schiedsrichter Deniz Aytekin spricht in Bad Oeynhausen über einen entscheidenden Wendepunkt

Bad Oeynhausen. Tosenden Applaus für einen Schiedsrichter: Gibt es so etwas? So etwas kommt vor, wie man am Montagabend im GOP erleben konnte. Dorthin hatte die Sparkasse rund 300 Kunden zu ihrem traditionellen Forum eingeladen. Und mit Deniz Aytekin den wohl bekanntesten Fußballschiedsrichter Deutschlands als Referenten gewinnen können. Unter dem Titel &bdquo;Führen. Entscheiden. Menschlich bleiben“ zeigte der 46-Jährige, dass Demut, Empathie und Fingerspitzengefühl sowohl im Stadion als auch in der Geschäftswelt zum Erfolg führen. &bdquo;Ich hatte damals ein viel zu großes Ego.“ Dunkle Jeans, blaues T-Shirt, dunkles Sakko mit Einstecktuch, helle Sneakers und eine athletische Figur: Dass der Betriebswirt und Online-Unternehmer im Sport zu Hause ist, sieht man auf den ersten Blick. Dass der fast zwei Meter große Schiedsrichter des Jahres aber der Maxime &bdquo;höher, schneller, weiter“ die Rote Karte zeigt, wissen vermutlich nur eingeweihte Fußballfans. Dass das nicht immer so war, erfahren die Gäste bei seinem Impulsvortrag. Denn der große Umbruch kam 2011, als er von Bundesligaprofis zum &bdquo;Schlechtesten Schiedsrichter der Saison“ gewählt wurde. &bdquo;Ich hatte damals ein viel zu großes Ego. Und habe Härte mit Stärke verwechselt“, sagt der Sportler im Rückblick, während auf einer großen Leinwand hinter ihm ein Bild erscheint, das ihn mit wütendem Gesichtsausdruck und drohend ausgestrecktem Zeigefinger über einen Spieler gebeugt zeigt. &bdquo;Das war der Wendepunkt in meinem Leben“, sagt Deniz Aytekin. Mithilfe von Experten hat sich der Mitbegründer und Aufsichtsratsvorsitzende der Online-Rechtsberatungsplattform anwalt.de auf den Weg gemacht, um das grundlegend zu ändern. Und war dabei erfolgreich: 2019, 2022 und 2024 wurde er vom DFB als &bdquo;Schiedsrichter des Jahres“ ausgezeichnet. &bdquo;Diese Entwicklung hat viel mit Selbstreflexion und wertschätzendem Führungsstil zu tun“, sagt der Sportler im Rückblick. Denn: &bdquo;Respekt ist alles. Er setzt unglaublich viel positive Energie frei und macht dadurch Menschen und Unternehmen nachweislich erfolgreicher“, weiß der Fachmann. Und baut damit eine Brücke vom Stadion in die Geschäftswelt. Denn: &bdquo;Mitarbeiter verlassen ihren Betrieb nicht wegen des Unternehmens, sondern wegen des Vorgesetzten“, gibt der Betriebswirt zu bedenken. Auch deshalb rät der Schiedsrichter dazu, Entscheidungen auf Augenhöhe zu fällen und sie zu erklären. &bdquo;Horizontaler Respekt“ nennt Deniz Aytekin das. Und zitiert das Gedicht &bdquo;Worte haben Macht“ des Wirtschaftspsychologen Robert Steffen. &bdquo;Pro Spiel muss man zwischen 220 und 250 Entscheidungen fällen“ Mithilfe von Videos macht der 2023 mit dem bayrischen Verdienstorden ausgezeichnete Unternehmer auch für Nichteingeweihte erlebbar, wie hart der Berufsalltag eines Schiedsrichters ist. &bdquo;Im Schnitt laufen wir zehn bis zwölf Kilometer pro Spiel“, beschreibt Deniz Aytekin eine der Herausforderungen. Aber auch die notwendigen Entscheidungsstrategien und die enorme Reizüberflutung müssen bewältigt werden. &bdquo;Pro Spiel muss man zwischen 220 und 250 Entscheidungen fällen“, nennt der Profi ein Detail. Stoffwechselprobleme und eine Verletzung an der Achillessehne haben ihm jüngst gesundheitliche Probleme bereitet. &bdquo;Ich hoffe aber, dass ich in der Turnierrückrunde wieder auf dem Platz stehe“, kündigt Deniz Aytekin an, der sich mit Yoga und Bädern in drei Grad kaltem Wasser fit hält. &bdquo;Statt wie früher Fitness-Geräte, stehen heute bei mir Therapiegeräte“, sagt der 46-Jährige. Und muss selbst lachen. Was er sich für die Zukunft wünscht, möchte Moderator Tim Niedernolte im anschließenden Gespräch wissen. Und die Antwort des Sportlers folgt auf dem Fuß, als er sagt: &bdquo;Mehr junge Menschen, die Schiedsrichter werden möchten“. Und auch bei diesem Thema gibt es sicher Parallelen von Wirtschaft und Fußballstadion.

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