Handwerk in dritter Generation: Bad Oeynhausener Malerbetrieb besteht seit 75 Jahren

Bad Oeynhausen. Moden und Trends bestimmen auch die Arbeit im Malerbetrieb. &bdquo;Aktuell sind Vliestapeten mit Betonoptik sehr angesagt“, sagt Malermeister und Innungsobermeister Daniel Südmersen. Was bisher mühsam gespachtelt werden musste, wird heute per digitalem Druck auf Tapete gebannt, sogar 3-D-Optiken sind möglich und ergeben &bdquo;völlig neue Blickachsen in Innenräumen“, erklärt Südmersen. Wände und Decken können individuell gestaltet werden, sogar das Lieblingsfoto kann so auf die Wohnzimmerwand tapeziert werden. &bdquo;Fototapeten gab es natürlich auch in den 1970er Jahren schon, aber die Motivauswahl war doch sehr begrenzt“, weiß Daniel Südmersen. Von der dank der digitalen Drucktechnik möglichen heutigen Vielfalt konnte Daniels Großvater Heinz Südmersen vor 75 Jahren nur träumen, als er am 29. September 1949 seinen Betrieb in Oberbecksen gründete. &bdquo;In den ersten Jahren war der Betrieb ein Ein-Mann-Geschäft“, weiß der 44-jährige Daniel Südmersen aus Erzählungen. Daniel Südmersen leitet den Betrieb seit 2009 - nun in dritter Generation. Von 1985 bis 2009 war Daniels Vater Siegfried Südmersen, der bereits 1969 eingestiegen war, Chef des Betriebs, der mehr Mitarbeiter einstellte und den Betrieb vergrößerte. Mit dem Moped und Anhänger zum Kunden &bdquo;In den Anfangsjahren fuhr mein Opa mit dem Moped zu den Tischlereien und Möbelfirmen und strich Möbel und Flächen an, sein Arbeitsmaterial transportierte er in einem Anhänger“, erzählt Südmersen. Nach dem Krieg seien in Bad Oeynhausen viele kleine Möbelfirmen und Tischlereien entstanden, denn die Menschen hatten ja kaum noch was. Vieles sei zerstört und verheizt worden. Private Kundschaft hatte Firmengründer Heinz Südmersen damals kaum. &bdquo;Das ging erst ab Mitte der 50er Jahre los“, sagt Daniel Südmersen. In den Wirtschaftswunderjahren hatten die Menschen Geld und wollte sich auch mehr leisten. &bdquo;Und sich vom Maler ein Zimmer streichen zu lassen, das galt damals als Luxus“, weiß er. Auch Malermeister Heinz Südmersen gönnte sich etwas, nämlich ein Auto, einen Opel, mit dem er von nun an zu seiner Kundschaft fuhr. Zigaretten, Kamine und rußende Kerzen als Auftragsbringer Im Laufe der Jahrzehnte habe sich das Malerhandwerk massiv weiterentwickelt - zu einem Gewerk für die komplette Raum- und Fassengestaltung. Die Häufigkeit, mit der Kunden einen Maler beauftragten sei zum einen abhängig vom Geldbeutel des Kunden, aber auch von den Gestaltungstrends. &bdquo;Manche möchten alle zwei, drei Jahre eine neue Optik an ihren Wänden“, weiß Südmersen. &bdquo;Früher spielte uns das Rauchen, die Kamine und billige, stark rußende Kerze in die Hände“, sagt der Malermeister und lacht. Heute sind es schnell wechselnde Trends. &bdquo;Lange war der Malerberuf auch ein sehr saisonaler - im Sommer gab es viel zu tun, im Winter nur wenig“, erinnert sich Südmersen. Und so hätten die Gesellen im Frühjahr, wenn die Arbeit wieder richtig los ging, mal bei dem einen und mal bei dem anderen Betrieb angeheuert. &bdquo;Heute hat sich das geändert“, so Südmersen, &bdquo;da spielt uns auch der Klimawandel in die Hände. Denn letzten Winter haben wir komplett durch gearbeitet.“ Die Auftragslage sei sehr gut, das Abarbeiten der Aufträge werde allerdings erschwert durch den immer gravierender werdenden Fachkräftemangel. Das Problem: &bdquo;Unsere Kunden müssen mit längerem Vorlauf rechnen“, sagt Daniel Südmersen, hat aber auch einen Tipp parat: &bdquo;Wir streichen Innenräume auch im Winter“, sagt der Malermeister und hat gleichzeitig Verständnis dafür, dass Kunden keinen Tapeziertisch neben dem Weihnachtsbaum stehen haben möchten. Malermeister wirbt für seinen &bdquo;spannenden Beruf“ &bdquo;Ich würde gerne mehr Leute einstellen, wenn ich sie den finden würde.“ Aktuell beschäftigen Christina, die gelernte Immobilienmaklerin ist, und Daniel Südmersen sechs Mitarbeiter, eine Mitarbeiterin und einen Auszubildenden. &bdquo;In diesem Jahr haben wir endlich mal wieder einen Auszubildenden gefunden, der sich bei uns ganz klassisch beworben hat.“ In den vergangenen zwei bis drei Jahren habe Südmersen trotz einiger Anstrengungen gar keinen Auszubildenden gefunden. In puncto Fachkräftemangel sieht er trübe Zeiten auf das Handwerk zukommen. &bdquo;Auch im Malerhandwerk werden wir in den nächsten Jahren 25 Prozent der Arbeitskräfte aus Altersgründen verlieren“, so Südmersen. Durch Ausbildung allein lässt sich der Verlust kaum ausgleichen. &bdquo;In der Malerklasse im Berufskolleg in Minden sitzen zwölf Leute.“ Das reiche hinten und vorne nicht. Neben den Themen Umweltschutz, Arbeitssicherheit und vor allem Bürokratie sei der Fachkräftemangel die größte Herausforderung. Viele junge Menschen machten sich aber auch ein falsches Bild von dem Beruf. &bdquo;Die Ausbildung zum Maler und Lackierer - Fachrichtung Gestalten - wie es korrekt heißt, ist sehr umfangreich und die Anforderungen komplex“, sagt Daniel Südmersen, der auch Mitglied des Prüfungsausschusses ist. Ein guter Realschulabschluss sollte schon vorhanden sein, sonst seien die Anforderungen kaum zu meistern. Sind die Voraussetzungen erfüllt, sei der Malerberuf &bdquo;ein toller und spannender Beruf, man kommt herum, hat jeden Tag einen anderen Arbeitsplatz und hat Kontakt mit vielen Menschen“, wirbt Malermeister Südmersen für sein Metier.

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