Bad Oeynhausener (55) spricht fremde Kinder im Werre-Park an - und schlägt eine Mutter

Bad Oeynhausen. Zwei Schwestern wollten im vergangenen Herbst mit ihren Kindern im Werre-Park Kostüme für eine Halloween-Party kaufen. Der Familienausflug vorm Gruselfest entwickelte sich allerdings zur Gruselgeschichte ganz eigener Art. In einer Shoppingpause wurden die Frauen in einer Sitzgruppe unfreiwillig Ohrenzeugen eines merkwürdigen Gesprächs. Ein Mann sprach drei Kinder an, die offensichtlich nicht zu ihm gehörten. Eine der Schwestern spitzte die Ohren und mischte sich schließlich ein, um den Mann davon abzuhalten - doch der wurde gewalttätig. Mehrere Zeugen gehen auf den Mann zu Nach Darstellung der Staatsanwaltschaft Bielefeld bedrohte der Mann am Montagnachmittag, 30. Oktober 2023, die Mutter mit der Faust und beleidigte sie wüst. Dann verschwand er zunächst. Doch etwa eine Stunde später traf der Mann erneut auf die beiden Frauen, die inzwischen mit ihren Kindern an der Eisdiele im Werre-Park waren. Auch hier soll der Mann sie wüst beleidigt haben. Als eine der Mütter ihr Taschentelefon zückte, um den Mann zu fotografieren und die Polizei zu rufen, floh der Mann zu seinem Fahrrad. Noch in der Drehtür soll er einer der Schwester mit der Faust ins Gesicht geschlagen haben. So berichten es die beiden Schwestern als Zeugen vor Gericht. Mehrere bislang unbeteiligte Männer seien außerdem auf die Szene aufmerksam geworden und hielten den Mann an seinem Fahrrad fest. Der Mann öffnete daraufhin sein Fahrradkettenschloss und holte aus, um zuzuschlagen. Eine der Schwestern konnte das jedoch verhindern. Der Mann bezeichnet sich als &bdquo;Jobsöldner“ Der Mann muss sich wegen Beleidigung, Körperverletzung und versuchter gefährlicher Körperverletzung vorm Amtsgericht verantworten. Es ist ein 55-jähriger, grauhaariger und unverheirateter Bürgergeldempfänger aus Bad Oeynhausen. Auf Nachfragen des Richters bezeichnet sich selbst als &bdquo;Jobsöldner“. Offenbar hat er nie einen Beruf erlernt und schon nach der neunten Klasse die Hauptschule verlassen. &bdquo;Sie bekommen 605 Euro Bürgergeld?“, fragt der Richter. Der Angeklagte verneint. &bdquo;Doch“, widerspricht der Richter: &bdquo;Ich habe ihren Kontoauszug.“ Auf weitere Nachfragen leugnet der Angeklagte nicht die Begegnung mit den ihm fremden Kindern und den beiden Frauen. Zu den Vorwürfen will er sich nicht äußern. &bdquo;Ich glaube, das bringt nichts“, sagt er und verweist darauf, keinen Rechtsanwalt zu haben. Bei den Zeugenaussagen der Frauen schüttelt er aber immer wieder den Kopf. Er bestreitet, dass er mit dem Fahrradkettenschloss ausgeholt hat, um zuzuschlagen. Später erklärt er noch, dass er den Werre-Park eigentlich meide. Es sei ja bekannt, behauptet er, dass dort &bdquo;Klau-Kinder“ unterwegs seien. Die Frauen hätten ihm dagegen ein sexuelles Motiv unterstellt. Die beiden Schwestern sind 32 und 41 Jahre alt. Sie beschreiben eindrücklich, wie sie den Mann erlebt haben. &bdquo;Er war sehr aggressiv, hat rumgebölkt und rassistisch beleidigt“, sagt eine Schwester. Und das in der Öffentlichkeit des Werre-Parks und vor den Ohren der drei fremden und ihrer eigenen Kinder. &bdquo;Ein Sicherheitsdienst“, sagt die 41-Jährige, &bdquo;war nicht zu finden.“ Und der Vater der drei fremden Kinder sei erst spät dazu gestoßen, habe aber kaum Deutsch gesprochen und deshalb auch nicht verstanden, was die Mütter ihm über den Mann erzählten. Die Schwestern gingen also mit ihren Kindern Eis essen, als der Mann wieder auftauchte und die Mütter beleidigte. Die 41-Jährige zückte schließlich ihr Telefon und bekam den Faustschlag in der Drehtür ab. Sie sagt: &bdquo;In dem Moment war ich total geschockt.“ Staatsanwalt: &bdquo;Die Frauen haben Zivilcourage gezeigt“ Der Staatsanwalt sieht seine Anklage bestätigt. Er lobt die Frauen in seinem Schlussvortrag. Sie hätten Zivilcourage gezeigt, obwohl sie selbst Angst bekommen hatten. Für den nicht vorbestraften Angeklagten fordert er eine Geldstrafe von 150 Tagessätzen zu 20 Euro. Der Angeklagte ist empört: &bdquo;Das bedroht meine Existenz und genau das hat die Staatsanwaltschaft auch vor.“ Er kritisiert, dass im Prozess &bdquo;gewisse Sachen weggelassen“ worden seien. Welche, sagt er nicht. Außerdem hätte die Zeugin &bdquo;ausländische Männer“ im Werre-Park gegen ihn aufgehetzt. Der Richter sieht das anders und verurteilt den Angeklagten wie von der Staatsanwaltschaft gefordert zu 3.000 Euro Geldstrafe. &bdquo;Die Zeugen haben die Situation sehr plausibel geschildert“, begründet der Richter. Der Angeklagte habe &bdquo;keine sinnvollen Angaben zum Sachverhalt gemacht“. In diesem Moment ruft der Angeklagte &bdquo;Schauprozess!“ Der Richter droht ihm dafür ein Ordnungsgeld an und unterbindet weitere Zwischenrufe. Dann fährt er fort: Für den Angeklagten spreche allein, dass er zum ersten Mal straffällig geworden sei, weshalb er wie von der Staatsanwaltschaft gefordert noch eine Geldstrafe ausspreche, die der Angeklagte in monatlichen Raten zu 50 Euro abstottern kann: &bdquo;Das waren zahlreiche Taten in kurzer Zeit!“ Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

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