Verkehrsminister zeigt in Bad Oeynhausen Verständnis für längere Brückenbauzeit

Bad Oeynhausen. Drei Mal Lalülala in einer halben Stunde: Spätestens beim dritten Rettungswagen, der am Mittwochnachmittag während des Pressetermins mit Blaulicht und Martinshorn über die Flutmuldenbrücke rauschte, war Oliver Krischer gänzlich überzeugt: &bdquo;Ich glaube, die Entscheidung, die Brücke in zwei Hälften abzureißen und neu zu bauen und so auch den Rettungsdiensten lange Umwege zu ersparen, war richtig“, sagte der NRW-Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr. Sein Besuch auf der Flutmuldenbrücke war die dritte Station auf seiner &bdquo;Sommertour Sanierungsoffensive.“ Dass der Landes-Verkehrsminister sich ausgerechnet die Flutmuldenbrücke dazu ausgesucht hatte, stieß im Vorfeld auch auf Verwunderung. Erst kürzlich hatte Bürgermeister Lars Bökenkröger öffentlich berichtet, man habe im Rathaus &bdquo;geschmunzelt“, als man von dem Brückentermin des Ministers erfuhr. Denn die Flutmuldenbrücke ist ein Projekt, das durchaus nicht störungsfrei lief. Sechs Mal verschob Straßen NRW den Baubeginn, bis es im April 2022 dann tatsächlich losging. Und die Bauzeit verlängerte sich von ursprünglich veranschlagten anderthalb auf knapp zweieinhalb Jahre. &bdquo;Den doppelten Einsatz der Kampfmittelräumer haben wir abgeschafft“ &bdquo;Ich gucke mir ja nicht nur Bauwerke an, bei denen alles gut und reibungslos läuft. Sondern auch solche, zu denen es auch kritische Stimmen gibt“, versicherte Krischer. Wobei der Minister sofort einschränkte, dass ihn konkrete Kritik am Projekt Flutmuldenbrücke gar nicht erreicht habe. Allenfalls zu den intensiven Untersuchungen der Kampfmittelräumdienste. Bislang, so erklärte der Minister, seien die Baustellen mindestens zwei Mal auf Bombenreste aus dem Weltkrieg untersucht worden - einmal im Auftrag von Straßen NRW, einmal im Auftrag der Bezirksregierungen. &bdquo;Das haben wir geändert“, sagte Krischer, &bdquo;das geschieht jetzt nur noch einmal.“ Über die Besonderheiten der Brückenbaustelle an der Eidinghausener Straße wurde der Minister von Manuela Rose, der stellvertretenden Niederlassungsleiterin von Straßen NRW in Bielefeld, und dem Bauüberwacher Christian Sander aufgeklärt. Sander erinnerte an die 1890 an dieser Stelle errichtete Bogenbrücke, die dann 1955 ersetzt wurde. Doch diese Brücke sei den heutigen Verkehrsbelastungen nicht gewachsen gewesen. 2013 sperrte Straßen NRW sie für den Schwerlastverkehr und plante einen Neubau. Der begann - nach sechs Terminverschiebungen - im April 2022. &bdquo;Eine Vollsperrung wäre einfacher, schneller und günstiger gewesen“ Sander erläuterte, wie die Brücke dann im Mai 2022 der Länge nach in zwei Hälfte zersägt wurde. So konnte erst die östliche Hälfte der Brücke abgerissen und neugebaut werden, dann die westliche. Der Verkehr konnte während der Bauzeit zumindest weiter von Nord nach Süd über eine Brückenhälfte fahren, Busse, Rettungswagen und Einsatzfahrzeuge durften mit einer Freischaltung für die Baustellenampel in beide Richtungen fahren. &bdquo;Das ist sinnvoll“, befand der Minister, nachdem wie auf Bestellung gerade wieder ein Rettungswagen über die Brücke gefahren war. Allein 120 Busse passierten täglich die Eidinghausener Straße, wusste Sander zu berichten. &bdquo;Das war ein Wunsch der Stadt, die Brücke halbseitig befahrbar zu halten?“, wollte Krischer wissen. Was Christian Sander bejahte. &bdquo;Eine Vollsperrung wäre für uns einfacher, schneller und günstiger gewesen“, sagte Petra Beckfeld, die Technische Direktorin des Landesbetriebs Straßen NRW. &bdquo;Aber wenn wir sehen, dass eine andere Vorgehensweise sinnvoll ist, dann machen wir das auch.“ Wie viel Geld und wie viel Zeit das bei der Flutmuldenbrücke konkret gekostet hat, konnte Christian Sander auch auf Nachfrage des Ministers nicht beziffern. Auf das Dilemma, dass eine kürzere Bauzeit mit einer Vollsperrung aber auch größere Verkehrsbehinderungen bedeute, wies Petra Beckfeld noch einmal hin. &bdquo;Jede Baustelle tut weh“, sagte sie. &bdquo;Es ist gut, dass sie jetzt fertig wird“ Sander berichtete auch vom Hochwasser, das über Weihnachten 2023 und Neujahr nur eine Handbreit unter der neuen Brückenkonstruktion gestanden habe. &bdquo;Das war knapp“, sagte Sander. &bdquo;Das war das vierthöchste Hochwasser der Weser seit Aufzeichnung der Daten“, berichtete er. Und Oliver Krischer konnte nachvollziehen, warum die Wiese, die die Brücke überspannt, Flutmulde heißt. Krischer interessierte sich auch für die Details. Warum die 16 Brückenpfeiler so konisch geformt seien, wollte er wissen. &bdquo;Sie sind strömungsoptimiert“, erläuterte Christian Sander. &bdquo;Und sie sind auch ästhetisch“, fand der Bauüberwacher von Straßen NRW. Die Einschätzung teilte Oliver Krischer. &bdquo;Die Brücke sieht gut aus“, bestätigte er. Wichtiger sei aber natürlich die Funktionalität. Zu der trägt auch die Breite bei. Die neue Flutmuldenbrücke ist 80 Meter lang und 17 Meter breit - 3,50 Meter breiter als die alte. &bdquo;Der Raum kommt ausschließlich den Fußgängern und Radfahrern zugute“, sagte Manuela Rose. Angesichts der besonderen Herausforderungen und der Dimension des 6,5 Millionen Euro teuren Brückenbaus sei auch die Bauzeit von &bdquo;gut zwei Jahren akzeptabel“, so befand Oliver Krischer. &bdquo;Aber es ist auch gut, dass sie jetzt fertig wird“, sagte der Minister. Das soll im September der Fall sein, wie Manuela Rose in Aussicht stellte. Die von Straßen NRW bei der Stadt beantragte Sperrung der Eidinghausener Straße läuft jedenfalls am 19. September aus.

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