Razzia in Bad Oeynhausener Möbelgeschäft: Angeklagter soll Polizei über Fund informiert haben

Bad Oeynhausen. Die Polizei kam mit der Kettensäge und durchsuchte schwer bewaffnet das Möbelgeschäft des Angeklagten. Spezialeinsatzkräfte drangen im September 2023 in das Ladengeschäft ein. Die Razzia war Teil eines größeren Ermittlungsverfahrens gegen eine Drogenbande aus Bad Oeynhausen und Löhne. Allerdings fanden die Beamten keine Drogen, sondern Munition. Wie sich nun vorm Amtsgericht Bad Oeynhausen herausstellt, hätten die Polizisten zuvor schon wissen können, dass dort Munition für Maschinengewehre lagerte. Der Angeklagte hatte die Polizei selbst darüber informiert. Im Büro des 36-jährigen Firmenchefs lagerte ein Patronengurt mit 45 Manöverpatronen sowie einzelne Patronen für Maschinengewehre, die von der französischen Armee und der Bundeswehr benutzt wurden. Darunter auch Munition, die unter das Kriegswaffenkontrollgesetz fällt. Die Staatsanwaltschaft Bielefeld hat den Firmenchef deshalb wegen vorsätzlichen Verstoßes gegen das Waffengesetz angeklagt. Die Munition wird vernichtet. Lesen Sie auch: SEK dringt mit Kettensäge in ein Möbelgeschäft in Bad Oeynhausen ein Der Firmenchef wollte die Munition aber vorher schon bei der Waffenbehörde abliefern, das lässt er seinen Anwalt in einer schriftlichen Stellungnahme erklären. Die Polizeiwache Bad Oeynhausen nahm die Patronen aber offenbar nicht an. Die Munition soll ein Mitarbeiter des Firmenchefs Monate vor der Hausdurchsuchung in einer äußersten Ecke im Keller entdeckt haben. Eigentlich sei der Mitarbeiter auf der Suche nach einem Abflussrohr gewesen, so der Firmenchef. Er habe das Gebäude 2014 gekauft und will nicht gewusst haben, dass im Keller Maschinengewehrmunition lagerte. Sein Mitarbeiter habe ihm die Patronen gezeigt und er habe die Munition dann in seinem Büro &bdquo;sicher vor Dritten“ verschlossen und die Polizei angerufen. Ex-Polizist bestätigt Anruf des Angeklagten Die Polizeiwache der Kurstadt wollte oder konnte offenbar keinen Streifenwagen vorbeischicken, um die Patronen abzuholen. Weitere Telefonate mit der Polizei in Minden liefen darauf hinaus, dass der Angeklagte den Fund selbst hätte abliefern müssen, so die Darstellung des Firmenchefs. Er wollte aber nicht mit Maschinengewehrmunition durch die Gegend fahren. Und später habe er es unterlassen, sich weiter darum zu kümmern. Ein inzwischen pensionierter Kripo-Beamter bestätigt das Telefonat vor Gericht. Sein Rat: Der Firmenchef solle sich an die Wache Bad Oeynhausen wenden, die Polizei würde die Munition auch abholen. &bdquo;Ob das passiert ist, weiß ich nicht“, sagt der Pensionär. Er habe auch nicht gewusst, um welche Art von Munition es sich gehandelt habe. Allerdings habe er davon abgeraten, selbst &bdquo;mit einer Tüte Munition“ in der Polizeiwache aufzutauchen: &bdquo;Da guckt man dann schon etwas sparsam.“ Lesen Sie auch: Drei Drogenhändler aus Bad Oeynhausen vorm Landgericht Mehrere Wochen nach den beiden Telefonaten durchsuchten dann am Mittwoch, 20. September, Spezialeinsatzkräfte der Polizei das Möbelgeschäft des Angeklagten auf der Suche nach Drogen. Schon am Donnerstag, 7. September, stürmte das SEK mehrere Wohnungen und stellte dabei in einer Wohnung in Löhne größere Mengen Drogen und auch scharfe Waffen sicher. Der Prozess wird zunächst vertagt Der Prozess wegen der Maschinengewehrmunition wird vertagt. Der Richter will zunächst herausfinden, ob der Angeklagte tatsächlich auch die Polizei in Minden über den Munitionsfund informiert hat. Der Verteidiger des Angeklagten geht davon aus, dass alle Anrufe bei der Polizei mitgeschnitten werden. Der pensionierte Kripo-Beamte hat das jedoch verneint. Es würden nur die Notrufe auf der 110 mitgeschnitten. Die Gespräche mit Sachbearbeitern von der Waffenbehörde aber nicht. Der Prozess soll am Dienstag, 6. August, fortgesetzt werden.

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