Fast 2.000 Euro pro Einwohner: So steht es um Bad Oeynhausens Schulden

Bad Oeynhausen. Der berühmte Blick über den Tellerrand kann zuweilen auch beruhigende Wirkung entfalten. Der Schuldenstand der Stadt Bad Oeynhausen ist hoch, pro Einwohner gerechnet der dritthöchste im Kreis Minden-Lübbecke. Das geht aus den Daten des Statistischen Landesamtes IT NRW hervor. Verblüffend aber ist ein Vergleich mit den Kommunen des Nachbarkreises. Hier ist die Pro-Kopf-Verschuldung in allen neun Kommunen höher als in Bad Oeynhausen. Ende 2023 lag die Gesamtverschuldung der Stadt Bad Oeynhausen laut IT NRW bei knapp 95,5 Millionen Euro. Rund 20 Millionen Euro davon rühren aber aus Verbindlichkeiten der Stadtwerke, einer hundertprozentigen Tochtergesellschaft der Stadt. Im &bdquo;Kernhaushalt“ ohne Stadtwerke verzeichnen die Landesstatistiker knapp 75 Millionen Euro Schulden. Pro Einwohner macht das bezogen auf die Gesamtverschuldung 1.931 Euro aus. Ein Wert, der sich im Land durchaus sehen lassen könnte. In NRW liegt die durchschnittliche Pro-Kopf-Verschuldung der Kommunen Ende 2023 bei 3.492 Euro. Minden hat weniger Schulden pro Einwohner Im Mühlenkreis aber steht die Kurstadt nicht gerade glänzend da. Allein Hille und Preußisch Oldendorf stehen höher in der Kreide. In Hille liegt die Gesamtverschuldung pro Einwohner bei 2.268 Euro. Preußisch Oldendorf hat laut IT NRW 44 Millionen Euro Schulden, das macht stolze 3.545 Euro Schulden pro Einwohner. Alle anderen Städte und Gemeinden im Kreisgebiet aber liegen - zum Teil deutlich - unter dem Bad Oeynhausener Wert der Pro-Kopf-Verschuldung. .responsive23-Bp7DBtOXcJVMkAFB-bar-vertical-pro-kopf-verschuldung-minden { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-Bp7DBtOXcJVMkAFB-bar-vertical-pro-kopf-verschuldung-minden { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-Bp7DBtOXcJVMkAFB-bar-vertical-pro-kopf-verschuldung-minden { padding-top: 142.86%; } } Wem die Bad Oeynhausener Verbindlichkeiten Sorgen machen, dem hilft vielleicht ein Blick auf den Kreis Herford. Im Gesamtschnitt des Kreises liegt die Verschuldung pro Kopf bei 4.030 Euro. Und in tatsächlich allen neun Kommunen liegt hier der Schuldenstand pro Einwohner höher als in der Kurstadt. Bünde verzeichnet 2.147 Euro Verbindlichkeiten pro Einwohner, Enger 2.606 Euro, Herford 5.154 Euro, Hiddenhausen 3.825 Euro, Kirchlengern 2.217 Euro, Löhne 2.358 Euro, Rödinghausen 1.989 Euro, Spenge 4.225 Euro und Vlotho 3.418 Euro. Mehr zum Thema: &bdquo;Löhne ist Pleite“ - Wie groß ist der Schuldenberg? Grund für Bad Oeynhausens Verschuldung sind Investitionen Die Frage ist: Wie kommt es zu solch deutlichen Unterschieden in zwei benachbarten Landkreisen? &bdquo;Pauschal ist das schwer zu sagen“, erklärt dazu Bad Oeynhausens Bürgermeister Lars Bökenkröger. Womöglich aber sei ein Grund, dass die Kommunen zum Teil unterschiedliche Leistungen oder Bereiche in GmbHs ausgelagert hätten. &bdquo;Man müsste die Kernhaushalte vergleichen“, rät Bökenkröger. Tatsächlich ergibt der Blick in den Kernhaushalt, der also Tochterunternehmen der Städte ausklammert, zumindest in Teilen ein anderes Bild. Hier liegt Hiddenhausen mit einer Pro-Kopf-Verschuldung von dann nur noch 1.289 Euro unter Bad Oeynhausen. Noch deutlicher ist der Unterschied in Löhne, wo der Schuldenstand ohne die Schulden der Töchter nur noch bei 25,6 Millionen Euro liegt, was pro Einwohner 1.110 Euro ausmacht. In Bad Oeynhausen liegt die Pro-Kopf-Verschuldung bezogen auf den Kernhaushalt bei 1.516 Euro. Eine Erklärung für Bad Oeynhausens zumindest im Kreisvergleich hohen Schuldenberg hat Lars Bökenkröger aber schon. &bdquo;Ein Hauptgrund für die gestiegene Verschuldung sind umfangreiche Investitionen, die seit 2020 getätigt wurden“, erklärt Bad Oeynhausens Bürgermeister. &bdquo;Wir haben viel in unsere Schulen, den Bau von Kitas und in unsere Verkehrsinfrastruktur investiert. Lesen Sie auch: Kein Vermerk im Bundeshaushalt - Bleiben NRW-Kommunen auf ihren Altschulden sitzen? 2019 lag der Schuldenstand noch 21 Millionen Euro niedriger Die Investitionen tragen langfristig zur Wirtschaftskraft, Lebensqualität und Attraktivität unserer Stadt bei“, so Bökenkröger. Trotz der hohen Investitionen habe die Stadt Bad Oeynhausen einen beträchtlichen Teil dieser Ausgaben aus eigenen liquiden Mitteln, das heißt aus eigenen Überschüssen, finanziert. &bdquo;Die Verschuldung hat sich über die Jahre stark verändert. 2007 betrugen die Gesamtschulden rund 85 Millionen Euro. Durch Tilgungsmaßnahmen, aber auch einem Mangel an Investitionen konnte die Stadt ihre Schulden bis 2019 auf 54 Millionen Euro reduzieren“, erklärt Bökenkröger. Dies habe zu einer wesentlichen Verringerung der Pro-Kopf-Verschuldung auf 1.115 Euro geführt. &bdquo;In den Jahren 2020 bis 2023 erhöhte sich die Höhe der Kredite um knapp 21 Millionen Euro“, erklärt der Bürgermeister, der sich damit auf den Schuldenstand im Kernhaushalt der Stadt bezieht, der 2023 bei 75 Millionen Euro lag. Ein Teil dieser Erhöhung, nämlich 3,2 Millionen Euro, sei auf das Programm &bdquo;Gute-Schule 2020“ zurückzuführen. &bdquo;Diese Darlehen müssen nicht von der Stadt zurückgezahlt werden, sind jedoch formal in der Schuldenstatistik erfasst.“

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