Opfer stirbt nach Attacke am Bad Oeynhausener Kurpark – 60.000 Euro Spenden gesammelt

Bad Oeynhausen. Der Tod eines jungen Mindeners hat Bad Oeynhausen erschüttert. Zahlreiche Menschen haben Blumen auf den Kurhausterrassen niedergelegt, einen Teddybären unter den Baum gesetzt und Kerzen angezündet. Auch Bürgermeister Lars Bökenkröger und Landrat Ali Dogan haben zum Gedenken am Dienstagmittag nach der Meldung über den Tod des 20-Jährigen Philipos T. den Tatort aufgesucht. Er sei schockiert und fassungslos gewesen über die Gewalttat am Wochenende, sagt Bökenkröger. Eine Gruppe von rund zehn unbekannten jungen Männern hatte zwei Freunde auf den Kurhausterrassen zusammengeschlagen und -getreten. Der Mindener wurde durch Tritte so schwer am Kopf verletzt, dass am Montag der Hirntod festgestellt wurde und Polizei und Staatsanwaltschaft am Dienstagmittag den Tod des 20-Jährigen bekannt gaben. Die Polizei ermittle deswegen nun wegen vollendeten Totschlags, in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung. Eine Obduktion soll zeitnah erfolgen. Nicht nur den Bürgermeister hat der Tod des 20-Jährigen schwer getroffen, auch &bdquo;die Menschen in unserer Stadt lässt der Vorfall fassungslos und ratlos zurück“, sagt das Stadtoberhaupt. &bdquo;Ich lade alle Menschen ein, sich am Mittwochabend um 18 Uhr einem stillen Gedenken an den Kurhausterrassen im Kurpark anzuschließen. Es würde mich freuen, wenn wir gemeinsam in der Stille ein deutliches Zeichen der Solidarität und Menschlichkeit setzen könnten.“ Auch am Mindener Ratsgymnasium herrschen Fassungslosigkeit, Trauer, Wut. Die tödliche Tat hatte sich am Rande des Abiballs der Schule im Kaiserpalais ereignet. Das Opfer ist der Bruder einer Abiturientin, die mit der Familie ihren Schulabschluss gefeiert hat. Mehr zum Hintergrund: Mann schwebt nach Angriff in Bad Oeynhausener Kurpark in Lebensgefahr Mordkommission &bdquo;Palais“ nimmt Ermittlungen auf Der junge Mann und sein 19-jähriger Begleiter sollen nach Angaben von Staatsanwaltschaft und Polizei Bielefeld am frühen Sonntagmorgen, 23. Juni, zwischen 1.30 Uhr und 2 Uhr mit der Gruppe von rund zehn Männern in Streit geraten sein. Dabei hätten die Unbekannten auf sie eingeschlagen und -getreten. Einer von ihnen habe den 20-Jährigen danach von der Gruppe weggezerrt und weiter attackiert. Als Zeugen die Polizei alarmiert hätten, seien die Männer geflüchtet. Der 19-Jährige – der beste Freund des Opfers – aus Porta Westfalica erlitt leichte Verletzungen. Die Mordkommission &bdquo;Palais“ hat die Ermittlungen aufgenommen. Durch erste Aussage von Zeugen konnte die Polizei schon wenige Stunden nach der Tat eine Beschreibung der gesuchten Personengruppe rausgeben. Die Gruppe wird wie folgt beschrieben: circa zehn Personen, männlich, südländisch, etwa 19 bis 20 Jahre alt, teilweise mit Trainingsanzügen der Marke Adidas bekleidet. Der unbekannte Tatverdächtige, der auf den 20-jährigen Mindener eingetreten und -geprügelt hat, kann wie folgt beschrieben werden: männlich, südländisch, circa 20 Jahre alt, circa 1,76 Meter groß, Oberlippen- und Kinnbart, neonorangefarbene Trainingsjacke der Marke Adidas. Mögliche Zeugen: Stadtfest-Besucher in Bad Oeynhausen &bdquo;Es sind seit Sonntag weitere Zeugenhinweise eingegangen, die nun intensiv überprüft werden“, erklärte Polizeisprecher Lukas Reker auf Nachfrage der NW. Staatsanwaltschaft und Polizei hoffen, dass der entscheidende Hinweis, der zur Überführung der Täter führt, dabei ist. Es hat somit offenbar noch keine Festnahmen gegeben, ebenso scheint sich noch niemand freiwillig gestellt zu haben. In den sozialen Netzwerken kursiert nach NW-Informationen das Gerücht, dass die oder einige der Täter nach der Tat mit dem letzten Zug nach Minden gefahren sein sollen. Ob bereits die Kameras am Bahnhof und im Bahnhof sowie auf den Bahnsteigen ausgewertet wurden, kann die Polizei nicht beantworten. &bdquo;Es ist aber normales Vorgehen, dass sämtliche Überwachungskameras im Umfeld begutachtet werden“, erklärt Reker. Durch die Innenstadtfete, den Abiball und die normalen GOP- und Adiamo-Besucher herrschte auch des Nachts noch reger Betrieb in Kurpark und Stadt. Die Polizei bittet darum, dass Personen, die das Tatgeschehen beobachtet haben oder die Angaben zur Identität oder dem Aufenthaltsort der Tatverdächtigen machen können, sich bei einer nahegelegenen Polizeidienststelle oder der Mordkommission &bdquo;Palais“ zu melden, Tel. 0521 5450 (Polizeipräsidium Bielefeld, Kriminalkommissariat 11). Gefragt sind auch die Besucher der Innenstadtfete, da es unklar ist, wo sich die gesuchte Gruppe im Vorfeld aufgehalten hat. Eventuell gibt es Fotos oder Videos, auf denen die mutmaßlichen Täter im Hintergrund zu sehen sind. Mehr zum Thema: Ein Wachdienst für den Kurpark Bad Oeynhausen – wie sicher fühlen Sie sich? Social-Media-Aufruf: Familie des Opfers bittet um Hinweise Die Ermittlungen werden durch die Staatsanwaltschaft Bielefeld, zusammen mit der Mordkommission &bdquo;Palais“ des Polizeipräsidiums Bielefeld, unter der Leitung von Kriminalhauptkommissar Markus Ickler, geführt. Sie alle appellieren an die Tatverdächtigen, sich freiwillig zu stellen. Die Familie des Opfers startete am Sonntag einen Aufruf in den sozialen Medien und bittet um Hinweise zum möglichen Tathergang. Auch Videos oder Fotoaufnahmen sowie anonyme Hinweise seien in dem Zuge wichtig und sollten an die Polizeidienststelle übermittelt werden, heißt es dort. Auch Cordula Küppers, die Schulleiterin des Ratsgymnasiums, bittet eindringlich um Hilfe bei der Tätersuche: &bdquo;Sollten Sie an irgendeiner Stelle Nachrichten kennen oder Hinweise haben, melden Sie diese bitte der Sonderkommission.“ Schüler und Unternehmer starten Hilfsaktionen Am Montag hat ein Bad Oeynhausener Unternehmer 1.000 Euro Belohnung für denjenigen ausgelobt, der den entscheidenden Hinweis zur Ergreifung der Täter liefert. &bdquo;Dieser Vorfall hat mich so schockiert und sprachlos gemacht“, sagt er im Gespräch mit der NW, &bdquo;dass ich einfach etwas beitragen wollte zur Ergreifung der Täter.“ Auch er habe Kinder und Stiefkinder und möge sich nicht vorstellen, was die Familie des jungen Mannes nun durchmache. &bdquo;Und das alles wegen Nichtigkeiten. Ich möchte deshalb einfach nur, dass die Täter zur Rechenschaft gezogen werden - egal welcher Herkunft sie sind.“ Mittlerweile haben sich weitere Unternehmer und Privatleute gemeldet, die ihn in Sachen Belohnung unterstützen wollen. Ihnen allen liege, so sagt er im Gespräch mit der NW, am Herzen, dass die Täter schnell gefunden würden, damit so etwas nicht wieder passiere. Inzwischen ist die Belohnung für den entscheidenden Hinweis, der zur Ergreifung der Täter führt, auf 7.500 Euro angewachsen. &bdquo;Es gibt noch viele andere, die Unterstützung zugesagt haben, so dass wir hoffen, auf mindestens 20.000 Euro zu kommen“, sagt der Bad Oeynhausener, der namentlich nicht genannt werden möchte. Eine Bad Oeynhausenerin hat zudem in den sozialen Netzwerken einen Aufruf gestartet. &bdquo;Eine Stadt steht auf“, steht dort geschrieben. &bdquo;Wir sind dabei, euch zu finden“, betont sie. &bdquo;Irgendjemand hat die Täter gesehen.“ Es könne doch nicht sein, sagt sie, dass eine einzelne Tätergruppe alle die Menschen in Verruf bringe, &bdquo;die seit Jahren integriert in unserer Stadt leben und sich nichts haben zu schulden kommen lassen“. Schwester des Opfers bittet Schule um Hilfe Der Mindener Abijahrgang, der am Samstag seinen Ball im Kaiserpalais gefeiert hat, hat derweil über die Internetplattform &bdquo;Gofundme“ eine Spendenkampagne für die Familie gestartet. Die Aktion ist mittlerweile geschlossen, gesammelt wurden für die Familie des Opfers 61.580 Euro. &bdquo;Wir sind tief betroffen. Es ist wirklich tragisch, beschäftigt uns total und ist in jeglicher Art und Weise zu verurteilen“, sagt Cordula Küppers als Schulleiterin des Mindener Ratsgymnasiums, die am Sonntagmittag durch die Berichterstattung vom Vorfall erfuhr. &bdquo;Die Jahrgangsleitung informierte mich. Wenn das Opfer ein Schüler oder eine Schülerin von uns gewesen wäre, hätte ich es sicher schon gewusst“, erklärt sie. Sie habe danach schnell telefoniert und im Laufe des Tages stellte sich heraus, dass es sich bei dem jungen Mann um den großen Bruder eine Abiturientin handelt. &bdquo;Die Schülerin hat sich an unsere Beratungslehrerin gewandt und darum gebeten, dass wir über den Fall informieren, um mögliche Zeugenhinweise zu erhalten“, so Küppers. Am Montagvormittag war die Polizei in diesem Zuge auch am Rats, um eine Schülerin aus der Q1 (11. Klasse) zu vernehmen. Viele Schüler und Schülerinnen dieser Stufe waren auch Gäste des Abiballs am Samstagabend. Mindener Schule setzt Zeichen nach Attacke im Kurpark &bdquo;Die Eltern und Schüler dieser Stufe haben wir bereits am Sonntag mit einer E-Mail informiert. Darin haben wir auch die betroffene Familie des Opfers namentlich benannt, um Spekulationen zuvorzukommen.“ Mit diesem Vorgehen habe man bereits in einer anderen Krise gute Erfahrungen gemacht, so Küppers. Der Vorfall sei auch der Bezirksregierung gemeldet worden und werde heute an alle Eltern weitergetragen, so die Leiterin weiter. &bdquo;Die Eltern sind dankbar für die schnelle Kommunikation.“

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