Autobiografie einer Bad Oeynhausenerin: Der Prinz, der zum Drogenboss wurde

Bad Oeynhausen. Nach außen hin wirkte Marc total unscheinbar, in seinem zweiten Leben aber war er ein berüchtigter Drogenboss. Dinge, von denen Claudia Fürste nichts ahnte. Stattdessen fiel sie aus allen Wolken, als die Polizei zur Hausdurchsuchung vor der Tür stand. 20 Jahre ist dieser Tiefpunkt im Leben der Bad Oeynhausenerin her. &bdquo;20 Jahre, in denen alle zu wissen glaubten, was damals passiert ist“, bilanziert Fürste. Für die 52-Jährige ist das autobiografische Buch über drei Jahre ihres Lebens ein Abschluss. &bdquo;Drei Jahre – mein Absturz in die Dunkelheit und meine Rückkehr ins Licht“ ist aber zugleich auch eine Warnung an alle Frauen, niemals zu leichtgläubig zu sein. Nein, eine Karriere als Schriftstellerin strebt Claudia Fürste nicht an. Stattdessen will sie nach 20 Jahren endlich ihre Seite der Geschichte erzählen und mit vielen Halbwahrheiten, die in der Kurstadt kursierten, aufräumen, sagt sie. &bdquo;Diese Geschichte ist meine Geschichte. Zumindest ein Teil davon, denn das Leben hat zum Glück mehr als nur diese drei Jahre.“ Es ist eine Geschichte, wie sie sich in ihren Grundzügen vermutlich gar nicht so selten zuträgt, wie der Ich-Verlag schreibt, die aber in ihrer Entwicklung und Intensität schon ganz besonders sei und die junge Frau, die sie später aufschreiben muss, förmlich überrollt. Und alles beginnt natürlich mit dem vermeintlichen Prinzen. Schon die erste Nacht läuft aus dem Ruder Claudia Fürste ist Single, alleinerziehende Mutter und Anfang 30, als sie beschließt, sich wieder verlieben zu wollen. Was tatsächlich auch geschieht, als sie in einer Diskothek einen zunächst unscheinbar wirkenden Mann kennenlernt, dessen männliche Figur und dessen Lächeln sie aber beeindrucken. Man verabredet sich einige Male, und schon der erste Abend, die erste Nacht, die eine romantische werden sollte, läuft aus dem Ruder. Marc trinkt offensichtlich gerne und dann viel und ist eifersüchtig und aggressiv. Aber er kann sich auch entschuldigen, längere Zeit völlig unauffällig sein, einer Frau das Gefühl geben, sie zu beschützen und zu versorgen. Das sogar außergewöhnlich gut, denn Marc ist reich. Sylt, Ibiza, noble Restaurants und Boutiquen werden zur Selbstverständlichkeit, psychische und physische Gewalt zunehmend auch. Obendrein stellt sich heraus, dass es sich bei Marc um eine Rotlichtgröße aus Hamburg handelt, der Claudia und ihren Sohn Stück für Stück in Richtung Abgrund treibt. Es endet im Gerichtssaal und mit Zeitungsartikeln in der Neuen Westfälischen. Letztlich geht Marc für sechseinhalb Jahre ins Gefängnis - wegen Drogenhandels im großen Stil und Versicherungsbetrug - und Claudia Fürste lässt die kurze Ehe mit ihm annullieren. Auch wenn seitdem viele Jahre vergangen sind, abgeschlossen hat Claudia Fürste mit diesen Erlebnissen nie. &bdquo;Es kommt in Gesprächen immer wieder zur Sprache, wodurch auch mein Wunsch entstand, alles aufzuschreiben.“ Es sei Thema in der Stadt gewesen damals. &bdquo;Viele Menschen kennen die Geschichte, aber sie wissen bis heute nicht, wie es mir damit ging. Ich will zeigen, was passiert ist.“ Geld möchte Fürste mit ihrem Buch nicht zwingend verdienen, sondern sie hat vielmehr eine andere Intention: &bdquo;Mädels, guckt genau hin, passt besser auf und denkt über die Geschichten nach, die euch erzählt werden“, warnt sie. Denn: &bdquo;Wer einmal schlägt, schlägt immer wieder. Niemand ändert sich.“ Das Leben hatte keine Freiräume mehr Schon vor 20 Jahren hat Claudia Fürste die ersten Seiten aufgeschrieben, dann das Manuskript in der Schublade liegen gelassen. Nun folgte die zweite Hälfte in Zusammenarbeit mit einer Lektorin. &bdquo;Material für ein Buch zu schaffen, war gar nicht mein Gedanke“, winkt die 52-Jährige ab. Eigentlich sollten die Zeilen nur als Selbstverarbeitung dienen. &bdquo;Aber die, die es gelesen haben, haben gesagt, das hat Potenzial.“ Fürste kam ins Nachdenken und hat letztlich 20 Verlage angeschrieben, der Ich-Verlag hat sich zurückgemeldet. Im Leben von Claudia Fürste gab es damals keine Freiräume mehr, Flucht wird plötzlich zu einem ernsten Thema. Einen solchen Typ Mann wie Marc wird Frau für gewöhnlich nicht so einfach los. Und so endet eine spektakuläre Flucht, die ausgerechnet aus einem romantischen Urlaub auf der Liebesinsel der beiden, auf Ibiza, mit dem Vorwurf Marcs an die Autorin, eine Nutte zu sein, und Schlägen ins Gesicht begann, im nasskalten Deutschland an der Haustür, mit den natürlich falschen und doch so gerne und leicht geglaubten Schwüren, dass all das hoch und heilig nie wieder passieren würde. Der Prinz hat deutlich erkennbarere Schrammen, die sich auch mit noch so viel Charme und Geld nicht überdecken lassen. Wenn Claudia Fürste durch diese drei Jahre eines gelernt hat, dann das: &bdquo;Es kommt schlimmer und schlimmer - aber du kommst trotzdem raus. Es geht immer irgendwie weiter.“ Das Niederschreiben war für Claudia Fürste keine leichte Aufgabe. Oft sitzt sie tränenüberströmt am Schreibtisch. &bdquo;Es ist, als wenn es gestern war. Es kommen so viele Kleinigkeiten zurück.“ Wie die Tatsache, dass die Kripo damals anderthalb Jahre lang die Telefone der Familie abhörte und Marc - der 15 Jahre älter war als Fürste und inzwischen verstorben ist - überwachte. Dinge, die erst viel später ans Licht kamen. &bdquo;So etwas braucht kein Mensch“, weiß Claudia Fürste. Das Buch ist im Internetbuchhandel bestellbar sowie direkt bei Claudia Fürste und in der Buchhandlung Scherer in Bad Oeynhausen erhältlich.

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