Schulbusse in Bad Oeynhausen: Stress auf dem Schulweg

Bad Oeynhausen. Achim Overath setzte auf den einfachen Weg. &bdquo;Am einfachsten wäre es, wenn die Schulen ihre Zeiten verschieben würden“, erklärte der Geschäftsführer der Minden-Herforder-Verkehrsgesellschaft (MHV) im Schulausschuss. Dann habe man das Problem der Schulbusse schnell und günstig gelöst. Ein Vorschlag, der auf wenig Gegenliebe stieß. Stattdessen pocht die Politik nun darauf, noch vor den Sommerferien einen vernünftigen Lösungsvorschlag auf dem Tisch zu haben. &bdquo;Wir führen hier seit langem eine halbjährliche Diskussion über das Thema - wir möchten das Problem der zu vollen und zu falschen Zeiten fahrenden Schulbusse endlich abgestellt haben“, machte Ausschussvorsitzender Ralf Sensmeyer (SPD) unmissverständlich klar. Mehrfach hat die NW in den vergangenen Jahren über die Probleme im Schulbusverkehr berichtet. Der Tenor der betroffenen Eltern und Schüler ist nach wie vor unverändert: Die Schulbusse sind zu voll, sie fahren so früh, dass die Schüler sie nach Schulschluss nicht erreichen können und eine Stunde warten müssen, oder sie fahren gar nicht. In der Vergangenheit hieß es immer, grundsätzliche Änderungen ließen sich erst umsetzen, wenn die Linienbündel – also die Aufträge – für den Busverkehr neu vergeben würden. Das wird aber erst 2026 der Fall sein, dann laufen die Zehn-Jahres-Verträge mit der MHV aus. Weitere Schwierigkeit: Die Schüler werden nicht in besonderen Schulbussen, sondern mit den Linienbussen befördert. Linie BO3 bekommt größeren Bus Jan-Martin Müller (Infrastrukturmanagement der Stadt), Stefan Wehmeier (Stadtwerke) und Achim Overath standen dem Ausschuss Rede und Antwort. Und tatsächlich hatten sie für eine Linie auch eine Lösung im Gepäck. &bdquo;Auf der BO3 wird künftig nur noch der Standardbus fahren, keine Sprinter oder Kleinbusse mehr“, verkündet Jan-Martin Müller. Damit hoffe die Stadt, das Platzproblem zu lösen. Allerdings werden dann wohl einige Haltestellen wegfallen: &bdquo;Baulich sind nicht alle Straßen mit normalen Bussen nutzbar. Aber da müssen wir an einigen Stellen auf einen Halt verzichten, sonst können wir das Kapazitätsproblem nicht lösen.“ Weitere Lösung: &bdquo;Die An- und Abfahrten sollen so festgelegt werden, dass die Busse morgens spätestens zehn Minuten vor Schulbeginn da sind und mittags frühestens zehn Minuten nach Schulschluss abfahren.“ Da es am Schulzentrum Süd durch unterschiedliche Stundentaktungen unterschiedliche Schlusszeiten gibt, muss eine Schule die Vorgabe machen. Müller: &bdquo;Der Rat hat im Dezember beschlossen, dass das IKG die Endzeiten für die Busse vorgibt.“ Das habe man dem MHV mitgeteilt, damit es im Nahverkehrsplan festgeschrieben werden könne. Auch Achim Overath hatte zwei Linien und ihre Probleme im Gepäck. &bdquo;Lange erwartet, nun endlich da“, kündigte Ausschussvorsitzender Sensmeyer den MHV-Geschäftsführer an - und spielte damit auf die vielfachen Einladungen in diverse Ausschüsse an, die Overath aus unterschiedlichsten Gründen nie wahrnehmen konnte. Die Linie 613, die vom ZOB über das Schulzentrum Nord und Bergkirchen nach Minden fährt, sei leicht anzupassen: &bdquo;Mit relativ einfach Mitteln lässt sich die Fahrt verlegen, das geht zügig und kostet nichts.“ Anders sehe es dagegen bei der Linie 461 von Bad Oeynhausen über Porta nach Minden aus. &bdquo;Dort haben wir ein Dienstagsproblem. Dann haben alle zur sechsten Stunde frei und es wollen alle gleichzeitig in den Bus“, nennt Overath das Problem, das die MHV sieht. Auf der Linie werde schon ein Gelenkbus eingesetzt - doch der reiche bei weitem nicht aus. &bdquo;Wir haben zwei Möglichkeiten. Entweder die Schulen sorgen dafür, dass die Zeiten sich entzerren, oder wir müssen das Problem mit zwei Fahrten lösen.“ Letzteres allerdings koste Geld. &bdquo;Wir brauchen einen weiteren Bus - das dürfte das kleinste Problem sein. Aber wir brauchen auch einen Fahrer. Und die sind sehr schwierig zu bekommen. Wenn, wird’s richtig teuer, dann lassen die Subunternehmer sich das gut bezahlen“, so Overath. &bdquo;Es ist ja nicht so, dass wir nicht hilfsbereit wären“, betonte Overath. Chaos am Busplatz Schulzentrum Nord &bdquo;Ich bin irritiert“, kommentierte Volker Brand (Grüne) die Ausführungen. &bdquo;Schule haben wir ja nicht erst seit gestern, dann kann ja das Dienstagsproblem nicht jetzt erst entdeckt worden sein?“ Melanie Blanke (SPD) ist es wichtig, dass alle Schüler mitkommen: &bdquo;Wenn dann bei einigen Linien der Weg zur Haltestelle ein paar Meter länger wird, müssen das alle in Kauf nehmen.“ Und Laura Ellen Smaczny (Grüne) kennt all die Probleme bereits aus dem Kinderparlament. &bdquo;Da wird immer wieder erwähnt, wie schwer erreichbar die Busse sind.“ Auch fordert sie, dass das System und die App für Eltern transparenter und übersichtlicher werde. &bdquo;Es gibt keinen wirklichen Ansprechpartner für die Eltern bei den Problemen mit den Schulbussen. Und wenn es irgendwo abgeladen wird, wird es vergessen.“ Beate Baron (Grüne): &bdquo;Es muss doch selbstverständlich sein, dass die Kinder mitkommen. Dafür bezahlen wir schließlich.“ Für den Schulleiter der Europaschule, Dirk Rahlmeyer, ist das Problem der Schulbusse ein altes: &bdquo;Das tragen wir seit Jahren mit uns rum“, winkte er im Schulausschuss ab. Am Schulzentrum Nord gebe es drei Buslinien, die die zehn Minuten Karenz zum Schulbeginn oder Schulschluss nicht einhielten. &bdquo;Somit haben wir an der Europaschule unsere Anfangs- und Endzeiten schon so gelegt, dass die Kinder die Busse erreichen können.“ Rahlmeyer macht in letzter Zeit eine schlechte Stimmung in den Bussen aus. &bdquo;Die Busse sind extrem voll und die Stimmung ist gereizt und sehr bedenklich“, schildert er. &bdquo;Ja“, stimmte ihm Overath zu, &bdquo;die Stimmung in den Bussen ist ein Problem.“ &bdquo;Vielleicht ist das ja auch der Vollheit geschuldet“, kommentierte Volker Brand. Wenn Gedränge herrsche und nicht ausreichend Sitzplätze vorhanden seien, könne das auf die Stimmung schlagen. &bdquo;Sitzplätze sind eine Kostenfrage“, erklärte Overath. Was Brand wiederum konterte: &bdquo;Aber auch eine Sicherheitsfrage.“ Linie nach Oberbecksen ist proppevoll und hält nicht an Rahlmeyer macht aber seit einigen Wochen, genau seit der ZOB-Verlegung und dem Pendelbusverkehr, noch ein zusätzliches Problem aus. &bdquo;Seitdem herrscht Chaos auf dem Busplatz am Schulzentrum Nord.“ Seitdem führen dort nicht nur die Busse für die vielen Hundert Schüler ab, sondern auch noch jede Menge Fremdbusse, wie Rahlmeyer sie nennt. Busse parkten teilweise in dritter Reihe, hinzu kämen Eltern-Taxis: &bdquo;Das sind dort tagtäglich gefährliche Situationen. Das ist eine Situation, die so nicht haltbar ist“, betonte der Schulleiter, der deshalb bereits Elternbriefe auf den Weg gebracht hat, damit Eltern mit ihren Kindern verkehrsgerechtes Verhalten übten. &bdquo;Ich finde kaum noch Lehrer, die dort Aufsicht führen wollen.“ Achim Overath weiß, dass die Situation am Busparkplatz Schulzentrum Nord derzeit unbefriedigend ist. &bdquo;Aber das ist ja temporär. Wir müssen gucken, wie wir Erleichterung schaffen.“ Volker Brand süffisant: &bdquo;Indem wir den Pendelverkehr abschaffen.“ Probleme mit den Schulbussen, die kennt auch der Schulleiter der Realschule Süd, Ingo Krimling. Die Linie nach Oberbecksen wird mit Sprintern bedient. Und die platzen aus allen Nähten: &bdquo;Unsere Schüler laufen teilweise zum ZOB, steigen dort ein und fahren dann wieder an der Schule vorbei“, schildert Krimling. Wobei &bdquo;vorbei“ es durchaus trifft: &bdquo;Der Bus ist so voll, dass er am Schulzentrum Süd einfach nicht mehr hält“, nennt der Schulleiter die Gründe für das Vorgehen der Schüler. Lösung noch vor den Sommerferien Eigentlich war für den Vortrag der Verkehrsexperten nur eine Kenntnisnahme vorgesehen. Das aber reichte den Ausschussmitgliedern nicht. &bdquo;Wir müssen vor den Ferien Lösungen bekommen, damit wir zum neuen Schuljahr damit arbeiten können und die Busse auch wirklich so fahren“, forderte Julian Noweck (CDU). Und auch der Vorsitzende Ralf Sensmeyer pochte auf einen Beschluss: &bdquo;Alles andere reicht nicht. Wir wollen wissen, wie’s weitergeht, und wollen mittelfristig ein Ergebnis.“ Das muss nun nach einstimmigem Beschluss im nächsten Schulausschuss vor den Sommerferien vorliegen.

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