Polizeieinsatz gegen kriminelle Jugendgruppen in Bad Oeynhausen zeigt Wirkung

Bad Oeynhausen. Schlägereien, Raubüberfälle, Diebstähle, Körperverletzungen, Sachbeschädigungen - die Liste der Straftaten, die eine Gruppe von Jugendlichen in Bad Oeynhausen begangen hat, ist lang. Einem 15-jährigen Bad Oeynhausener werden mehr als 200 Taten zur Last gelegt. Dieser Jugendliche sitzt seit dem 17. Mai in Untersuchungshaft. "Bei seiner Festnahme in der elterlichen Wohnung hat er auch noch massiven Widerstand geleistet", berichtet Polizeihauptkommissar Thomas Brakemann im Gespräch mit der NW. Eine weitere Straftat des 15-Jährigen. Dem 15-Jährigen und seinem 13-jährigen Kompagnon aus Minden werden unter anderem Straftaten in der "Randale-Nacht" vom 4. auf den 5. Mai zur Last gelegt. Anwohner vor allem in Rehme, aber auch in der Südstadt hatten zahlreiche Zerstörungen an ihren Häusern, Autos und Vorgärten entdeckt. Fensterscheiben wurden eingeworfen, Autos zerkratzt und Blumenkübel zerstört. "Allein aus dieser Nacht sind zwölf Strafanzeigen hervorgegangen", so Brakemann. Am 5. Mai sollen, so die Polizei, beide noch in eine Schlägerei verwickelt gewesen sein. Protest gegen Inhaftierung als Graffiti Seit Anfang Mai musste der 15-Jährige Sozialstunden leisten und sich deswegen täglich beim Amtsgericht melden. "Als er auch da nicht mehr erschienen ist, hat das Amtsgericht Herford einen Haftbefehl ausgestellt", erklärt der Polizeihauptkommissar. Nach der Inhaftierung sei es zum Glück auch um den 13-jährigen, noch nicht strafmündigen Mittäter aus Minden, ruhig geworden. Doch nicht nur das. Die U-Haft des 15-Jährigen habe weite Kreise gezogen. "Die Jugendlichen kennen sich ja untereinander, die wissen, was passiert ist", sagt Brakemann. Seinem Unmut über die Inhaftierung des 15-Jährigen hat jemand übrigens wiederum auf sachbeschädigende Weise Luft gemacht. "An der Herforder Straße sind kurz danach mehrere Graffiti aufgetaucht - mit der Forderung ?Freiheit für ...?", erzählt Thomas Brakemann. Das dürfte allerdings noch etwas dauern, denn der 15-Jährige muss wegen der Menge und der Schwere der Straftaten mit einer Haftstrafe von mindestens einem Jahr rechnen. Seit der Inhaftierung ist es auch um einen weiteren kriminellen Jugendlichen aus Bad Oeynhausen, einen 14-Jährigen, still geworden. Der soll mindestens für zwei Raubüberfälle in Bad Oeynhausen und einen in Bünde verantwortlich sein und zudem für diverse Delikte in der Innenstadt, am Bahnhof und ZOB. "Wir haben den jungen Mann intensiv betreut", so Brakemann. Zahllose "Besuche" und Kontrollen von Beamten in Uniform und in Zivil zu den unterschiedlichsten Zeiten haben offensichtlich Wirkung gezeigt. "Wir behalten ihn aber weiter im Blick", fügt Brakemann hinzu. Wie auch den 13-jährigen Mindener. Polizei hat Druck auf der Straße erhöht Das kriminelle Treiben der beiden Rädelsführer und ihrer Mitläufer in Bad Oeynhausen, aber auch in Minden, hatte nicht nur der Polizei über Monate massive Sorgen bereitet. Auch die Bürgerinnen und Bürger beider Städte fragten sich zunehmend, wie es um die Sicherheit bestellt ist. Zur Bekämpfung der Kinder- und Jugendkriminalität, deren Fallzahlen im Kreis Minden-Lübbecke bereits im Jahr 2022 besorgniserregend gestiegen waren und die zu Beginn des Jahres 2023 weiter anstiegen, hat bei der Kreispolizei Ende März ein spezielles Projektteam unter der Leitung von Thomas Brakemann die Arbeit aufgenommen. "Wir haben den Druck auf die Jugendlichen massiv verstärkt", berichtet Brakemann. Sehr viel mehr Polizei sei auf den Bad Oeynhausener Straßen unterwegs gewesen, habe die Treffpunkte der Jugendlichen immer wieder aufgesucht. Immer zu unterschiedlichen Zeiten - tagsüber, in den Abendstunden und auch am Wochenende. "Wir haben auch Beamte in Zivil eingesetzt." Beispielsweise auch am Werre-Park, wo es verstärkt zu Ladendiebstählen gekommen war. Mit nachhaltigem Erfolg. "Die uns bekannte Tätergruppe ist seit dem nicht mehr aufgetaucht", so der Kommissar. In Zusammenarbeit mit den Jugendämtern der beiden Städte Bad Oeynhausen und Minden hat die Polizei auch verstärkt die Eltern der Mitläufer informiert - manchmal auch mehrfach. "Viele Eltern sind völlig überrascht, die wissen überhaupt nicht, was ihre Kinder so treiben", weiß Thomas Brakemann aus Erfahrung. So bleibt die Hoffnung, dass die Eltern nach der Information positiv auf ihre Kinder einwirken. Polizisten filmen wüste Beleidigungen mit ihrer Body-Kamera Frei von Jugendkriminalität ist die Kurstadt indes nicht. So wurde am 18. Juni um 1.30 Uhr ein 30-Jähriger im Sielpark von drei jugendlichen Rollerfahrern attackiert und auf den Kopf geschlagen. "Der Mann musste im Krankenhaus behandelt werden", berichtet Brakemann. In diesem Fall geht die Polizei davon aus, dass die Rollerfahrer nicht aus Bad Oeynhausen kommen und auch nicht zu der bekannten Tätergruppe zählen. Mehrfach auffällig wurde auch ein 18-Jähriger in Bad Oeynhausen. Der Mann habe keinen festen Wohnsitz. Seit dem 1. Juli befindet er sich wegen räuberischen Diebstahls von Sonnenbrillen in Untersuchungshaft. Das Ende der Projektarbeit im Kampf gegen die Jugendkriminalität ist allerdings noch nicht in Sicht. Der Schwerpunkt liegt derzeit in Minden. "Dort bereiten uns elf- und zwölfjährige Mädchen massive Probleme", sagt Brakemann. In der vergangenen Woche sind diese Mädchen allerdings auch zum ersten Mal in Bad Oeynhausen aktiv geworden. Laut Polizeibericht haben vier Mädchen am 19. Oktober in einem Schulbus zwei zwölfjährige Schülerinnen aus Bad Oeynhausen körperlich angegriffen und die Herausgabe von Bargeld gefordert. Auch bei diesen Mädchen, die allesamt noch nicht strafmündig sind, setzen Polizei und Jugendamt auf intensive Kontrollen. Auf welcher abseitigen Spur diese Mädchen unterwegs sind und wie respektlos sie sich verhalten, ist selbst für erfahrene Beamte außergewöhnlich. Einige Schimpftiraden der Mädchen, die die Polizisten über sich ergehen lassen mussten, haben die Beamten mit ihrer Body-Kamera im Video festgehalten. Im Zweifel drohe die Unterbringung in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie, vorausgesetzt es gibt irgendwo in Deutschland freie Plätze.

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