Karatesportlerin aus Bad Oeynhausen gibt Selbstverteidigung für Frauen und Mädchen in Afrika

Bad Oeynhausen/Löhne. Auf der einen Seite eine außergewöhnliche Gastfreundschaft, auf der anderen massive Gewalt gegen Frauen und Mädchen - Malawi ist ein südostafrikanisches Land voller Gegensätze. Das kleine Land mit rund 20 Millionen Einwohnern ist in wenigen Tagen das Ziel von Birgit König. Die Gohfelderin fliegt für vier Wochen zur Löhnerin Alexandra Farrington-Schomburg, die dort eines der Grünen Innovationszentren leitet. "Ich wollte aber nicht nur als normaler Touri Urlaub machen, sondern mich nützlich machen", sagt die 54-Jährige, die ihren Aufenthalt durch Unterstützung von Spendern finanziert. Und so gibt sie nun während ihres Aufenthaltes Selbstverteidigungskurse für Frauen und Mädchen. Das "warme Herz Afrikas", wie Malawi auch genannt wird, ist ein Land, in dem die Hälfte der Mädchen verheiratet wird, bevor sie 18 Jahre alt sind - meistens sind die Mädchen ungewollt schwanger und müssen "an den Mann gebracht werden". Denn trotz zahlreicher Maßnahmen zur Eindämmung der Gewalt gegen Frauen und Mädchen, die insbesondere in Schulen ergriffen wurden, steigt die Zahl der Fälle sexualisierter, körperlicher und psychischer Gewalt sprunghaft an; die Polizei verzeichnet jeden Monat ungefähr 250 Fälle. Für Birgit König mit ein Grund, sich zu engagieren. Seit vielen Jahren arbeitet Birgit König als Gewaltschutztrainerin und gibt in Bad Oeynhausen ehrenamtlich Kurse und Workshops zu den Themen Gewaltprävention, Selbstbehauptung und Selbstverteidigung - und zwar in erster Linie für Frauen und Mädchen. "Bei all den Kursen ist immer häusliche Gewalt das Thema - fast nie gibt es Probleme auf der Straße", bilanziert sie. Das ist in Malawi nicht anders. "Ich möchte vor Ort gerne malawische Frauen aus unterschiedlichen Bevölkerungsschichten ansprechen", erklärt sie. Vor allem auf dem Land gehöre sexuelle Gewalt noch immer zum Alltag der Frauen. "Auch Zwangsheirat und Initiationsriten stehen in Malawi noch auf der Tagesordnung." König hofft, dass durch ihre Kurse ein erster Grundstein für Trainings gelegt werden. "Vielleicht kann eine kleine erste Gruppe von Frauen danach mit beiden Beinen fest im Leben stehen." Frauen und Mädchen werden absichtlich nicht gefördert Seit der Grundschule kennen sich Birgit König und Alexandra Farrington-Schomburg. Letztere begann vor 15 Jahren ihr Abenteuer Afrika als Entwicklungshelferin und Forscherin für Obstsorten, die man in Europa nicht kennt, an einer Regierungskollegschule. Danach folgten ein Studium in Südafrika und die Selbstständigkeit mit Kleingewerbeförderung für Frauen und Fairer Handel aus Ostafrika. Nach etlichen Jahren mit Zwischenstopp in der Heimat leitet Farrington-Schomburg nun ein Grünes Innovationszentrum mit 28 Angestellten. "Wir verbessern die Bodenqualität, zeigen Landwirtschaftspraktiken und unterstützen und bauen Unternehmen auf", berichtet sie. "In ganz Malawi konnten mehr als 250.000 Menschen vom Training des Teams profitieren und heute, nach neun Jahren, gibt es unzählige Erfolgsgeschichten von Kleinbäuerinnen, die die nun sogar ein Fahrrad oder einen Mercedes besitzen, ihre Kinder in die Schule schicken können und ein besseres Dach über dem Kopf haben." Auch sie weiß, dass Frauen und Mädchen in Malawi in vielen Bereichen übergangen oder absichtlich nicht gefördert werden. "Misshandlungen gehören zum Alltag, fehlendes Selbstbewusstsein wird anerzogen, weil unterwürfige, gefügsame junge Frauen besser verheiratet werden können. Besser als solche, die ihre Meinung äußern und eventuell sogar noch lesen und schreiben können." Natürlich gebe es Ausnahmen. "Aber grundsätzlich gibt das Land dem Besucher den Eindruck, dass die Zeit hier stehengeblieben ist", bilanziert Farrington-Schomburg. In den großen Städten gebe es auch Fortschritt, der aber aufgrund fehlender Infrastruktur am Ortsausgangsschild hängen bleibe. Schon lange wollte Birgit König ihre alte Freundin vor Ort besuchen, nun ist es soweit. "Ich habe ganz viele Spenden im Gepäck", sagt sie. Spenden von heimischen Karatevereinen, die dann auch vor Ort in Afrika bleiben sollen. "Ich habe bereits mit einem Boxclub vor Ort Kontakt aufgenommen, der auch Straßenkinder betreut." Dort hofft König, die seit vielen Jahren selbst Karate-Do im heimischen Verein Bushinkai trainiert, auf Mädchen zu treffen, die sie fit machen möchte, sich vor Angriffen zu schützen. Und auch im Innovationszentrum und der Universität sollen Kurse angeboten werden. Ähnlich derer, die König seit vielen Jahren zusammen mit der Präventions- und Opferschutzstelle der Kreispolizei Minden anbietet. "In etwas abgespeckter Form - denn es gibt ja doch eine Sprachbarriere", vermutet König. Geplant hat sie Rollen- und Wahrnehmungsspiele, Achtsamkeitsübungen und Griffe für die es nicht unbedingt die Sprache brauche. Stimme, Mimik, Gestik, Haltung, Blick - all das reiche oft aus. "Blicke können töten", sagt die 54-Jährige, die hofft ein bisschen Hilfe zur Selbsthilfe nach Afrika bringen zu können. Der nächste Kursus mit Birgit König als Trainerin in Bad Oeynhausen heißt "Gewaltschutz mit Selbstbehauptung und Selbstverteidigung", ist für alle ab 16 Jahren und beginnt am Dienstag, 21. November, um 20 Uhr in der Sporthalle der Wichern-Grundschule. Anmeldungen über die Volkshochschule, Tel. 05731 8695510 oder www.vhs-badoeynhausen.de.

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