Friedlicher Führungswechsel bei der CDU in Bad Oeynhausen

Bad Oeynhausen. Friede, Freude, Vorstandswahlen: In außergewöhnlicher Harmonie vollzog der Stadtverband der CDU in Bad Oeynhausen am Donnerstagabend den Führungswechsel. Ohne Gegenstimme und ohne Gegenkandidaten wählte die Versammlung Tobias Walkenhorst zum neuen Parteivorsitzenden der CDU in der Kurstadt. Er löst Kurt Nagel an der Spitze der Partei ab, die Nagel 19 Jahre lang geführt hat. Die Wahl war überfällig. Zuletzt hatte Kurt Nagel den Stadtverband im November 2019 zu Mitgliederversammlung mit Vorstandswahlen eingeladen. Das ist fast vier Jahre her. Parteiengesetz und Parteistatuten verlangen aber Vorstandswahlen mindestens alle zwei Jahre. Das sorgte für Unmut in Teilen der CDU. Auch Bürgermeister Lars Bökenkröger kritisierte im Vorfeld das Versäumnis scharf. Von solcherlei Kritik aber war am Donnerstag im Bürgerhaus Rehme kein Hauch mehr zu spüren. Bevor gewählt wurde, erstattete Kurt Nagel seinen Bericht des Vorsitzenden. Er sprach vom weltweiten Ausnahmezustand, geprägt von Krisen wie Corona, Ukraine-Krieg, Flüchtlingen, Klimakrise, Inflation und schwächelnder Wirtschaft. "Das alles schlägt erbarmungslos auch auf den Haushalt unserer Stadt durch", sagte Nagel. In der Folge seien alle Planungen noch einmal auf den Prüfstand zu stellen. "Priorisierung ist hier das Stichwort der Zukunft", sagte Nagel, der auch Vorsitzender der CDU-Fraktion im Stadtrat ist - und das auch bleiben will. "Es kann nicht sein, dass Bad Oeynhausen kein Krankenhaus hat" Zu den großen Investitionen, vor denen Bad Oeynhausen stehe, zählte Nagel den Umbau von ZOB und den Öffentlichen Personennahverkehr insgesamt. "Das kostet Millionen. Aber ohne ÖPNV geht es ja auch nicht", sagte Nagel. Zur Zukunft der Wärmeversorgung erarbeitet die Stadt gerade ein Konzept, in dem auch die Möglichkeit, Energie aus Tiefengeothermie - also Erdwärme aus rund 3.000 Metern Tiefe - zu gewinnen, eine Rolle spielt. "Wenn wir diesen Weg gehen, dann sprechen wir auch hier über viele Millionen Euro", sagte Nagel und betonte: "Wir müssen sehen, was umsetzbar ist." Zur aktuellen Diskussion über die Krankenhausplanungen der Mühlenkreiskliniken rief Nagel der Versammlung zu: "Wir müssen unsere Interessen als Bad Oeynhausener hier sehr deutlich vertreten. Es kann nicht sein, dass Bad Oeynhausen kein Krankenhaus hat. Es kann nicht sein, dass man uns die Auguste-Viktoria-Klinik abzieht." Das hatten kürzlich die Fraktionen des Lübbecker Stadtrates in einer gemeinsamen Erklärung vorgeschlagen, auf die Nagel scharf und eindeutig reagiert hatte. "Wir müssen unsere Arbeit pragmatisch, ehrlich und verlässlich tun. Das ist unser Markenkern als CDU", schloss Nagel seine Rede. Fragen an ihn hatte keiner der anwesenden Parteimitglieder. Dafür gab es ordentlichen Applaus für den scheidenden Vorsitzenden. "Wir wollen eine moderne CDU" Mit Applaus quittierte die Versammlung auch die Wahl des neuen Vorsitzenden. 37 der 180 Mitglieder des CDU-Stadtverbandes waren anwesend, davon stimmten 35 für Tobias Walkenhorst, zwei enthielten sich der Stimme, wie Lutz Abruszat, Versammlungsleiter und Kreisgeschäftsführer der CDU, berichtete. Walkenhorst stellte sich als 36-jähriger Familienvater vor, verheiratet, zwei Kinder. "Wir wollen eine moderne CDU. Und wir haben eine tolle CDU. Wir haben tolle Arbeit geleistet. Das müssen wir nach außen tragen", sagte Walkenhorst. "Und wir haben einen tollen Bürgermeister", fügte er an. Mit "breiter Brust", so appellierte der Vertriebsleiter einer Bausparkasse, sollten alle CDU-Mitglieder das in der Öffentlichkeit vertreten. Walkenhorst dankte seinem Vorgänger für die geleistete Arbeit. Kurt Nagel war seit dem Jahr 2000 Vorsitzender der CDU in Bad Oeynhausen, mit einer vierjährigen Unterbrechung von 2007 bis 2011, in der Lothar Gohmann Parteichef war. Nagel wiederum wünschte seinem Nachfolger alles Gute. Mit dem Vorstand, zu dem die stellvertretenden Vorsitzenden Rainer Printz, Anja Teichert und Dominik Dünne gehören, sei auch eine deutliche und überfällige Verjüngung der Parteispitze gelungen, sagte Nagel. Der gesamte Vorstand wurde mit großer Mehrheit gewählt. Bürgermeister mahnt zu Augenmaß angesichts eines Millionen-Defizits Zum Schluss ergriff Lars Bökenkröger, der als Bürgermeister aus den Reihen der CDU auch Mitglied des Parteivorstands ist, das Wort. Auch er beschrieb die drei Jahre seiner Amtszeit als dauerhaften Krisenzustand mit Corona, Krieg, Flüchtlingen und Inflation. "Trotz der Krisen haben wir viel erreicht", sagte Bökenkröger und nannte Neubauten, Anbauten und Sanierungen in Schulen und Kitas, Brückenbauten, neue Spielplätze und die Digitalisierung der Verwaltung als Beispiele. "Wir haben noch viel vor", sagte der Bürgermeister, mahnte aber auch angesichts eines drohenden Millionen-Defizits im städtischen Haushalt zu "Augenmaß". Dass die fetten Jahre vorüber seien, das habe er schon vor anderthalb Jahren im Interview mit der NW gesagt. Und viel Prügel, "vor allem von der SPD", dafür kassiert. Nun werde deutlich, dass er recht damit gehabt habe. Beim Thema Krankenhaus-Planung der Mühlenkreiskliniken nahm Bökenkröger weniger Partei, Fraktion oder den Rat in Bad Oeynhausen in die Pflicht. "Es ist an der Zeit, dass Kreistag und der Verwaltungsrat der MKK entscheiden", sagte er. "Wir als CDU haben dazu eine klare Haltung: Wir müssen diesen Weg gehen", sagte Bökenkröger und meinte damit das im jüngsten Gutachten empfohlene Konzept. Das sieht Ausbau und Sanierung der "Auguste" am alten Standort und den Neubau eines kleinen Krankenhauses in Bad Oeynhausen mit maximal 100 Betten, angedockt ans Herz- und Diabeteszentrum, vor. "Wer daran rüttelt, diesen Weg zu gehen, der bringt die Gesundheitsversorgung in Bad Oeynhausen und dem ganzen Mühlenkreis in Gefahr", warnte der Bürgermeister. Und auch er bekam dafür freundlichen Beifall.

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