Weniger Stress mit Jugendbanden in Bad Oeynhausen

Bad Oeynhausen. Die Polizei hat in den vergangenen Monaten deutlich weniger Einsätze wegen Jugendkriminalität verzeichnet. Diese gute Nachricht verkündete Polizeidirektor Mathias Schmidt am Dienstag bei einem Kaffee auf dem Inowroclawplatz in Bad Oeynhausen. Der ranghöchste Polizist des Mühlenkreises ist mit Landrat Ali Dogan und zahlreichen Polizisten in die Kurstadt gekommen, um auf Augenhöhe mit den Bürgern bei einem Kaffee ins Gespräch zu kommen. Das Gesprächsformat "Coffee with a Cop" stammt aus den USA. Der Kaffeeklatsch rund um einen zur Espresso-Bar umgebauten Oldtimer-Citroen-Lieferwagen aus Köln ist vor drei Jahren von NRW-Innenminister Herbert Reul eingeführt worden. Die sinkende Fallzahl bei der Jugendkriminalität führt Schmidt auf die erhöhte Präsenz der Polizei in der Innenstadt und in den Abendstunden zurück. Ein Projektteam der Kreispolizei hat sich in den vergangenen Monaten ausschließlich um Jugendkriminalität gekümmert, Gruppenstrukturen durchleuchtet und Gefährder ausgemacht. Mit Erfolg. Inzwischen seien mehrere Rädelsführer identifiziert worden, so Schmidt. "Und die Mitläufer verhalten sich deutlich ruhiger." Auf der Innenstadtmeile der Herforder Straße zeigt die Kurstadt nachts ein ganz anderes Gesicht als tagsüber am Kurpark. Immer wieder haben Anwohner über Lärm und Alkoholexzesse in unmittelbarer Nähe zu den Innenstadt-Kiosken geklagt. Wäre es nicht sinnvoller, wenn die Polizei mal spätabends auf der Herforder Straße mit einem Cola-Stand zum Gespräch vorbeischaut? Der Polizeidirektor widerspricht. Der Alkohol stehe einem verständnisvollen und gelingenden Gespräch meist im Weg. Die Polizei setze eher auf die Zusammenarbeit mit den Schulen und die Arbeit der Bezirksbeamten. Verstärkte Präsenz der Polizei in der Kurstadt erfolgreich Die erhöhte Präsenz in der Kurstadt will der Polizeidirektor trotz des sich abzeichnenden Erfolges noch nicht zurückfahren, der Sommer ist schließlich noch nicht vorbei. Bürgermeister Lars Bökenkröger, der ebenfalls auf einen Kaffee vorbeischaut, lobt den Einsatz der Beamten für die Kurstadt und führt den Erfolg auch auf die Ordnungspartnerschaft mit dem Ordnungsamt der Stadt Bad Oeynhausen zurück. Eine ehemalige Berufsberaterin spricht dann wenig später das Thema Jugendkriminalität von sich aus an, als Landrat und Bürgermeister zusammen stehen. Sie berichtet von eigenen Erfahrungen mit Jugendlichen, deren Migrationshintergrund der Bereitschaft zum Gesetzesbruch. Landrat Ali Dogan antwortet darauf mit einer Forderung nach mehr Präventionsarbeit, die jedoch zu den freiwilligen Leistungen der Kommunen gehört und deshalb stets vom Rotstift bedroht sei: "Wir brauchen eine konzertierte Aktion aller Akteure aus dem Bereich." Wenn delinquente Jugendliche eine direkte Ansprache durch die Polizei bekämen, sei das gut, so Dogan. Besser sei es jedoch, diese Ansprache würde schon von einem Streetworker kommen. Mit Blick auf seine eigene Biografie und die des Bad Oeynhausener Bürgermeisters, sagt Dogan: "Es ist auch ein Unterschied, ob das ein Lars macht oder ein Ali." Die ehemalige Berufsberaterin bedankt sich für die deutlichen Worte des Landrats und ruft halb im Scherz: "Schade, dass Sie Landrat geworden sind - und nicht Streetworker!" Bürger fordern Geschwindigkeitskontrollen Den Kaffee beim Kaffeeklatsch zahlt übrigens der Steuerzahler und der macht selbst regen Gebrauch von dem Angebot. Es sind allerdings vor allem Rentnerinnen und Rentner, die die Gelegenheit zum Plausch mit der Polizei wahrnehmen. Zwischen 11 und 14.30 Uhr hat das Team der rollenden Espresso-Bar bereits etwa 150 Kaffee ausgeschenkt und das Ende ist erst für 17 Uhr geplant. Polizeipressesprecher Thomas Bensch ist mit der Resonanz denn auch mehr als zufrieden. Über den Tag verteilt sind zahlreiche Polizisten in Zivil und in Uniform zum Kaffee vorbeigekommen, eine Beamtin in Uniform hat ihr Kleinkind auf dem Arm, andere bloß ihr Kaffeeglas. Auch Andrea Kielsmeier, die Wachleiterin der Polizei Bad Oeynhausen, hat mit zahlreichen Bürgern gesprochen - und nebenbei zwei Kaffee getrunken. Was wollen die Menschen aus der Kurstadt von ihr wissen? "Viele haben sich einfach bloß bedankt", sagt Kielsmeier: "Polizistin ist nicht immer ein einfacher Beruf." Andere Bürger hätten dagegen Anregungen für Geschwindigkeitskontrollen gegeben oder forderten mehr Kontrollen von Scooter-Fahrern. Auf die Frage des Reporters, ob die Polizei demnächst auch wieder an der Schützenbrücke kontrolliert, lächelt die Kurstadt-Polizistin: "Vorerst ist nichts geplant." Sportlehrer fordert Radfahrer-Ampel für die Steinstraße Ein besonderes Anliegen hat dagegen Tammo Ulrich, Sportlehrer am Immanuel-Kant-Gymnasium. Der Fahrradfahrer macht extra eine Skizze von einem drängenden Verkehrsproblem auf der Steinstraße, Ecke Portastraße. Dort kreuzt der Schulweg zum Schulzentrum Süd. Wenn ab Freitagmittag wieder der Verkehr auf der Steinstraße rollt, sieht Ulrich wieder ein erhebliches Problem für den Schülerverkehr auf der Portastraße, wo es derzeit bloß eine Fußgängerampel gibt, die für radelnde Schüler bislang sinnlos ist. Seine Idee: Eine Bedarfsampel für Radler. Bürgermeister Lars Bökenkröger hört den Vorschlag interessiert zu und nimmt die Skizze mit ins Rathaus. Das Thema kommt auf die Liste fürs nächste Gespräch mit Straßen NRW.

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