Weltmeisterschaft der Bartträger: Bad Oeynhausener Küchenchef wird Dritter

Bad Oeynhausen/Burghausen. Um es mit dem großen Humoristen Loriot zu sagen: Ein Leben ohne Bart ist möglich, aber sinnlos. So sieht es der Bad Oeynhausener Gastronom und Koch Frank Wiegand. Denn quasi seit Beginn seines Bartwuchses trägt der heute 60-Jährige einen Oberlippenbart. Einen ganz Besonderen. Für seinen perfekt gestylten Kaiser-Wilhelm-Bart ist er jüngst bei der Bartweltmeisterschaft, die Mitte Juni im oberbayrischen Burghausen stattfand, mit dem dritten Platz in der Kategorie "Imperial Moustache" ausgezeichnet worden - wobei Moustache der englische Begriff für Schnauzbart ist. Die Teilnehmer eint die Liebe zum Bart Mit seinem kaiserlichen Schnauzbart sammelte der Bad Oeynhausener in Burghausen eifrig Punkte in seiner Kategorie, am Ende fehlte ihm im Stechen dennoch das Quäntchen Glück, um es ganz oben aufs Podest zu schaffen. "Es geht zwar um den Weltmeistertitel, aber die WM ist eher ein großes Happening als ein Wettkampf", sagt Wiegand. "Wir helfen uns untereinander und geben uns auch gegenseitig Tipps." Alle Teilnehmer eint die Liebe zum Bart, egal, in welcher Kategorie sie antreten. In den 27 Kategorien traten dieses Mal mehr als 300 Teilnehmer aus 28 Nationen an. Gekürt wurden dann die schönsten Bärte in den Kategorien wie "Ungarischer Bart", kaiserlicher Bart, Nachahmungen der Bärte von Künstlern wie Salvatore Dali oder Antonio Vivaldi oder eben auch Naturale a la ZZ Top und Freestyle. Wobei letztere nur bedingt alltagstauglich sind. "Das sind lange Bärte, die dann zu kunstvollen Gebilden geformt werden", sagt Wiegand. Mehr zu Freizeit-Themen im Kreis Herford und Kreis Minden-Lübbecke finden Sie in unserem Spezial "Lifestyle, Gastro, Shopping" Frauen kreieren bärtige Kunstwerke Zum ersten Mal gab es bei der WM in Burghausen auch eine Frauenklasse. "Die Teilnehmerinnen waren meist von Frauen von Bartträgern, die Bärte so sehr mögen, dass sie selbst auch mitmachen wollten", weiß Frank Wiegand. Die teilnehmenden Frauen trugen dabei angeklebte Bärte aus Echthaar oder sie hatten regelrechte Kunstwerke aus Drahtgeflechten und Knöpfen kreiert. "Und natürlich hatten sie auch tolle Kostüme an", fügt Wiegand hinzu. Denn auch das passende Outfit zum Bart ist wichtig. "Es fließt zwar nicht in die Wertung mit ein, rundet aber das ganze Erscheinungsbild ab", weiß der WM-Dritte Frank Wiegand. Oder auch nicht. Ein Teilnehmer aus den USA trat in einem knallgelben Anzug und einem bunten Hemd zum kaiserlichen Bart auf die Bühne. "Das ist zwar lustig, passt aber einfach nicht", meint Frank Wiegand. Er selbst trägt bei seinen Wettbewerben Gehrock samt Zylinder. "Das passt eher in die Epoche." Zweite WM auf deutschem Boden Für Frank Wiegand war die WM in Burghausen nicht die erste, an der er teilgenommen hat. Er ist zudem amtierender Vizemeister der Internationalen Deutschen Meisterschaft und hat bereits eine Silbermedaille bei den Olympischen Spielen der Bartträger gewonnen. Seit etlichen Jahren ist er Mitglied im Bartclub "Belle Moustache", der im süddeutschen Raum beheimatet ist. Die Weltmeisterschaft sollte eigentlich in Neuseeland stattfinden. "Die war schon für 2021 geplant, doch die Neuseeländer haben die Meisterschaft wegen der Corona-Pandemie zuerst mehrfach verschoben und dann ganz abgesagt", so Wiegand. Der ostbayerische Bartclub habe sich schließlich um die Ausrichtung beworben und vom Weltverband der Bartträger den Zuschlag bekommen. "Und deshalb fand die WM jetzt in Burghausen statt - übrigens erst zum zweiten Mal auf deutschen Boden." Der Bart als Wellness-Ritual Für Frank Wiegand ist der Bart mehr als haariger Gesichtsschmuck. "Er ist mein größtes Hobby und ein Wellness-Programm im Alltag zugleich." Die tägliche Bartpflege ist ein Ritual und Meditation zugleich. "Sie hilft mir, nach einem stressigen 12-Stunden-Tag im Restaurant runterzukommen", sagt Frank Wiegand, der das Hotel Trollinger Hof mit dem Restaurant "Wiegands" betreibt. Abends nach Feierabend wird der Bart mit einem speziellen Bartshampoo gewaschen und anschließend wird jede Seite mit einer Naturhaarbürste 50 Mal gekämmt - das pflege die Barthaare und bringe sie in Schwung. "So streiche ich den Arbeitstag aus", sagt Wiegand. Und morgens wird der kaiserliche Schnurrbart mit Haarschaum, Stylingspray und Haarlack in die finale Form gebracht. "Bei der Mischung braucht der Bart abends einfach die Pflege", so Wiegand. Der Anfang war eine Wette unter Soldaten Dass sein haariges Hobby nicht auf uneingeschränkte Zustimmung stößt, weiß der Küchenchef des Wiegands. "Aber mein Bart ist in den Jahrzehnten zu meinem Markenzeichen geworden", sagt Wiegand. Und später auch zu dem seines Unternehmens. Dass der Bart Ausdruck seiner Persönlichkeit und somit sein Markenzeichen ist, hat er bei einem Projekt in einer Senioreneinrichtung herausgefunden. Dort hat er mit Demenzpatienten gemeinsam gekocht und gegessen. "Viele Patienten erkannten weder ihre Angehörigen noch die Pflegekräfte - mich, den Koch, haben sie an meinem markanten Bart immer erkannt", berichtet Frank Wiegand. Abrasiert hat Frank Wiegand seinen Bart übrigens noch nie. Dabei fing alles mit einem spärlichen Oberlippenflaum, einer Hänselei und einer Wette an. "Als ich zum Bund musste, war ich Koch in der Truppenküche. Damals hatte ich diesen Oberlippenflaum. Und weil ein Zivilangestellter die Spitzen seines Oberlippenbartes hochgezwirbelt hatte, haben die Jungs mit mir gewettet, dass ich das nicht hinkriege." Frank Wiegand züchtete und zwirbelte seinen Bart ein halbes Jahr lang. Die Bundeswehrzeit ging zu Ende, der Zwirbelbart blieb.

Meistgelesen