14-jährige Bad Oeynhausenerin von Schülerin attackiert: Andere jubeln und filmen

Bad Oeynhausen. Prellungen am Kopf, an den Rippen, an Armen und Beinen. Dazu Schürfwunden im Gesicht sowie ein gestauchtes Handgelenk. Die Liste der Verletzungen, die die 14-jährige Sarah (Name von der Redaktion geändert) von dem tätlichen Angriff davon getragen hat, ist lang. Die 14-jährige Europaschülerin ist am 23. Februar von einer gleichaltrigen Schülerin der Realschule Nord auf dem Schulweg so heftig attackiert worden, dass sie sich in ärztliche Behandlung begeben musste. Mit der NW hat sie nun im Beisein ihrer Eltern und einer Bekannten, die die Oberstufe der Europaschule besucht, über die vier Wochen zurückliegende Prügelattacke gesprochen. Die Verletzungen der 14-Jährigen wurden sowohl von dem Arzt wie auch von der Polizei bei der Erstattung der Anzeige dokumentiert. An diesem Donnerstag im Februar hatte sich die 14-Jährige nach Schulschluss um 16 Uhr auf zum Busparkplatz am Schulzentrum Nord gemacht. "Ich habe mich nach vorne in den Bus gesetzt", berichtet sie. Hinten saß eine Gruppe Jungs, die schon laut krakelten. In den Bus stieg schließlich auch die spätere Täterin mit einer Freundin ein. "Die hat sich neben mich gesetzt, erst auf freundlich gemacht und dann gesagt: Ich mach dich fertig!", erzählt die 14-Jährige. Einen Anlass oder gar Grund für diese Drohung und das, was dann passierte, kann sie nicht erkennen. Am ZOB seien die Jungs und die beiden Mädchen zunächst ausgestiegen, aber kurze Zeit später wieder eingestiegen. "Dann haben sie mich an meinen Armen gepackt und aus dem Bus gezerrt." Jugendliche jubeln und filmen die Prügelattacke Von der gleichaltrigen Realschülerin wurde sie mehrfach mit Fußtritten traktiert. Auch als sie bereits am Boden lag, sei sie noch mehrfach getreten worden - auch gegen den Kopf. Geholfen habe ihr niemand. Im Gegenteil. Etliche Jugendliche hätten einen Kreis gebildet und die Attacke gefilmt. Die Videos wurden auf Instagram hochgeladen. "Die Jugendlichen prahlen damit und lassen sich für ihre Tat feiern", sagt der Vater. Auch die Familie hat sich die Videos gesichert. Der Vater zeigt eine Sequenz daraus. Deutlich zu sehen sind die Fußtritte der Täterin gegen seine am Boden liegende Tochter. Und johlende Jugendliche, die lachen und die Attacke bejubeln. Auch ein paar vorbeigehende Erwachsene habe die 14-Jährige wahrgenommen. Polizei ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung Am selben Abend ging der Terror weiter. "Das Mädchen hat mich angerufen und bedroht", erzählt die 14-Jährige. "Und ihr Stiefvater hat mich zig Mal angerufen. Woher der meine Nummer hatte, weiß ich nicht", fügt der Vater hinzu. Einmal habe er sich die Drohungen des Stiefvaters angehört. Die restlichen Anrufe habe er ignoriert. Zusätzlich habe es massive Drohungen über das Internet gegeben. "Und das ist immer noch nicht vorbei", so der Vater. Die Familie hat sich einen Anwalt genommen. Die Polizei ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung. Mittlerweile geht es der 14-Jährigen körperlich so weit wieder gut. Aber die psychischen Folgen lassen sich nur erahnen. Seit der Attacke geht Sarah nicht mehr zur Schule. Sie hat Angst. Angst vor der Busfahrt, Angst vor dem Umsteigen am ZOB und auch Angst vor ihrer Klasse. Denn auch in ihrer Klasse sind Schüler aus oder aus dem Umfeld dieser Gruppe 10- bis 15-Jähriger, die seit dem Spätsommer massiv durch zahlreiche Straftaten im gesamten Stadtgebiet auffallen. Diese Kinder und Jugendlichen gehen überwiegend zur Europaschule oder sie sind bereits von der Schule geflogen und verweigern nun jeden weiteren Schulbesuch. Die Namen sind der Polizei, dem Jugendamt und auch den Schulen bekannt. Zwei Mal hat die 14-Jährige seit dem 23. Februar den Schulbesuch gewagt. Beide Male sei sie direkt in der Klasse gemobbt und bedroht worden. "Ich habe meinen Rucksack für einen kurzen Moment nicht im Blick gehabt, die Jungs haben sich ihn geschnappt und damit Fußball gespielt und mein Essen aus dem Rucksack geklaut", berichtet die 14-Jährige. Bei dieser Aktion ging dann auch ihr relativ neues Smartphones kaputt. "Man weiß ja nicht, wie weit die noch gehen" Die Europaschule hatte der 14-Jährigen Angebote wie die Unterstützung durch Schulsozialarbeiter oder einen Schulwegbegleiter gemacht. "Aber das reicht nicht", sagt der Vater. "Die Schulbegleiter können ja nicht den gesamten Schulweg mit ihr machen." Die Oma habe sich zwar angeboten, Sarah zur Schule zu bringen und wieder abzuholen. "Aber auch ich habe Angst", sagt sie. Angesichts des schrecklichen Falls der getöteten 12-jährigen Luise in Freudenberg sei ihre Angst noch größer geworden. "Man weiß ja nicht, wie weit die noch gehen." Auch ein Klassenwechsel sei keine Option. "Wir haben ja zum Teil die gleichen Kurse", sagt die 14-Jährige. Und dann bleiben noch die Pausen und der Schulweg. Sogar in einer anderen Schule in Bad Oeynhausen sieht die 14-Jährige keine Lösung. "Die sind doch überall unterwegs." Dass die Attacke auf die 14-Jährige kein Einzelfall ist, bestätigt auch ihre einige Jahre ältere Bekannte, die die Oberstufe der Europaschule besucht. "Die Respektlosigkeit wird immer schlimmer. Es vergeht kaum ein Tag, ohne Bedrohungen, ohne irgendwelche Angriffe. In allen Klassen ist Mobbing an der Tagesordnung", sagt sie. Dies sei nicht erst seit Corona kontinuierlich schlimmer geworden. Wie es nun weitergeht, ist unklar. Demnächst soll ein Gespräch mit der Klassenlehrerin, den Schulsozialarbeitern und der Klasse stattfinden, damit die 14-Jährige wieder die Schule besuchen kann. Ob das reicht, bezweifelt die Familie. "Es kann doch nicht sein, dass Eltern Angst haben müssen, ihr Kind in die Schule zu schicken", sagt der Vater.

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