Leitungswechsel in der Bad Oeynhausener Kita: Der Neue holt die Eltern mit ins Boot

Bad Oeynhausen. Nein, an die Stimmung vom vergangenen Sommer erinnert sich Artur Atschkassow nur ungern. Als der 30-Jährige seinen Dienst in der Kindertagesstätte Dehme antrat, war diese auf dem Nullpunkt. "Das Erste, was ich sah, war ein wütender Eltern-Mob auf dem Parkplatz", erinnert sich Atschkassow schmunzelnd an seinen ersten Tag zurück. Diese Zeiten aber sind vorbei. Die Eltern hat er überzeugt, alte und neue Kollegen auch und vor allem die Kinder. Zur Aushilfe war Atschkassow gekommen, als neuer Leiter wird er nun bleiben. Artur Atschkassow ist gelernter Erzieher, hat zwischenzeitlich Erziehungswissenschaften studiert und dann seit 2019 in der städtischen Kita Wulferdingsen gearbeitet. Bis es in der Kita Dehme so dermaßen "brannte", dass Hilfe gebraucht wurde (die NW berichtete exklusiv). Drei Monate sollte Atschkassow bleiben, kommissarisch die Leitung übernehmen, Erfahrungen sammeln. "Wir gehören ja alle unter das Dach der Stadt", sagt er. Da sei es selbstverständlich gewesen, in Dehme einzuspringen. "Die Laune aller hier war am Boden", sagt er rückblickend. Egal ob Erzieher oder Eltern, selbst die Kinder hätten die miese Stimmung gespürt. "Ich habe es dann nicht übers Herz gebracht, nach drei Monaten wieder zu gehen", gibt Artur Atschkassow zu. "Es brannte hier so dermaßen - eine echt schwierige Situation." Zumal er auch gerne wieder nach Wulferdingsen zurückgekehrt wäre. Zum Sommer wieder 100 Kinder Wie berichtet, gab es in der Dehmer Kita seit Oktober nur eine eingeschränkte Betreuung, eine komplette Gruppe musste aufgrund massiven Personalmangels geschlossen werden, Kinder mussten zuhause bleiben. "Wir haben seit 1. März wieder komplett geöffnet und derzeit eine stabile Betreuung", vermeldet Atschkassow. Auch sein Verdienst. 95 Kinder werden momentan in Dehme betreut, zum neuen Kindergartenjahr sollen dann wieder alle 100 Plätze belegt sein. "Ich würde schon sagen, dass ich einen super Draht zum Team habe." Und weil alle voll des Lobes sind, gibt es seit Wochen auch wieder Bewerber für die Kita. "Zurzeit ist noch die stellvertretende Leitung vakant und wir suchen noch eine Vollzeitkraft." Der Rest sei eingestellt und werde sukzessive in den kommenden Wochen den Dienst beginnen. Eine bunt gemischte Truppe, bei der alle Altersgruppen dabei seien. "Wir bekommen zum 1. Mai zwei männliche Erzieher und im Sommer einen PIA-Praktikanten - dann sind wir vier Männer in der Einrichtung", gibt Atschkassow einen Ausblick. Die Bauarbeiten für den neuen Anbau, der Platz für eine fünfte Gruppe schafft, sind abgeschlossen, drei der restlichen vier Gruppenräume renoviert. "Momentan ist noch die letzte Gruppe, die Regenbogen-Gruppe dran, aber in vier bis sechs Wochen soll auch da alles fertig sein." Nur die neue Küche, die werde noch etwas Zeit brauchen und vermutlich erst im August fertig werden. Artur Atschkassow hat - im Vergleich zu seiner Vorgängerin - schon in seiner Aushilfszeit bei den Eltern gepunktet. Weil er eben diese mit ins Boot holt. Gemeinsame Aktionen plant, Angebote wieder aufleben lässt und Wert auf externe Kooperationen setzt. Das, so sagt der 30-Jährige, wolle er auch künftig fortführen und intensivieren. Er wolle Zeichen setzen, dass man sich bewege, dass sich etwas ändere. "Wir werden den Außenbereich der Marienkäfer-Gruppe, dort wo unsere ganz Kleinen untergebracht sind, zusammen mit den Eltern neu gestalten und ein wenig vom restlichen Außengelände abtrennen." "Es wird endlich wieder gelacht" Das Thema Bewegung ist ein großes in der Kita. Auch wenn bis zum Ende der Gruppenrenovierungen die Turnhalle als Ausweichquartier dient, soll es im Frühling eine Kindergarten-Olympiade geben. Weitere Schwerpunkte sind Integration, Prävention und ein neues stadtweites Schutzkonzept. "Das ist genug Arbeit für ein Jahr - aber wir wollen das schneller schaffen", sagt Artur Atschkassow und lacht. Auch die Kooperation mit der Grundschule, die Schulbesuche der Buntstiftkinder, das gemeinsame "Tümpeln" am Schulteich möchte er wieder aufleben lassen und hat erste Gespräche geführt. "Da sollen Besuche und auch der Austausch über die Kinder stattfinden." Ebenso gebe es erste Kontakte zur OGS. "Wir haben dieses Jahr 29 Schulanfänger in der Kita. Für die versuchen wir gerade, das letzte Kitajahr zu etwas Besonderem zu machen." Hilfreich ist dabei sicherlich die Lockerheit, die Atschkassow mitbringt, die gute Laune, die er versprüht. "Hier ist es deutlich entspannter als im Sommer", urteilt er. Die Kinder seien freier, die Mitarbeiter seien lockerer und es werde endlich wieder gescherzt: "Das ist ganz wichtig - man muss zusammen lachen können. Daran war bei meinem Start gar nicht zu denken." Auch wenn mit dem neuen Chef nicht alles perfekt ist: "Es ist auf jeden Fall deutlich besser und wir haben hier wieder ein angenehmes Arbeitsklima." Die Kita Dehme sei endlich wieder ein stinknormaler Kindergarten, wie Atschkassow mit einem Lachen sagt. "Und das ist ein großer Schritt und ein großer Erfolg." Trotzdem hat der neue Leiter der Kita Dehme noch ein Ziel: "Wir wollen das noch besser hinbekommen." Damit die bald modernste städtische Kita eine Vorzeige-Kita wird.

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