Mitarbeiter des Jugendreferats im Kirchenkreis Vlotho bleibt freigestellt

Bad Oeynhausen. Einem Mitarbeiter des evangelischen Kirchenkreises Vlotho wird - wie berichtet - ein Vergehen gegen die sexuelle Selbstbestimmung während eines früheren Angestelltenverhältnisses vorgeworfen. Nach Bekanntwerden des Vorwurfs ist der Beschuldigte Mitte November mit sofortiger Wirkung freigestellt worden. Der Kirchenkreis als aktueller Arbeitgeber habe den Vorfall auch sofort der Kreispolizei gemeldet. Die hat ihre Ermittlungen mittlerweile abgeschlossen und die Ermittlungsakte der Staatsanwaltschaft Bielefeld übermittelt, teilte die Kreispolizei am Donnerstag auf Anfrage der NW mit. Die Staatsanwaltschaft prüft nun, ob ein Anfangsverdacht vorliegt. Konkrete Angaben zu den beteiligten Personen oder zur Schwere des Vorwurfs macht der Kirchenkreis zum Schutz der Beteiligten nicht. Nur so viel: Bei dem Beschuldigten handele es sich um einen Mitarbeiter des Jugendreferats. Der Vorfall soll sich vor einem Jahr ereignet haben. Zu diesem Zeitpunkt sei der Beschuldigte noch nicht Mitarbeiter des Kirchenkreises Vlotho gewesen. "Die Meldepflicht besteht für jeden Mitarbeiter" Bekannt geworden waren die Vorwürfe, weil das vermeintliche Opfer den Vorfall Anfang November der Ansprechstelle für Betroffene sexualisierter Gewalt der Landeskirche gemeldet hat. Der Kirchenkreis Vlotho habe sofort mit Unterstützung der in Bielefeld ansässigen Stabsstelle &bdquo;Umgang mit Verletzungen der sexuellen Selbstbestimmung" (UVSS) der evangelischen Kirche von Westfalen ein Interventionsteam gebildet. Leiterin der Stabsstelle "Umgang mit Verletzungen der sexuellen Selbstbestimmung" ist Kirchenrätin Daniela Fricke, die bis 2015 mehr als 14 Jahre lang als Pfarrerin der Kirchengemeinde Eidinghausen-Dehme tätig war. Im Gespräch mit der NW erklärt Daniela Fricke die Aufgaben der Stabsstelle, der Meldestelle, die seit 1. September 2022 existiert, und die Meldepflicht. "Die Beratungsanfragen nehmen zu" "Die Meldepflicht besteht für jeden Mitarbeiter - hauptamtliche wie ehrenamtliche - bereits im Verdachtsfall", erklärt Daniela Fricke. Jeder, der Übergriffiges beobachtet, davon erfahren hat oder gar selbst erlebt hat - gleich welcher Intensität - sei verpflichtet, dies zu melden. "Diese Meldepflicht schreibt die am 1. März 2021 in Kraft getretene Novelle des Kirchengesetzes vor", nennt die Kirchenrätin die Grundlage. Oberstes Prinzip dabei, sei dabei der Schutz der Betroffenen. "Für jede Meldung gilt die seelsorgerische Verschwiegenheitspflicht." Die Mitarbeitenden der Meldestelle und der seit Anfang 2022 bestehenden Fachstelle für Prävention und Intervention, die zuvor beim Diakonischen Werk Rheinland-Westfalen-Lippe verortet war, beraten dann die Betroffenen wie auch die Kirchenkreise und Gemeinde in ihrer Funktion als Arbeitgeber. "Je bekannter unsere Anlaufstellen werden, desto mehr Menschen werden ermutigt, sich an uns zu wenden", weiß Daniela Fricke. Auch die Beratungsanfragen nehmen zu. Im aktuellen Fall wurde in Zusammenarbeit mit der von Daniela Fricke geleiteten Stabsstelle sofort ein Interventionsteam gebildet. "Da geht es zunächst um die Frage "ist Gefahr im Verzug?", aber auch um Themen wie Strafanzeigen oder Freistellungen", sagt Fricke. Dabei müsse jeder Einzelfall genau betrachtet werden. Arbeitsrichter: "Positive Auswirkung des Gesetzes" Eine Zunahme von arbeitsrechtlichen Auseinandersetzungen sieht Rolf Nottmeier, Richter am Arbeitsgericht in Minden, in diesem Punkt indes nicht. "Es ist aber positiv zu bewerten, dass immer mehr Arbeitgeber gemeinsam mit den Betriebsräten solche Anlaufstellen einführen", sagt Rolf Nottmeier. Wann und ob das zu mehr arbeitsgerichtlichen Auseinandersetzungen führe, bleibe abzuwarten. Zugenommen hätten allerdings Verfahren, die unter das allgemeine Antidiskriminierungsgesetz fallen - etwa von Beschäftigten, die sich gegen eine Diskriminierung wegen ihres Geschlechts aufgrund von ungleichem Lohn wehren. "Das ist eine positive Auswirkung des Gesetzes", so Nottmeier. In puncto Prävention macht die Kirchenrechtsnovelle der evangelischen Kirche noch weitere Vorgaben: Von allen Haupt- und Ehrenamtlichen in jeder Kirchengemeinde, jeder Verwaltung und allen weiteren Institutionen müssen erweiterte Führungszeugnisse angefordert und vorgelegt werden. Bis 2024 müssen Gemeinden und Institution Schutzkonzepte mit Maßnahmen erarbeiten, die für einen besseren Schutz vor sexuellem Missbrauch sorgen. Außerdem werden in den kommenden Jahren fortlaufend Schulungen nach einem einheitlichen Qualitätsstandard durchgeführt, die zur Prävention die Handlungsweisen von Sexualstraftäterinnen und -Tätern beleuchten und Anzeichen von sexuellem Missbrauch sichtbar machen sollen. Je nach Kontakt in der täglichen Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Schutzbefohlenen werden die Schulungen in unterschiedlicher Intensität durchgeführt.

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