Sicherheits- und Verteidigungsexperte Mölling über die Folgen des Ukraine-Kriegs

Bad Oeynhausen. "Dieser Krieg wird nicht so schnell vorbei sein", ist Christian Mölling überzeugt. Der gebürtige Bad Oeynhausener ist Direktor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtigen Politik (DGAP). Mit dem Thema "Zeitenwende - wohin?" war Mölling am Donnerstag beim Unternehmerfrühstück im GOP-Kaiserpalais zu Gast. Das konkrete Geschehen in der Ukraine stand allerdings nicht im Mittelpunkt seines Vortrags. "Das gibt es tagtäglich in den Nachrichten und ist ohnehin stetig im Wandel", sagte Mölling. Der Sicherheitsexperte erläuterte die Hintergründe und mögliche Folgen des Ukraine-Konfliktes und anderer globaler Krisen. "Es sind die längeren Linien, die dahinterstecken und die Frage: "Was ist das Sichere, worauf kann ich mich verlassen? Und wie sind wir eigentlich in den Schlamassel hereingeraten?", zählt Mölling auf. Mit dem Krieg habe die Welt mittlerweile drei existenzielle und dennoch unterschiedliche Krisen zeitgleich zu bewältigen. Und in dieser Gleichzeitigkeit liege das große Problem. &bdquo;Lange hat man gesagt, eine Bundesregierung könne anderthalb Krisen gleichzeitig bewältigen. Diese Grenze ist längst überschritten und ich beneide niemanden, der zurzeit politische Verantwortung hat. Wir haben den vorausschauenden Umgang in allen Bereichen verschlafen", ist der Experte überzeugt. Dieser Konflikt, der zu einem Krieg geworden ist, habe schon viel früher begonnen. Wie die Pandemie, die nach experimentellen Studien erwartbar war und der Klimawandel, der seit den 70er Jahren in seinen grundsätzlichen Mechanismen bekannt sei, sei auch der Ukraine-Konflikt nicht wirklich neu. &bdquo;Die Absichten Putins waren lange klar. Der Krieg wird nicht so schnell vorbei sein", sagt Mölling. Ein Ende werde es erst geben, wenn keine der beiden Seiten nichts mehr zu gewinnen habe. Die Sicherheitsordnung Europas müsse ohne Russland geplant werden. Der Experte hat auch gute Nachrichten Aber es gebe auch gute Nachrichten: Die Anpassung der Welt, auch hier bei uns in Deutschland funktioniert. &bdquo;Es gibt eine grüne Transformation, die europäische politische Gemeinschaft sucht Mittel und Wege, um besser handlungsfähig zu werden, beispielsweise bei der Verteidigung. Internationale Partnerschaften gewinnen an Bedeutsamkeit“, betont Mölling. Vieles könne und müsse auch im Lokalen geschehen, zum Beispiel im Bereich der Digitalisierung. Andere Länder seien da leider schon deutlich weiter, stellt der Wissenschaftler fest. "Die traurige Wahrheit ist, dass wir die Jugend, die wir hatten, unseren Kindern nicht mehr geben können“. Die Ernsthaftigkeit der Lage müsse akzeptiert werden, so schlecht die Aussichten auch stünden. "Die Politik muss den Menschen mehr zumuten, um entscheidungsfähiger zu werden", ist Christian Mölling überzeugt. Der rund 60-minütige Vortrag hat auch die heimischen Unternehmerinnen und Unternehmer nachdenklich gestimmt. "Ich nehme aus dem Vortrag mit, dass Demokratie keine Selbstverständlichkeit ist", sagt Andreas Kämmerling, Vorstandssprecher Volksbank Herford Mindener Land eG und ruft die Jugend zum Wählen auf. Auch Rechtsanwalt Walter Jäcker hat die Darstellung der zahlreichen Konflikte zum Nachdenken angeregt. "Die Ukraine-Krise beschäftigt uns auch hier in Bad Oeynhausen unmittelbar", sagte Bürgermeister Lars Bökenkröger zur Begrüßung der Gäste. "Politiker und Historiker sprechen von einer Zäsur - einer Zeitenwende. Der Krieg in der Ukraine stellt uns vor große Herausforderungen", so Bökenkröger. Zu dem seit Jahren weiter voranschreitenden Fachkräftemangel käme noch deutlich gestiegenen Energie- und Baukosten hinzu, die Stadt und Unternehmen gleichermaßen treffen würden. Der Bürgermeister nutze das Unternehmerfrühstück auch, um den heimischen Unternehmen für ihr Engagement und die Schaffung von Arbeitsplätzen zu danken. &bdquo;Wir tun vieles, um die Rahmenbedingungen auch für Sie als Unternehmen zu verbessern. Wir investieren beispielsweise in Kitas und Schulen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Das Unternehmerfrühstück der Wirtschaftsförderung ist seit mittlerweile zehn Jahren fest etabliert. Zwei Mal im Jahr lädt die Stadt dazu Referenten zu verschiedenen Themen rund um die Themen Wirtschaft und Arbeitswelt ein. Neben den Vorträgen geht es bei dem Veranstaltungsformat aber vor allem auch darum, Netzwerke zwischen Verwaltung und Unternehmen einerseits und zwischen den Unternehmern anderseits zu knüpfen und auszubauen.

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