Eltern in Sorge: Brand-Müll lagert seit Wochen neben Kindergarten

Bad Oeynhausen. Es riecht nach verbranntem Müll. Angesengte Plastikkisten, Kabel, Computer, Fußball-, Damen-, Kinderschuhe und das angeschmorte Rollgestell eines Schaukelpferds lugen aus dem chaotischen Haufen hervor. Es sind die rußgeschwärzten Überreste aus dem Innenleben eines abgebrannten Autos. Das Wrack ist zwar längst weg - die Polizei hat das Fahrzeug sichergestellt -, doch der Müllhaufen liegt seit 83 Tagen bloß wenige Schritte vom Eingang des Kindergartens "Altstadtspatzen" herum - ohne besondere Sicherungen. Niemand räumt den Haufen weg. Offenbar - so schildern es besorgte Eltern - hat der Müll inzwischen Beine bekommen. Angeblich sollen Ratten in dem Haufen gesehen worden sein. Sandra und Malte Nehl stehen am Montag vor dem Müllhaufen und schütteln den Kopf. Die Eltern eines Kindergartenkinds können nicht verstehen, warum der Brandmüll ausgerechnet neben dem Kindergarten immer noch nicht abgeholt worden ist. Dreimal seien Vertreter der Behörden vor Ort gewesen, um über den Brandmüll zu beraten. Die Eltern haben natürlich Verständnis dafür, dass erst geklärt werden muss, wer für den Müll verantwortlich ist. "Nach den Sommerferien sollte der Haufen aber eigentlich weg sein", sagt Sandra Nehl. War er aber nicht. Also hat sich die Mutter am vergangenen Freitag durch die Stadtverwaltung und die Stadtwerke telefoniert und schließlich am Montag bei der NW angerufen. Einen Tag später ist der Haufen weg. Stadtpressesprecher Volker Müller-Ulrich verweist darauf, dass die Beschwerde der Eltern erst Anfang dieser Woche den zuständigen Mitarbeiter der Stadtverwaltung erreicht und umgehend die Entsorgung veranlasst habe. Der Brandmüll befinde sich auf öffentlichem Grund. Die Fläche sei aber nicht als Verkehrsfläche gewidmet, so Müller-Ulrich. Der Parkplatz diene lediglich dem Abholen und Bringen der Kindergartenkinder: "Selbstverständlich darf dort kein Müll abgelagert werden." Das Feuer ist im Motorraum ausgebrochen Der Müllhaufen ist das Ergebnis eines ungeklärten Autobrands. Offenbar stand das Auto Tage zuvor bereits mit zerstochenen Reifen auf dem Parkplatz. Nach Auskunft der Polizei Minden-Lübbecke haben Anwohner am frühen Mittwochmorgen, 8. Juni, um 2.25 Uhr den brennenden blauen Volkswagen-Transporter an der Herforder Straße gemeldet. Die Feuerwehr konnte den VW-Bulli zügig löschen, dabei wurde offenbar auch der Inhalt aus dem Auto geholt. Das ist Routine, um versteckte Glutnester zu finden. Später stellten Brandermittler nach Auskunft von Polizeipressesprecher Thomas Bensch das Autowrack sicher. Letzter Stand der Ermittlungen: Die Brandursache ist unklar. Offenbar ist das Feuer im Motorraum entstanden. Es wird ein technischer Defekt vermutet. Hinweise auf vorsätzliche Brandstiftung sind nicht entdeckt worden. Die Akte liegt inzwischen bei der Staatsanwaltschaft Bielefeld. Damit ist eigentlich klar: Der Halter des Fahrzeugs müsste für die Beseitigung der Brandreste aufkommen. Darauf verweist auch der Stadtpressesprecher: "In erster Linie ist der Verursacher für die Entsorgung zuständig." Sollte der aber nicht feststellbar sein oder die Kosten nicht übernehmen können, würde die Entsorgung letztlich zu Lasten der Allgemeinheit aus Steuermitteln erfolgen. Und offenbar ist das in diesem Fall so. Der Eigentümer ist nach Informationen der NW nicht in der Lage die Kosten zu stemmen. Vermutlich wird die Stadt Bad Oeynhausen einspringen müssen. Der Haufen ist vermutlich kein Sondermüll Welche Kosten genau durch die Entsorgung des Mülls entstehen, ist noch nicht klar. Offen ist auch, ob der Müll als Restmüll abgefahren werden kann oder als Sondermüll teuer entsorgt werden muss. Letzteres würde womöglich auch eine spezielle Reinigung des Bodens erfordern. Danach sieht es aber nach Auskunft des Stadtpressesprechers derzeit nicht aus. Einem Foto vom Müllhaufen zufolge handele es sich "eher um Abfall, der so in der Art leider auch immer wieder im Stadtgebiet illegal abgelagert wird und voraussichtlich im Rahmen des normalen Hausmülls entsorgt werden kann", so Müller-Ulrich. Als Sandra Nehl am Dienstag davon erfährt, dass die stinkenden Überreste weggeräumt wurden, radelt die Mutter sofort zum Kindergarten ihrer Tochter und ruft in der Redaktion an. "Ich bin froh, dass der Haufen weg ist", sagt sie und lobt die Mitarbeiter, die diese Drecksarbeit gemacht und die Initiative dazu ergriffen haben.

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