30.000 Besucher in vier Wochen: Besucheransturm im Sielbad macht Probleme

Bad Oeynhausen. Mehr als 30.000 Besucher in den ersten vier Wochen und trotz der kurzen Saison über 700 Saisonkarten-Anträge - das neue Sielbad verbucht schon kurz nach der Eröffnung neue Rekorde. "Wir hatten an einem Sonntag 3.600 Besucher - damit haben wir unseren bisherigen Tagesrekord in der Hitzewelle im Juli 2019 verdoppelt", freut sich Marco Kersten, neuer Bereichsleiter Bäder bei den Stadtwerken. Doch der Ansturm bringt auch Probleme mit sich. So häufte sich in den vergangenen Wochen die Kritik an Kassenpersonal und Einlassregelungen. Doch Kersten hat reagiert und verspricht: "Ab 1. September wird's besser." Neueröffnung plus Besucherrekorde - das sorgt vor allem am Einlass für viel Frust. Es häuften sich die Beschwerden, die negativen Berichte von Besuchern über das unfreundliche Kassenpersonal und die Einlassregelungen. Vermehrt berichten Bad Oeynhausener, dass als Familie im Sielbad nur gelte, wer Mann und Frau sei. Ein Rückschritt in die konservativen 50er Jahre? Auch Aussagen wie "Saisonkarten sind aus", obwohl sie auf der Homepage noch beworben werden und vorhanden sind, führt zu Ärger. Wenn dann noch Sätze wie "Entweder Sie zahlen den vollen Preis oder Sie gehen nach Hause" fallen, ist das wahrlich kein Aushängeschild für ein neues Bad. Kinder wurden angeraunzt, der Handy-Nachweis von Familiensaisonkarten nicht akzeptiert. Personal wurde ausgetauscht "Ja, wir anfangs Probleme mit dem Kassensystem und der Software, obwohl wir den Marktführer genommen haben", sagt Marco Kersten. Das aber sei seit Ende vergangener Woche behoben. Der Stadtwerke-Bereichsleiter gibt aber zu: "Ein viel größeres Problem ist das Personal." Man habe im Vorfeld der Eröffnung neben der altbewährten jahrelangen Kraft zwei Vollzeitstellen neu besetzt. Kurzzeitig. "Von einer haben wir uns bereits wieder getrennt, die war einfach extrem frech zu den Gästen. Die zweite hat eigenständig gekündigt, weil ihr die Aufgabe zu stressig war." Somit bleibe lediglich eine gute Mitarbeiterin, die dem Bad seit Jahren treu sei und alle Gäste freundlich empfange. "Aber die kann natürlich auch nicht sieben Tage die Woche abdecken", weiß Kersten, der zur Überbrückung auf eine Mitarbeiterin einer Zeitarbeitsfirma setzt. "Das ist allerdings durch mangelnde Sprachkenntnis in der Kommunikation nicht einfach: "Viele Gäste kommen in dieser Phase das erste Mal zu uns, haben verständlicherweise Fragen - die dann nicht beantwortet werden können." Zum 1. September aber ist Marco Kersten fündig geworden. Zwei neue Vollzeitkräfte aus dem Bereich Einzelhandel und Franchise-Gastronomie sollen für Entspannung im Kassenbereich sorgen. "Die kennen sich aus mit stressigen Situationen und bleiben hoffentlich gelassen und freundlich." Dafür will der 42-Jährige vorab in einem ausführlichen Gespräch sorgen. "Weil ich absolutes Verständnis dafür habe, wenn die Leute meckern. Schließlich habe ich mir Kundenfreundlichkeit auf die Fahne geschrieben", betont der Bad Oeynhausener. Gerade nach einer Neueröffnung müsse es laufen. Mit der Neubesetzung soll ab kommender Woche nicht nur die Freundlichkeit, sondern auch die Kommunikation am Eingang verbessert werden. "Natürlich hat bei uns auch die LGBTQ-Gemeinde eine Chance, eine Familientageskarte gibt es also nicht nur für Mann und Frau", erklärt Kersten. Bei den Familiensaisonkarten, für die Adressangaben notwendig sind, sieht das etwas anders aus. "Der Vorstand der Stadtwerke hat entschieden, dass es dafür die beiden Erziehungsberechtigten plus Kind oder Kinder sein müssen. Aber auch da ist das Geschlecht egal." Auch könnten Opa und Oma oder Opa und Opa mit den Enkelkindern eine Saisonkarte bekommen. Bei den Saisonkarten hängen die Stadtwerke hinterher Wer sich eine Familiensaisonkarte gegönnt hat, bekommt dann für alle Mitglieder - nichts. Lediglich ein Kassenbon wird ausgehändigt. Müssen also alle zusammen ins Bad? "Nein", winkt Marco Kersten ab, "auf dem Kassenbon ist für alle Mitglieder der Familie jeweils ein Barcode vermerkt." Denn auch in diesem Bereich gibt es ein Startproblem: "Wir haben mehr als 700 Saisonkarten verkauft und hängen mit dem Chipsystem hinterher." Auch sei das Lesegerät bis Ende der Woche defekt gewesen. Eigentlich solle es für alle Saisonkarten-Inhaber ein Band mit Chip geben, mit dem der Einlass - für Familienmitglieder auch unabhängig voneinander - möglich sei. "Es reicht aber definitiv auch das Handyfoto vom Barcode aus." Die Probleme zeigen Marco Kersten, dass noch einiges zu tun ist. "Wir werden 2023 die Saisonkarten online vergeben", kündigt er an. Dafür liefen gerade die Gespräche mit Anbietern. "Weil uns auch die Handschriften auf den Anträgen viel Zeit gekostet haben." Neben dem Eintritt an der Kasse, der Saisonkarte online soll es dann zudem im Internet die Chance geben, Kinder für Schwimmkurse anzumelden. Aber auch andere Kleinigkeiten stehen schon auf seiner Liste für 2023. "Föhne oder Spiegel im Freibadbereich zum Beispiel", sagt er. Die müssten bis zur nächsten Saison angepasst werden. Kinderbereich steht ebenfalls auf der Liste Trotz der Kritik in den ersten Wochen sind die Stadtwerke mit dem Start des neuen Sielbades zufrieden. Während sonst im Schnitt rund 35.000 Besucher pro Freibadsaison gezählt wurden, sind es innerhalb von vier Wochen schon 30.000 gewesen. Und die Saison ist noch nicht zu Ende. "Wir müssen das natürlich etwas relativieren, weil wir vergünstigte Saisonkarten angeboten haben und vielleicht den ein oder anderen mehr gelockt haben dadurch." Mindestens bis zum 11. September, so garantiert Kersten, bleibt das Sielbad auch im Außenbereich geöffnet. "Wahrscheinlich sogar länger." Das aber hängt von der Witterung ab. "Die Nachfrage ist derzeit so groß, da werden es wohl ein bis zwei Wochen mehr werden." Denn obwohl der September naht, würden immer noch Saisonkarten verkauft. "Der Preis ist auch unschlagbar. Für Kinder nur 20 Euro", wirbt Kersten schmunzelnd. Die jüngsten Besucher haben draußen jede Menge Spielmöglichkeiten. Drinnen sieht das anders aus. "Für den fehlenden Kinderbereich im Inneren gab es schon jede Menge Kritik", sagt der Bereichsleiter. Der aber war von der Politik gewollt. Wie die NW in den vergangenen Jahren mehrfach berichtete, war der Mehrheit der Ratsmitglieder ein zusätzlicher Kinderbereich im Inneren zu teuer - bei 22 Millionen Euro Gesamtkosten des Bades. Kersten: "Eine Verbesserung steht auch auf meiner Liste. Aber dafür muss erst Geld da sein." Fürs Erste sollen im Winter deshalb zusätzliche Veranstaltungen für die jungen Gäste den fehlenden Bereich kompensieren.

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