Veranstalter zur Kritik: "Die Innenstadtfete ist kein Kindergeburtstag"

Bad Oeynhausen. "Eine so erfolgreiche Veranstaltung kann man nicht mal eben so in der Mittagspause auf die Beine stellen", sagt Bernd Bolte. Und er weiß, wovon er spricht. Seit 2009 steht Bolte mit seiner Agentur "Bebo-Events" als Veranstalter hinter dem zweitägigen Stadtfest, das Jahr für Jahr mehrere Zehntausend Besucher in die Innenstadt lockt. Auf Nachfrage der NW nimmt er Stellung zum Vorstoß einer Interessengemeinschaft, die die Organisation der Innenstadtfete selbst in Hand nehmen will. Die Ideen dieser Gruppe von Bad Oeynhausener Bürgern und auch deren Kritik hatten Stephan Kleber, Wirt der Andreas Klause, und Jörg Schwier in einem Gespräch mit NW vorgestellt. Die Innenstadtfete solle wieder ein Fest von Bürgern für Bürger werden, forderten die beiden. Schwier und Kleber übten Kritik an der Verteilung der Bands auf den Bühnen sowie dem Aufbau der Buden und Stände. Außerdem bemängelten sie die fehlenden Möglichkeiten für die Innenstadtgastronomie. Am mangelnden Zuspruch der Besucher orientiert sich die Kritik nicht, denn das zweitägige Stadtfest lockte - nach zweijähriger Pandemie-Pause - in diesem Jahr wieder die Massen in die City. "Kosten im sechsstelligen Euro-Bereich" "Die Innenstadtfete ist kein Kindergeburtstag, die Organisation lässt sich nicht mal eben so aus dem Ärmel schütteln", macht Bernd Bolte deutlich. Im Gespräch mit der NW erklärt der Veranstaltungsprofi, wie viel Arbeit hinter den Kulissen für eine erfolgreiche Fete notwendig ist. Aus der 1979 aus der Taufe gehobenen Party von Bürgern für Bürger sei mittlerweile eine Großveranstaltung geworden, die "Kosten im unteren sechsstelligen Euro-Bereich" verursacht. "Vieles, was früher mit einem Anruf erledigt war, kostet heutzutage Geld und viel mehr Arbeit", sagt Bolte. Und bei vielen Partnern müsse man finanziell in Vorleistung treten - ohne zu wissen, wie der Umsatz tatsächlich ausfällt. "Das finanzielle Risiko ist nicht gerade klein", fügt Bolte hinzu. Zumal der Besucherzuspruch auch immer vom Wetter abhängig sei. "Die Innenstadtfete wird ausschließlich über Sponsoren finanziert - ohne Unterstützung einer Werbegemeinschaft", sagt Bolte. Die Hauptsponsoren seien die Herforder Brauerei und die Sparkasse Bad Oeynhausen-Porta Westfalica. Und deswegen sei auch klar, dass, wer die Musik bezahlt auch die Biersorte bestimme. "Das ist aber bei vielen anderen Stadtfesten, in Fußballstadien oder bei Konzerten nicht anders", weiß Bolte. Wichtige Einnahmequelle sind natürlich auch die Standgebühren. Auch die Volksbank unterstützt das Stadtfest finanziell, ebenso wie die Stadtwerke. Wie berichtet hatte die Stadt ihre Unterstützung von 10.000 Euro im Jahr 2009 zurückgezogen. Seitdem helfen die Stadtwerke aus. "Allerdings", sagt Bolte, "mit Sachleistungen." Das heißt im Klartext: Die Stadtwerke sorgen für die Abfallbeseitigung und die Stadtreinigung. "Und sie stellen die Absperrungen und Schilder zur Verfügung." Hoher Aufwand für die Sicherheit der Besucher Allein Genehmigungen, Versicherungen und die immer mehr werdenden Sicherheitsauflagen verschlingen einen Teil der Budgets. Bands, Bühnen, Technik, Hotelübernachtungen und die Werbung müsse außerdem finanziert werden. Hinzu kommt das Personal, das organisiert und bezahlt werden müsse. "Allein 40 Veranstaltungshelfer sind notwendig, die die Straßen sperren und die einzelnen Bühnen betreuen. Mehr als 30 Security-Mitarbeiter sorgen für die Sicherheit der Besucher und 30 Sanitäter stehen für medizinische Notfälle bereit", listet Bernd Bolte auf. Zehn Elektriker und Wasserspezialisten seien zudem vor der Innenstadtfete drei Tage lang damit beschäftigt, Kabel und Schläuche zu verlegen. Für das Bad Oeynhausener Stadtfest wirbt Bolte mit Plakaten, die im Umkreis von 30 Kilometern verteilt werden und einem werbefinanzierten Programmheft, das in einer Auflage von 15.000 Exemplaren gedruckt und anschließend in mehr als 100 Anlaufstellen verteilt wird. Deutlich komplizierter geworden ist in den vergangenen Jahren das Thema "Sicherheit". In Folge der Love-Parade-Katastrophe 2010 in Duisburg seien die Auflagen für solche Großveranstaltungen bundesweit erheblich strenger geworden. Auch die Corona-Pandemie fordert weitere Auflagen. Das Sicherheitskonzept, das Bernd Bolte erarbeitet hat, um die Innenstadtfete durchführen zu dürfen, sei mittlerweile 30 Seiten stark. "Ich bekomme von vielen Seiten Unterstützung", berichtet Bolte. So stelle etwa das Staatsbad den Bereich vor der Wandelhalle zur Verfügung, weil Bolte auch eine Evakuierungsfläche ausweisen muss. Mit Mitarbeitern des Ordnungsamtes, der Feuerwehr und der Polizei gibt es vorab Begehungen. Vor allem die Brandschutzauflagen sorgen dafür, dass nicht an jedem gewünschten Platz Stände aufgestellt werden können. Manche Veränderung in der Aufstellung der Stände basiert schlicht auf baulichen Veränderungen. Als Beispiel nennt Bolte die Fahrradständer vor der Deutschen Bank, die nach der Neupflasterung installiert wurden. "Diese an sich kleine Veränderung hat wegen der Abstandsregel Auswirkungen auf unsere Aufbaumöglichkeiten", erklärt er. Einen Satz zur Kritik der Interessengemeinschaft an der mangelnden Beteiligung der Gastronomen kann sich Bernd Bolte indes nicht verkneifen. "Ich habe den Wirten immer wieder ein Angebot gemacht, das wurde aber dankend abgelehnt", sagt er. Aber zum Nulltarif und gegen die Vorgaben des Hauptsponsors Herforder Pils könne er die privilegierten Standorte vor der Bühne nicht anbieten. Denn auch er müsse schließlich dafür zahlen, dass er die öffentlichen Flächen für die Innenstadtfete nutzt.

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