"Meilenstein für die Stadt": Das neue Bad Oeynhausener Sielbad ist eröffnet

Bad Oeynhausen. Björn Sassenroth legte sich mächtig ins Zeug, um den Bürgermeister zu einem persönlichen Sprung ins neue kühle Nass zu animieren. "Wir beide, so wie wir sind, vom Dreier?", lockte der Moderator. Lars Bökenkröger aber blieb eisern. "Nicht heute. Das hole ich später nach", sagte Bökenkröger und brachte die 120 geladenen Gäste bei der Eröffnung des Sielbades um den Anblick eines badengehenden Bürgermeisters. Den Sprung ins Becken übernahmen fünf freiwillige Schwimmer von Stadtwerken und Stadtverwaltung. Bökenkröger beschränkte sich auf einen beherzten Schnitt mit der Schere durch das Eröffnungsband vorm Eingang und warmen Worten zur Eröffnung. 140 Jahre nach der Eröffnung der ersten Badeanstalt in Bad Oeynhausen am selben Standort sei die Eröffnung des neuen Sielbades "ein Meilenstein für die Stadt", sagte Bökenkröger. "Das neue Sielbad bietet als perfektes Familienbad und hochwertiges Sportbad auch ideale Voraussetzungen als Bad zum Schwimmenlernen", sagte Bökenkröger. Es solle allen Generationen zugutekommen, sei aber auch und gerade eine Investition in die Jugend Bad Oeynhausens. "Ich bin sicher: Das neue Sielbad wird über die Stadtgrenzen hinaus Beachtung finden", sagte der Bürgermeister. Zumal man mit dem Bau auch "mehr oder weniger" im Zeit- und Kostenrahmen geblieben sei. "Wir haben die Kinder nicht vergessen" Mehr, fand Andreas Schwarze. Zum Baubeginn vor zweieinhalb Jahren sei er von einem Eröffnungstermin im Juni 2022 ausgegangen, so der Stadtwerke-Vorstand. Da die Stadtwerke Betreiber der städtischen Bäder sind, ist Schwarze quasi Bauherr des Sielbads. Nun habe es zwar bis Juli zur Eröffnung gedauert. Das aber angesichts von Corona, dem Ukraine-Krieg und Lieferengpässen. Und finanziell sei man sogar 900.000 Euro unter dem angesetzten Kostenrahmen geblieben, sagte Schwarze. Insgesamt habe man mit 21,8 Millionen Euro Kosten kalkuliert. Man werde nun bei 20,9 Millionen Euro landen, schätzt Schwarze. Für das neue Bad wurde das Team von Badleiter Marc Brünger deutlich aufgestockt. "Wir haben neun neue Mitarbeiter eingestellt", berichtete Schwarze. Die zu finden, ist bei dem derzeitigen Fachkräftemangel sicher keine Selbstverständlichkeit. "Gut Ding will Weile haben" Das Bad sei in allen Bereichen barrierefrei angelegt, sagte Schwarze. "Es ist ein inklusives Bad, das niemanden ausschließt", so der Stadtwerke-Vorstand. Sichtbar wird das nicht nur bei Leitsystemen für Sehbehinderte, sondern auch bei besonders breit und nutzerfreundlich angelegten Treppen in die Becken und hinauf zu den Sprunganlagen. "Wir haben sogar einen barrierefreien Startblock im Hallenbad", sagte Brünger. "Und nein: Wir haben die Kinder nicht vergessen", sagte Schwarze. Und verwies auf die breite Rutsche am Außen-Nichtschwimmerbecken, den Kinderspielbereich mit Wasserkanonen und Spielgeräten und einer mobilen Rutsche im Hallenbad. Oliver Thamm, Vorsitzender des Sportausschusses, erinnerte an die lange politische Debatte über den Badbau. "Die Diskussion wurde teils hitzig, aber stets fair geführt", sagte der Christdemokrat. "Gut Ding will Weile haben: Das Sielbad zeigt, dass dieses alte Sprichwort seine Berechtigung hat", sagte Thamm. Was Ratsmitglied Reiner Barg am Rande dazu veranlasste, darauf hinzuweisen, wie lang diese Weile doch war: "Die ersten Diskussionen über ein neues Bad begannen 1989." Mit dem Logo kamen die ersten Badefreudigen Heinrich Brinkhus' erste Begegnung mit den Neubauplänen ist deutlich jünger. "Ich habe im Oktober 2018 das Grundstück zum ersten mal gesehen und mich sofort verliebt", sagte der Architekt. Noch am Abend habe er eine erste Skizze gemacht, wie er sich einen Neubau vorstellen könne. Aus dem "Krikelkrakel" entstand der Plan, der auch die Politiker überzeugte und der dann auch umgesetzt wurde. Dass es auch um eine grundlegende Sanierung des Sielbads gehen würde, das sei dann erst 2019 dazu gekommen, berichtete Architekt Brinkhus. Der noch ein Schmankerl aus der Baugeschichte servierte: Im Oktober 2021 sei das neue Logo des Sielbads an der Fassade angebracht worden. "Da standen dann auch gleich die ersten Leute mit Badetaschen vor der Tür", so Brinkhus. Christian Mankel, Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für das Bäderwesen, wies darauf hin, wie ungewöhnlich eine Bad-Neueröffnung gerade in diesen Zeiten sei. "Die letzten zweieinhalb Jahre waren geprägt von Pandemie, Krieg, Fachkräftemangel und Energiekrise", sagte er. "Bäder sind systemrelevant. Sie sind die meistgenutzten Sportstätten und für viele Bürger unverzichtbar", sagte Mankel. Auch als Wirtschaftsfaktor in einer Stadt sei ein Bad nicht zu unterschätzen. "Und es gilt, eine Manifestation der Corona-Nichtschwimmer-Generation unbedingt zu vermeiden". Dazu trage ein Neubau wie das Sielbad bei. Unsichere Zeiten sind auch fürs Sielbad möglich Dass das Thema Energiekrise das neue Sielbad noch einholen kann, wollte Bürgermeister Lars Bökenkröger nicht ausschließen. "Ob wir weiterhin Gas aus Russland bekommen und wenn ja wie viel kann derzeit wohl niemand verlässlich sagen", erklärte Bökenkröger auf Nachfrage. Deshalb sei es auch nicht undenkbar, dass das Sielbad in Herbst und Winter mangels Heizenergie wieder schließen könnte. "Ich sehe da unsichere Zeiten auf uns zusammen", sagte Bökenkröger. "Aber das gilt nicht nur für uns hier."

Meistgelesen