BSG-Vorsitzender bittet Bürgermeister und Sparkassen-Chef um Entschuldigung

Bad Oeynhausen. Drei Institutionen aus der Kurstadt werden für ihren Einsatz für Menschen mit Behinderungen ausgezeichnet: Die dritte Fußballmannschaft des TuS Volmerdingsen, die Realschule Nord und der Landesverband Bein- und Armamputierte NRW bekommen den Wilhelm-Brandt-Inklusionspreis für ihre vorbildliche Integrationsarbeit. Eigentlich wird der Preis wird vom Verein &bdquo;Bewegung, Sport, Gesundheit“ (BSG) alle zwei Jahre verliehen. Stifter sind die Martin C. Schröder-Stiftung und die Sparkasse Bad Oeynhausen-Porta Westfalica. Wegen der Coronakrise hat sich die Zeitspanne nach der letzten Preisvergabe 2018 aber auf vier Jahre vergrößert. Die Welt hat sich in dieser Zeit verändert. Inzwischen gibt es die dritte Fußballmannschaft des TuS Volmerdingsen nicht mehr, die Schulleitung der Realschule Nord hat gewechselt, nur der Vorstand des Landesverbands der Arm- und Beinamputierten ist noch derselbe wie vor Corona. &bdquo;Wir versuchen mit beiden Beinen auf dem Boden zu bleiben“, sagt Vorstand Rolf Brakemeier bei der Preisverleihung in der Turnhalle der ehemaligen Weserklinik und krempelt die Hosenbeine hoch, damit das Publikum seine Prothese sehen kann. Holger Diekmann, der Vorsitzende der BSG Bad Oeynhausen, ist noch derselbe wie vor der Coronakrise. Diekmann nutzt die Preisverleihung gleich zu Beginn für eine öffentliche Entschuldigung bei Bürgermeister Lars Bökenkröger und Sparkassen-Vorstand Matthias Paschke. Diekmann hatte sich öffentlich mit der Sparkasse und dem Bürgermeister über die Finanzierung der Umbauarbeiten für die Wassertherapie im Untergeschoss der ehemaligen Weserklinik gestritten. Die Sparkasse lehnte zwei Förderkreditanträge der BSG über drei und zwei Millionen Euro ab, der Bürgermeister unterstützte Diekmann nicht. Der BSG-Vorsitzende kritisierte beide dafür öffentlich. In der Folge trat Paralympicssieger Sebastian Dietz aus der BSG aus und gründete mit Unterstützung des Bürgermeisters einen eigenen Verein &bdquo;MuWiS“ Sportvielfalt Bad Oeynhausen. Trotz Differenzen sind Sparkasse und Bürgermeister dabei Der Förderkredit ist inzwischen von einer anderen Bank bewilligt und der Umbau der Weserklinik durch Eigentümer Thies Boysen begonnen worden. Die BSG hat einen langfristigen Mietvertrag geschlossen. Allerdings kommt die Sanierung des Wasserbeckens und der Lüftungstechnik nicht richtig in Fahrt. Es fehlt an Handwerkern und Material, erläutert Diekmann am Rande der Preisverleihung. Zur Begrüßung leistet Diekmann dann aber erst einmal Abbitte: &bdquo;Ich habe erzwingen wollen, was man nicht erzwingen kann“, sagt der BSG-Vorsitzende zum Auftakt der Preisverleihung – eine Woche vor der Jahreshauptversammlung des Vereins. &bdquo;Ich muss Demut zeigen“, sagt Diekmann und verweist auf eine große Narbe auf seinem Kopf. Die Verletzung hat er sich bei einem Wanderunfall zugezogen. Für Diekmann ist die Narbe auch eine Mahnung dafür, dass zwischen Behinderung und Nicht-Behinderung nur ein Wimpernschlag liegen kann. Zu den möglichen Verletzungen von Bürgermeister und Sparkassen-Chef im Streit über das Curateum sagt er: &bdquo;Es tut mir aufrichtig leid.“ Beiden sprach er zugleich Dank aus, dass sie trotz Differenzen weiter die Preisverleihung unterstützen. Diekmann: &bdquo;Entscheidend ist, dass Inklusion gelebt wird.“ Der Bürgermeister wiederum dankte der BSG dafür, den Preis überhaupt zu vergeben. &bdquo;Es gibt viele würdevolle Preisträger seit 2016“, sagte Lars Bökenkröger. Man sehe, wie vielfältig Inklusion gelebt werde. &bdquo;Das kann nicht von oben verordnet werden.“ Bökenkröger wies darauf hin, wie wichtig es sei, die Arbeit des Behindertenbeirats zu hören und verwies auf die Neugestaltung der Bushaltestellen in der Stadt: &bdquo;Auch im Stadtbild müssen wir besser werden.“ Und an die Preisträger gewandt forderte der Bürgermeister: &bdquo;Lassen Sie nicht nach, Sie sind auch Vorbilder!“ Sparkassen-Vorstand Paschke: &bdquo;Sie sind Lokalhelden!“ Die dritte Mannschaft des TuS Volmerdingsen hat sich zwar inzwischen aufgelöst, doch Trainer Fabian Hülsmann und Vereinsvorstand Dieter Hinzmann nahmen die Ehrung stellvertretend entgegen. Sparkassen-Chef Matthias Paschke lobte die vergangene Arbeit: &bdquo;Sie sind Lokalhelden!“ Trainer und Vereinsvorsitzender engagierten sich im Kleinen und seien &bdquo;gar nicht scharf darauf, jeden Tag mit Lametta in der Zeitung zu stehen“. Doch gerade durch die kontinuierliche Vereinsarbeit vor Ort entstehe Stabilität, so Paschke. &bdquo;Dann wachsen Menschen über sich hinaus.“ Auch wenn die Aktivitäten der integrativen Fußballmannschaft über die Coronakrise eingeschlafen sind, gibt es die Menschen noch. &bdquo;Machen Sie etwas Gemeinsames“, forderte Paschke: &bdquo;Vielleicht geht es wieder los.“ Marion Gauert, Leiterin der Schule am Weserbogen, würdigte die Realschule Nord und die Schulleiterinnen Ulrike Credo, ihre Vorgängerin Karola Picht-Dreier und Stellvertreterin Elisabeth Grote für ihre langjährige integrative Arbeit. Seit 1977 kooperieren beide Schulen. &bdquo;In dieser Zeit gab es kaum Hilfsmittel“, sagte Gauert. Inzwischen fehle meist Personal. Die Realschule Nord sei in diesen 45 Jahren &bdquo;immer offen für Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarfen“ gewesen, lobte Gauert: &bdquo;Der inklusive Gedanke ist hier schon lange Realität.“ Die Ehrung des Landesverbands der Arm- und Beinamputierten übernahm der BSG-Vorsitzende Holger Diekmann. Er sei den beiden Vorständen Rolf Brakemeier und Rainer Lütkemeyer persönlich dafür dankbar, dass sie ihm in den vergangenen Jahren &bdquo;mit der Prothese immer wieder schwer auf die Füße getreten“ hätten. Er selbst sei seit 62 Jahren schwerhörig, so Diekmann. Den Ratschlag der beiden Verbandsvorstände nehme er aber jederzeit an.

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