Aus wegen hoher Energiepreise? Debatte um Zukunft des Lehrschwimmbeckens

Bad Oeynhausen. Es ist eine Zeit, in der vieles anders läuft als üblich. Und so war auch die Beschlussfassung über neue Energielieferverträge der Stadt alles andere als Routine in der Sitzung des Umweltausschusses am Dienstagabend. Denn an die Energiefrage knüpfte sich dieses Mal auch die Frage nach der Zukunft der Lehrschwimmbecken. Bürgermeister Lars Bökenkröger hatte im nicht-öffentlichen Teil der Ratssitzung in der vergangenen Woche offenbar die Existenzfrage für die Lehrschwimmbecken gestellt. Am Tag darauf erklärte die Stadtverwaltung in einer Pressemitteilung, dass es "zumindest für das Lehrschwimmbecken in Werste nach derzeitigem Stand angemessen erscheint, die Energielieferung nicht neu auszuschreiben." Was nun im Umweltausschuss zu einer durchaus kontroversen Debatte führte. Ende dieses Jahres laufen die Verträge zur Belieferung der Stadt, der Stadtwerke und des Staatsbades mit Strom und Gas aus, wie der städtische Energieberater Wolfram Schlingmann dem Ausschuss erläuterte. Die Verträge sollen neu ausgeschrieben werden, was alles noch Routine wäre. Wenn denn nicht die Energiepreise gerade wegen des Ukraine-Krieges durch die Decke gingen. 1,35 Millionen Euro stehen im aktuellen Haushalt der Stadt für die Energieversorgung bereit. "Wir werden es mindestens mit einer Verdopplung der Preise zu tun haben", sagte Schlingmann. "Und es zeichnet sich ab, dass sich die Situation Ende dieses Jahres noch zuspitzt, es womöglich gar einen Beschaffungsstau gibt", warnte der Energieberater.Das Becken ist "am Ende seiner technischen Lebensdauer" Was auch zur Folge hat, dass die Zeiten, in denen die bestellte Menge an Gas oder Strom keine große Rolle spielte, vorbei sei, wie Schlingmann erläuterte. Und deshalb sei zu überlegen, ob man das Lehrschwimmbecken in Werste überhaupt noch bei den Energieverträgen berücksichtigen sollte. Tue man das nicht, dann würde das auch "die vorweggenommene Schließung des Werster Lehrschwimmbades bedeuten", wie Reinhard Scheer (SPD) kritisch feststellte. Dass ohne Energieversorgung das Bad natürlich nicht betrieben werden könnte, hatte auch der Bürgermeister schon gegenüber der NW bestätigt.Schlingmann erläuterte, warum das Werster Becken bei den Überlegungen zur Energieversorgung überhaupt in den Fokus geraten sei. Denn das Werster Bad ist zwar das jüngste der drei bislang betriebenen. Das Schwimmbecken an der Grundschule Rehme-Oberbecksen stammt aus dem Jahr 1968, das Rehmer Hallenbad wurde 1970 gebaut und das Werster Schulschwimmbecken ist Jahrgang 1974. "Aber Rehme-Oberbecksen wurde zwischenzeitlich saniert", sagte Schlingmann. Die Anlagentechnik sei aber auch hier 25 Jahre alt. Vermutlich auch ein Grund dafür, dass es hier 2015 einen Legionellen-Befund gab, so Schlingmann. Das Hallenbad Rehme wurde Mitte April geschlossen - für immer. Das Lehrschwimmbecken in Werste aber sei "am Ende seiner technischen Lebensdauer angekommen", sagte Schlingmann."Die Energiekrise nicht auf dem Rücken der Kinder austragen" Vom Energiebedarf her unterscheiden sich die beiden Lehrschwimmbecken nicht. Für beide hat Schlingmann einen Bedarf von 250.000 Kilowattstunden pro Jahr errechnet. Die Kosten für Energieversorgung und Betrieb kalkuliert die Stadt derzeit mit 63.000 Euro pro Jahr und Becken. Und 2023? Da hat Schlingmann Kosten von 90.000 Euro pro Lehrschwimmbecken angesetzt. Und drei Fragezeichen hinter den Betrag gesetzt, da die Energiepreise ja womöglich noch deutlich drastischer steigen könnten. Und weshalb zu überlegen sei, ob man für Werste überhaupt noch Strom und Gas bestellen sollte, so die Empfehlung der Verwaltung."Ich habe kein Verständnis für dieses Vorgehen des Bürgermeisters", wetterte Scheer. "Man kann doch die Energiekrise nicht auf dem Rücken der Kinder austragen", sagte er. Schließlich sei im Rat vereinbart, dass man erst die Eröffnung des Sielbades abwarten wolle, um dann zu sehen, wie viel Schwimmunterricht der Grundschulen hier möglich sei. Reiner Barg (Bürger für Bad Oeynhausen), räumte ein, dass "die Rahmenbedingungen einen enormen Druck erzeugen - auf allen Ebenen." Die Ratssitzung sei im nicht-öffentlichen Teil "bemerkenswert" gewesen, der Tagesordnungspunkt zu der Energieversorgung sei "chaotisch vorgetragen" worden, kritisierte er. Er wünsche sich eine sachliche und fachliche Klärung. "Als wir das neue Sielbad konzipiert haben, gehörte dazu das Ziel, hier auch das Schulschwimmen komplett stattfinden zu lassen", sagte Barg. Das aber sei im Schulausschuss zu klären."Es würde mich wundern, wenn wir nun drei Becken brauchten" Genau das solle auch geschehen, versicherten sowohl Schlingmann als auch der Erste Beigeordnete Georg Busse. "Wir erwarten heute auch keinen Beschluss über die Zukunft des Lehrschwimmbeckens", sagte Busse, "sondern nur den Grundsatzbeschluss, dass die Stadt die neuen Energielieferverträge ausschreiben darf." Die Mengen könne man danach noch festlegen. "Aber wir haben jetzt andere Rahmenbedingungen, auf die wir reagieren müssen. Wir brauchen einen schnellen Beschluss", so der Beigeordnete. Der im Übrigen zu bedenken gab: "Wenn bislang zwei Lehrschwimmbecken ausgereicht haben, würde es mich wundern, wenn wir nun drei brauchten."Am Ende beschloss der Ausschuss einstimmig, die Verwaltung zur Ausschreibung der Verträge zu ermächtigen. Auch der Vergabe der Aufträge stimmte der Mehrheit zu, allerdings mit drei Gegenstimmen und drei Enthaltungen. Mit der Zukunft der Lehrschwimmbecken wird sich der Schulausschuss am Mittwoch, 25. Mai, ab 18 Uhr befassen.

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