Gauselmann verspricht: "Die Spielbank wird kein Automatensaal"

Bad Oeynhausen. Als die Espelkamper Gauselmann-Gruppe im Juli den Zuschlag erhielt, die vier Westspiel-Casinos des Landes NRW zu übernehmen - "da war das für mich wie nach Hause kommen", berichtet David Schnabel. Der sich seither freut: "Ich darf mit den alten Kollegen wieder zusammenarbeiten." Denn Schnabel, der nun als Geschäftsführer der Gauselmann Spielbanken Beteiligungs GmbH nicht nur Chef im Spielcasino Bad Oeynhausen ist, hat eine besondere Beziehung zu den NRW-Casinos und zur Kurstadt. Bei einer Begegnung vor Ort skizziert Schnabel, was Gauselmann mit dem Standort Bad Oeynhausen vorhat.Die Pläne der Landesregierung, seine vier unter dem Dach der Westspiel GmbH versammelten staatlichen Casinos in NRW plus die Option auf Eröffnung von zwei weiteren Standorten zu verkaufen, gärten in Düsseldorf schon seit Jahren. Vor ziemlich genau einem Jahr, am 18. Dezember 2020, wurde das Paket dann offiziell angeboten. "Das war ein Geheim-Wettbewerb", berichtet Schnabel. "Wir mussten eine Verschwiegenheitsklausel unterschreiben, mit der wir uns verpflichteten, nichts über das Verfahren verlauten zu lassen", so Schnabel. Nicht mal, dass die Gauselmann-Gruppe zu den Interessenten gehörte. "Für einen Pressesprecher keine ganz leichte Lage", wie sich Mario Hoffmeister erinnert.140 Millionen Euro für vier Standorte und zwei Optionen Im ersten Schritt habe man nachweisen müssen, dass das Unternehmen überhaupt in der Lage sei, eine Spielbank zu führen. Für Gauselmann eine eher leichte Übung. Wie Schnabel berichtet, betrieb Gauselmann schon vor der Übernahme der NRW-Casinos - zum Teil mit Partnern - bereits zehn ehemals staatliche Spielbanken in Sachsen-Anhalt, Berlin und Rheinland-Pfalz. Nun gehören zu Schnabels Unternehmen 14 der 71 staatlich konzessionierten Spielbanken in Deutschland plus drei Casinos auf Kreuzfahrtschiffen.Im zweiten Schritt des Bieterverfahrens habe Gauselmann dann ebenso wie die Wettbewerber Zugang zu einem Datenraum mit 4.000 Dokumenten erhalten. "Daraus konnten wir uns ein Bild vom Unternehmen machen", berichtet Schnabel weiter. Ein Bild, das so düster offenbar nicht war. Dabei war das Hauptargument der schwarz-gelben NRW-Landesregierung für den Verkauf stets, dass die Casinos Verlustbringer seien. Gauselmann aber war bereit, gut 140 Millionen Euro für die vier Standorte Aachen, Bad Oeynhausen, Dortmund und Duisburg hinzublättern - eine Summe, die nach dem Verkauf im Landtag bestätigt wurde. Denn er traue den NRW-Spielbanken eine gute Zukunft zu, versichert Schnabel. "Wir werden alle vier Standorte in NRW erhalten", verspricht der Geschäftsführer. Auch die knapp 900 Mitarbeiter, die derzeit in den vier Standorten arbeiten - davon 99 in Bad Oeynhausen - sollen nicht um ihre Arbeitsplätze bangen müssen, versichert Schnabel. "Das klassische Spiel gehört einfach dazu" Und ein fünfter Standort ist schon im Aufbau. "Wir hoffen, dass wir bereits im vierten Quartal 2022 eine neue Spielbank in Monheim eröffnen können", verrät Schnabel. Schon während des Bieterverfahrens habe man sich mit der Standortsuche befasst. Damit gelingt Gauselmann in Monaten, woran Westspiel jahrelang gescheitert war. "Ja, Geschwindigkeit ist womöglich ein Vorteil privatwirtschaftlicher Unternehmen", sagt Schnabel. Eine sechste Spielbank in NRW sei in Planung. Über deren Standort wolle er aber erst sprechen, wenn der konkret feststehe, so der Spielbanken-Geschäftsführer.Auch wenn Bad Oeynhausen nicht zu den großen Casinos im Land gehört, so sieht Schnabel das Unternehmen hier gut strukturiert und aufgestellt. "Das ist ein Standort, der sich sehr gut entwickelt hat." Die Zusammenführung von klassischem Spiel wie Roulette, Black Jack und Poker mit dem Automatenspiel sei gut und richtig gewesen, urteilt Schnabel. In den Umbau habe die Westspiel vor fünf Jahren noch 1,5 Millionen Euro investiert, wie Casino-Leiter Joachim Pollok berichtet. Befürchtungen, dass Gauselmann als Hersteller von Spielautomaten nun im Casino nur noch auf das Spiel am Automaten setzen wird, tritt Schnabel entschieden entgegen. "Eine Spielbank hat einen besonderen Reiz. Dazu gehört der Dreiklang aus klassischem Spiel, Automatenspiel und Bewirtung", sagt er. Und verspricht: "Die Spielbank wird nicht zum Automatensaal. Das klassische Spiel gehört einfach dazu." Lehrjahre beim Bad Oeynhausener Casino-Chef Eine Erkenntnis, die auch aus seiner Berufserfahrung herrührt. Denn Schnabels Laufbahn begann bei der Westspiel, in der Spielbank in Dortmund-Hohensyburg. "Dort habe ich bei Joachim Pollok gelernt", berichtet Schnabel. Mit Pollok kam Schnabel 1998 nach Bad Oeynhausen. Pollok blieb, Schnabel ging, zunächst wieder nach Dortmund. Und 2014 dann zur Gauselmann-Gruppe. Deren Logo, die strahlende Merkur-Sonne, demnächst auch im Casino in Bad Oeynhausen leuchten soll. Ansonsten, so vermutet Schnabel, würden die Gäste nur wenig von dem Eigentümerwechsel bemerken. Allenfalls ein paar Automaten würden womöglich ausgetauscht, wobei das Casino weiterhin nicht nur auf Geräte aus dem Hause Gauselmann setzen werde. "Wir wollen ja alles anbieten, was unseren Gästen gefällt", so Pollok. Und auch die Stadt soll sich weiterhin auf die Spielbankabgabe verlassen können. Einen Anteil des Brutto-Erlöses muss jedes Casino an die Standort-Kommune abführen, so ist es gesetzlich verankert. Bad Oeynhausens Kämmerer hat im Haushalt 2022 1,4 Millionen Euro aus der Spielbankabgabe eingeplant. Und es sei nicht sein Plan, dass das künftig weniger werde, sagt Schnabel. Denn: "Unsere Prognose für Bad Oeynhausen ist ja positiv."

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