Bombenverdacht: Vorbereitungen für eine Evakuierung von 3.000 Einwohnern

Bad Oeynhausen. Es ist gut ein Jahr her, dass der Kampfmittelräumdienst einen möglichen Blindgänger in der Werster Erde ausmachte. Seitdem laufen hinter den Kulissen die Vorbereitungen für eine Evakuierung von rund 3.000 Einwohnern. Am 1. Advent soll nun der Fund morgens kurz nach Sonnenaufgang freigelegt werden. Bürger aus Bad Oeynhausen und Löhne, die in den Evakuierungszonen wohnen, bekommen spätestens am Montag Post von der Stadt. Sie sollen sich für den Ernstfall um eine Unterbringung bei Verwandten oder Freunden kümmern - oder sich auf einen Tag in den Notunterkünften der Städte einrichten. Bauarbeiten machten Ende des Jahres den Einsatz des Kampfmittelräumdienstes des Landes NRW an der Ortsgrenze zu Löhne notwendig. Wenn die Baustelle - wie in diesem Fall - in einer sogenannten Verdachtsfläche liegt, muss im Vorfeld nach Bomben, Munition oder Munitionsteilen gesucht werden. Drei solcher Verdachtspunkte gab es auf dem betroffenen Gelände, die von den Experten fünf Tage lang mit 37 Sondierungsbohrungen untersucht wurden. Und sie wurden fündig. Ein Bagger rückt an Die Experten des Kampfmittelbeseitigungsdienstes hätten daraufhin entschieden, diesen Verdachtspunkt mit Baumaschinen zu öffnen, teilt Stadtsprecher Volker Müller-Ulrich mit. "Erst wenn die Stelle freigelegt ist, wird feststehen, ob es sich überhaupt um einen Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg handelt", erklärt Müller-Ulrich. "Eventuell ist es auch lediglich ein größeres Metallstück." Doch sollte tatsächlich eine einst nicht explodierte Bombe auftauchen, muss die Stadt vorbereitet sein. "Wenn es ein Blindgänger ist, werden die Experten vor Ort über die weiteren Maßnahmen entscheiden." Je nach Art des Kampfmittels müsste möglicherweise ein Radius von 500 oder 1.000 Metern für die Dauer der Entschärfung evakuiert werden."Wenn wir einen 1.000-Meter-Radius evakuieren müssten, wären nahezu 3.000 Bürgerinnen und Bürger betroffen", sagt Georg Busse, Erster Beigeordneter der Stadt Bad Oeynhausen und zuständig für die Bereiche Sicherheit und Ordnung. "Deshalb möchten wir die betroffenen Menschen und alle Einwohner frühzeitig darüber informieren." Die betroffenen Haushalte in den jeweiligen Radien bekommen an diesem Wochenende, spätestens aber Anfang der Woche, Post von der Stadt. Darin enthalten sind die wichtigsten Informationen für den 28. November. "Darin steht zum Beispiel auch, in welchem Radius die Menschen tatsächlich wohnen." Somit wissen sie im Falle einer Evakuierung, ob sie ihr Haus tatsächlich verlassen müssen. "Wenn wir frühzeitig informieren, können sich die Betroffenen schon vorab mit Verwandten über eine Unterbringung am 1. Advent verständigen", hofft Busse. Für die, die nirgendwo aufgenommen werden können, wird es im Schulzentrum Nord in Bad Oeynhausen und in der Werretalhalle in Löhne eine Notunterkunft geben. "Für gehbehinderte oder bettlägerige Menschen können wir zudem einen Transport bereitstellen", ergänzt Ordnungsamtsleiterin Michaela Brune. Sie sollten sich spätestens bis zum 23. November melden."Bomben-Tourismus wollen wir verhindern" Die Gesamtleitung für die Aktion hat der Kreis Minden-Lübbecke übernommen. "Alle dafür erforderlichen Abstimmungen mit den Kreisen, den Kommunen, den Feuerwehren beider Städte, der Polizei und den Hilfsorganisationen sind bereits angelaufen", teilt Volker Müller-Ulrich mit. In den kommenden zwei Wochen geschehe die Feinabstimmung. "Es war ja kein Spontanfund, somit konnten wir koordiniert an die Sache herangehen." Auch habe man sich bewusst für die Informierung per Post entschieden: "Aus Erfahrungen in anderen Städten kommt es immer wieder zu Bomben-Tourismus - das wollten wir verhindern und die Menschen fernhalten. Weshalb wir auf die Veröffentlichung einer Karte mit dem eingezeichneten Radius verzichten", erklärt Müller-Ulrich.Mitten in den Evakuierungsradien liegen nicht nur zahlreiche Haushalte, sondern auch die Autobahn 30 und die Nordbahn. "Dort laufen noch Abstimmungen", erklärt der Stadtsprecher. Autobahnpolizei und Landesbetrieb Straßen NRW seien involviert, letztlich aber müsse ein Experte des Kampfmittelräumdienstes die Geländelage bewerten. Und auch die Bahn sei mitbetrachtet worden. Eventuell wird es also auch dort zu Streckensperrungen kommen.Notfalls evakuiert die Polizei zwangsweise Finden die Experten auf dem Werster Grundstück am 28. November tatsächlich einen Blindgänger, soll die Bevölkerung über die Warn-App Nina sowie über Lautsprecher-Durchsagen informiert werden. "Erst dann müssen sie ihre vier Wände verlassen", so Beigeordneter Busse. Und vor allem: offene Feuerstellen, Heiz- und Kochgeräte abstellen. Nach einer kurzen zeitlichen Frist werden Mitglieder der Feuerwehr, der Polizei und der Stadtverwaltungen die betroffenen Häuser kontrollieren. Sind alle evakuiert, kann mit der eigentlichen Entschärfung begonnen werden. Während der Zeit sind der Aufenthalt in und Zugang zu dem Sicherheitsbereich verboten. Wer sich dem widersetzt, kann notfalls von der Polizei zwangsweise evakuiert werden. "Wir alle hoffen natürlich, dass die Experten des Kampfmittelbeseitigungsdienstes keine Bombe finden", unterstreicht Georg Busse. Dennoch sollen alle so gut wie möglich auf den schlechtesten Fall vorbereitet sein. "Je besser wir vorbereitet sind, desto geringer sind dann hoffentlich die Beeinträchtigungen für die Bürgerinnen und Bürger in Bad Oeynhausen und Löhne." Ab Montag hat die Stadt Bad Oeynhausen eine Telefonleitung geschaltet, die unter Tel. (05731) 1410 00 Fragen beantwortet und Anmeldungen für Krankentransporte entgegennimmt. Auch Menschen, die möglicherweise dann eine Corona-Quarantäne absolvieren, sollen sich im Vorfeld bei der Stadt melden. Die Hotline ist montags bis freitags von 9 bis 12.30 und von 14 bis 16 Uhr erreichbar. Am ersten Adventswochenende ist sie für dringende Fragen auch am Samstag und Sonntag aktiv. Die wichtigsten Informationen sind zudem auf Sonderseiten der Städte im Internet zusammengefasst unter www.badoeynhausen.de und www.loehne.de.

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