Weihnachtsmarkt: Wie die Kurstadt auch Besucher von außerhalb locken will

Bad Oeynhausen. Für Staatsbad-Geschäftsführerin Beate Krämer ist es "ein historischer Augenblick". Für Bürgermeister Lars Bökenkröger steigert es die Attraktivität der Innenstadt. Und Sparkassen-Chef Matthias Paschke nennt das Projekt "stabil und nachhaltig". Nach mehr als 40 Jahren bekommt Bad Oeynhausen eine neue Weihnachtsbeleuchtung. Die alten Tannengirlanden haben ausgedient, stattdessen dominieren Lichterketten und Sterne - sie sollen dafür sorgen, dass sich Innenstadt und Kurpark zur Weihnachtszeit in einem einheitlichen Licht präsentieren. Diese zweiten - erweiterten - "Weihnachtlichen Lichter" sollen die Kurstadt überregional bekannt machen und Besucher locken. Auch im Corona-Winter. "Es wird auf der gesamten Fläche des Weihnachtsmarktes eine 3G-Regelung geben", kündigt Krämer an. Erstmalig hatte Beate Krämer im vergangenen Winter eine Beleuchtung für den Kurpark gekauft. Die nun ergänzt werden soll. "Es gab eine große Diskrepanz zwischen dem Kurpark und der Innenstadt", hat die Staatsbad-Chefin beobachtet. "Das ergab kein Gesamtbild", urteilt sie. Erst mit den neuen Elementen, die kurz vor dem Weihnachtsmarkt aufgehängt werden sollen, werde es schlüssig. "Das zieht überregionale Gäste", ist sie überzeugt. Gäste, die Geld brächten. "Ein Weihnachtsmarkt ist ein hoher Wirtschaftsfaktor." Untersuchungen hätten gezeigt, dass jeder Gast im Schnitt 18 Euro auf dem Markt ausgebe. "Plus die Chance für Handel und Hotelerie." Denn dieses Alleinstellungsmerkmal sei wichtig fürs Standortmarketing und für touristische Angebote. Licht hängt bis zum 6. Januar 54.328 Lichtpunkte, 383 kleine und große Sterne sowie 92 Lichtervorhänge sollen vom 22. November bis 6. Januar die Stadt erleuchten. "Die Lichtervorhänge werden entlang der Herforder Straße, der Klosterstraße und der Viktoriastraße hängen", erklärt Kristina Quest, Marketingleiterin beim Staatsbad. Zudem werde der bekannte Lichterteppich in der Paul-Baehr-Straße um Sterne ergänzt und auch in den Bäumen an der Portastraße werden Sterne erstrahlen. Die stammen von der Firma AR Reeger in Bochum und wurden in drei unterschiedlichen Größen gefertigt. "Sie sind aus organischem Material und voll recycelbar", nennt Beate Krämer einen Punkt der Nachhaltigkeit. Ein weiterer Aspekt: "Der Holzanteil wird aus Rohstoffen hergestellt, die innerhalb eines Radius' von 100 Kilometern zu den Lieferanten gewonnen wird." Gefertigt werden die Sterne in einer Manufaktur in Prèsov in der Slowakei. Auch bei den Lichterketten sei Wert auf Qualität gelegt worden: "Die Lebensdauer ist der entscheidende Umweltaspekt", weiß die Staatsbad-Geschäftsführerin. Die Bochumer Firma habe mit MK Illumination ein österreichisches Partnerunternehmen, das sich auf Premium LEDs zertifiziert habe. "Sie garantieren eine homogene Lichtfarbe mit geringem Helligkeitsverlust, eine lange Lebensdauer und geringen Stromverbrauch." Die altbewährten Tannengirlanden aufzufrischen, darüber haben Kristina Quest und Beate Krämer kurz nachgedacht. "Auch Altes hat seinen Charme", ist Krämer überzeugt. "Die Tannen waren aber so stark abgängig, dass es keine Chance gab, sie weiter zu nutzen." Praxistest an der Herforder Straße Von der Qualität überzeugt hat sich auch Thorsten Reinert vom gleichnamigen Elektro-Betrieb. Er sorgt seit 40 Jahren für die richtige Illumination der Stadt. Auch dieses Jahr wieder. Derzeit sind er sein Mitarbeiter Jan Parys damit beschäftigt, die Lichtervorhänge zusammenzubauen. Per Hand. "Zwei Wochen werden wir noch brauchen", sagt Reinert, der am Mittwoch eine Probehängung an der Herforder Straße machte. "Die Vorhänge werden an Stahlseilen befestigt, die wiederum an Masten hängen." Und diese Masten neigen sich unter Gewicht. "Das müssen wir testen", so Reinert. Damit später auch alle Lichter gerade hängen. Gelagert werden die Konstruktionen nach dem 6. Januar übrigens hängend. Reinert: "Wir werden einen Überseecontainer anschaffen und eine Aufhängung einbauen, in die wir die Vorhänge einhängen können." Wie viel die neue Weihnachtsbeleuchtung gekostet hat, dazu schweigt Staatsbad-Geschäftsführerin Beate Krämer. Das möge sie derzeit nicht kundtun, lautet ihre Antwort auf die Nachfrage. Finanziert werde die Anschaffung vom Staatsbad, aus Mitteln des Verfügungsfonds der Stadt Bad Oeynhausen und von der Sparkasse Bad Oeynhausen-Porta Westfalica. "Wir haben eine fünfstellige Summe gegeben", grenzt Paschke sein Engagement ein, mehr möchte er mit Blick auf Beate Krämer nicht sagen. "Insgesamt war es ebenfalls eine fünfstellige Summe", ergänzt Krämer, ohne konkret zu werden. Über Bändchen nachgedacht Letztlich sind den Beteiligten die Kosten egal, denn was wäre die Weihnachtszeit ohne Licht? Nichts. Davon ist Lars Bökenkröger überzeugt. "Die Beleuchtung gehört dazu, sie sorgt dafür, dass die Menschen gerne in die Stadt kommen." Das Stadtoberhaupt ist überzeugt, dass es verschiedene Maßnahmen braucht, um die Attraktivität der Innenstadt zu steigern. Die neuen Lichterketten sind eine davon. Dem kann Tim Schütte, Vorsitzender der Innenstadt-Initiative, nur zustimmen. "Wir Händler zollen dem Engagement Dank. Denn ein Weihnachtsmarkt und ein verkaufsoffener Sonntag in der Adventszeit sind für den Handel - gerade nach der schweren Coronaphase - absolut wichtig", lobt Schütte. 3G-Regel wird kontrolliert Total begeistert von der Idee ist auch Matthias Paschke, Vorstand der Sparkasse Bad Oeynhausen-Porta Westfalica: "Wir sind als Sparkasse vor Ort, unsere Mitarbeiter leben hier - die Zugehörigkeit wollen wir durch gemeinsame Aktionen unterstreichen und so die Stadt gemeinsam weiterentwickeln und nach vorne bringen." Die Stadt habe viel zu bieten, ist der neue Mann an der Spitze überzeugt. "Man darf nicht nur die negativen Schwingungen wahrnehmen", mahnt er. Etwas Neues zu wagen sei immer gut, betont Bürgermeister Bökenkröger. "Wir müssen Dinge auf den Prüfstand stellen, sie weiter entwickeln." Gerade nach den ersten "Weihnachtlichen Lichtern" im vergangenen Winter habe er viel positives Feedback von Bürgern bekommen. Letztlich aber war er es, der im Kurpark das Licht ausschaltete. Kontaktsperren, steigende Inzidenzen und volle Intensivstationen gab es im Winter 2020/2021 auf der einen - einen vollen Kurpark auf der anderen Seite. Weshalb Bökenkröger letztlich die Lichter vorzeitig beendete. Sorge für diesen Winter hat er trotzdem erst einmal nicht. Auch wenn derzeit wieder die Corona-Zahlen steigen. "Es wird auf der gesamten Fläche - also Weihnachtsmarkt und Kurpark - nach jetzigem Stand der Corona-Schutzverordnung eine 3G-Regelung geben", erklärt Beate Krämer. Diese werde stichprobenartig kontrolliert. "Wir haben tatsächlich auch über eine Bändchen-Regelung, wie sie andere Kommunen bei Veranstaltungen machen, nachgedacht", ergänzt Kristina Quest, "aber dann verworfen." Schließlich spreche man über eine fünfwöchige Veranstaltung. "Wir müssten jeden Tag neue Bändchen nehmen, das ist praktisch nicht umsetzbar", erklärt sie. Erst einmal wird nun mit 3G geplant. "Wir werden pragmatisch alles vorbereiten und dann gegebenenfalls auf neue Regeln von Land oder Kreis reagieren", kündigt Krämer an. Damit der Markt unter den dann geltenden Vorgaben stattfinden könne.

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