TikTok: Dieser Influencer aus Bad Oeynhausen lebt von seinen Kurzvideos

Bad Oeynhausen. Die schwarze Kappe mit den Ohren täuscht. Gianfranco Marko entspricht so gar nicht dem Klischee eines abgedrehten Influencers. Ganz im Gegenteil: Im Gespräch mit der NW präsentiert sich der 23-Jährige als ziemlich aufgeräumter junger Mann. Sachlich und reflektiert redet er über Dinge wie Klickzahlen, Algorithmen und Nutzerverhalten sowie deren Einfluss auf Vermarktungsmöglichkeiten. "Anfangs war das nur Spaß, und Geld war nie ein Thema. Aber man freut sich natürlich, wenn man wahrgenommen wird und mittlerweile ist das ein Business für mich", sagt der Bad Oeynhausener. Auf seinem TikTok-Kanal "just.giianni" postet er seit März dieses Jahres pro Tag bis zu zehn Videos, die sich größtenteils um selbst erlebte Alltagsszenen drehen. "Meine Familie betreibt neben einem Kiosk unter anderem in der Weihnachtszeit im Werre-Park auch einen Crêpes-Stand", erklärt Marko, "da haben wir natürlich viele Storys mit Kunden erlebt. Von denen erzähle ich die ulkigsten Situationen und überspitze die mit meinem Humor". @just.giianni##MimikMeme##fy##viral##pferdemädchen ♬ Originalton - 💕Checkliste 0/1Erfolgreichster Clip hat 3,4 Millionen Aufrufe Die Produktion seiner Clips folgt dabei keinem festen Drehbuch. "Die ganze Familie liefert die Ideen, die ich dann spontan umsetze", sagt Marko. Ein paar Fixpunkte gibt es aber schon. So hat er in Joel und Karen zwei fiktive Charaktere erschaffen, mit denen er die meisten der nachgespielten Kunden-Interaktionen umsetzt. Natürlich nur anonymisiert und niemals persönlich - das ist ihm wichtig. Seine Zielgruppe - wie auch die von TikTok insgesamt - ist die sogenannte Generation Z. Das sind die nach dem Jahr 2000 Geborenen. Daher spielt Facebook für Marko keine Rolle. "Facebook ist bei den Jüngeren nicht mehr relevant", weiß er. Die Kurzvideos kommen so gut an, dass ihm seit seinem Start vor sieben Monaten mittlerweile knapp 280.000 Menschen folgen. Da diese Follower kein kostenpflichtiges Abo abschließen, kann sich Marko davon allein noch nichts kaufen. Was zählt ist die Anzahl der Klicks auf seine Videos. Sein bislang erfolgreichster Clip bringt es allein auf 3,4 Millionen Aufrufe. Laut Marko zahlt TikTok fünf Cent pro 1000 Aufrufe - bei rund zwölf Millionen Klicks, die er mittlerweile pro Woche generiert, springen am Ende des Monats also rund 2.500 Euro heraus. "Der Hauptverdienst sind aber nicht die Klicks", verrät Marko. Sogenannte Kooperationen mit Werbepartnern seien lukrativer. Dabei nutzen Unternehmen die Bekanntheit und die Reichweite eines Influencers, damit dieser ein bestimmtes Produkt auf dem Kanal des jeweiligen Partners bewirbt. "Das ist ein Sieben-Tage-Job." "Ich hätte nie gedacht, dass ich davon einmal leben kann", sagt Marko. Wer allerdings denkt, dass es sich dabei um leichtverdientes Geld handelt, der täuscht sich. "Das ist ein Sieben-Tage-Job und jeder Tag ist eine Herausforderung. Es ist sehr zeitaufwenig, weil ich mich den ganzen Tag damit beschäftigen muss und permanent gucken muss, was gerade im Trend ist. Das ändert sich nämlich täglich. Wenn man da zu spät dran ist, dann hat man schnell 100.000 Klicks weniger." Denn der Algorithmus, nach dem TikTok seinen Usern in bestimmter Reihenfolge Inhalte anzeigt, ist unerbittlich. Genau wie die User selbst. Die Community verzeiht längst nicht alles, sondern kann sich unter Umständen rasch abwenden. "Der Hype kann schnell vorbei sein", weiß Marko, "daher muss man aufpassen, was man postet und dass man nicht mit Produkten wirbt, die nicht gut sind." Ihm ist außerdem bewusst, dass die Produktion von Negativschlagzeilen mehr Aufmerksamkeit erzeugt, "als wenn man lieb und nett ist". Es gäbe Kollegen, die genau diesen Umstand ausnutzen würden. "Social Media ist schon eine Kuriosität an sich", sagt Marko dazu. Eine Million Follower sind das Ziel Trotz dieser Einsicht möchte er weiterhin in dem Geschäft bleiben. "Das, was ich mache, ist ein Traum, den ich leben darf", sagt Marko. Und dieser Traum soll möglichst lange andauern. "Natürlich möchte man mehr, man freut sich ja, wenn es Menschen gibt, die die Sachen gucken, die man macht", erklärt er. Sein kurzfristiges Ziel sind daher 500.000 Follower, das hochgesteckte Ziel ist die Millionenmarke. Um dieses zu erreichen, hat er seit zwei Monaten eine Agentur, die seine Aktivitäten managt. "Ab einer gewissen Zahl an Followern bietet sich das an, da die Agentur sich um die Kooperationen mit den Unternehmen kümmert und darauf achtet, dass der Preis stimmt", sagt Marko. Sein neuester Coup: Aufgrund der Nachfrage seiner Fans plant er eine eigene Produktkollektion mit seinem Logo und seinem Namen. Darunter - wie könnte es anders sein - natürlich auch sein Markenzeichen auf TikTok: Die schwarze Kappe mit den Ohren.

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