Heftiges Unwetter bescherrt turbulente Nacht in Bad Oeynhausen - eine Bilanz

Bad Oeynhausen. Über der Kurstadt hat am späten Donnerstagabend ein heftiges Gewitter getobt. Zahlreiche Blitze machten die Nacht zum Tage, mindestens einer schlug in den Dachstuhl eines Hauses in Rehme ein. Die Feuerwehr wurde zu 31 Einsätzen gerufen und musste zahlreiche Keller auspumpen. Das Wasser löste in Keller in Werste offenbar einen Kurzschluss aus und setzte eine Heizungsanlage in Brand. Außerdem blieb ein Taxi im Wasser einer überfluteten Unterführung stecken. Feuerwehrchef Stefan Meier bereitete in der Zentrale bereits die Einrichtung eines Krisenstabs vor, was dann aber "glücklicherweise doch nicht mehr nötig war". Der erste Notruf erreichte die Feuerwehr um 23.15 Uhr. Danach meldeten sich immer mehr Hausbesitzer mit vollgelaufenen Kellern. Während die ersten Feuerwehrleute Keller auspumpten, schlug der Blitz in den Dachstuhl eines Hauses am Brand's Kamp in Rehme ein. Einsatzleiter Frank Gehrken leitete die Feuerwehrleute der Löschgruppe Rehme, die gerade zu einem vollgelaufenen Keller fahren sollten, direkt zu dem Brand um. Das Feuer war schnell wieder aus. Gehrken: "Den Spitzboden haben wir in zehn Minuten gelöscht." Unter der Dusche Hausbesitzer André Dreifert war gerade von der Spätschicht heimgekehrt, stand unter der Dusche, als das Gewitter tobte. "Erst ein lauter Knall, dann war alles dunkel", sagt Dreifert im Gespräch mit der NW. Dreifert erlebte von innen, wie der Blitz in sein Dreifamilienhaus am Brand's Kamp einschlug. Dreifert machte sich auf die Suche nach der Ursache für die Dunkelheit und erkannte zunächst nur, dass die "Hauptsicherung rausgeflogen" war. Auf der Suche nach weiteren Schäden inspizierte er zunächst die eigene Wohnung, dann auch die seines Mieters und seiner Oma, beide hielten sich nicht im Gebäude auf. "Sicherheitshalber bin ich auch noch unters Dach gegangen", sagt er. Da sei ihm dann dichter Rauch entgegengekommen. "Die Verteilerstation für unsere Satellitenanlage hat gebrannt." Kurz nach seinem Notruf bei der Feuerwehr waren die Rettungskräfte bereits vor Ort. Die Flammen selbst waren wohl schnell gelöscht, der Einsatz im Dachstuhl jedoch dauerte zwei Stunden. Immer wieder kontrollierten die Feuerwehrleute die Hitzeentwicklung. Dank der schnellen Hilfe eines Elektrikers war die Stromversorgung im Haus schnell wieder gesichert. Mehr aber nicht. Der Blitz legte auch die Heizung und die Warmwasserversorgung lahm. Dreifert rechnet mit einer Reparatur frühestens in der nächsten Woche. Immerhin fürs Fernsehgucken hat er kurzfristig Ersatz: "Wir können bei meiner Schwiegermutter gucken." Sie wohnt in der Nachbarschaft, in einem Haus, das vom Unwetter verschont wurde. Taxi im Wasser Wenige 100 Meter weiter suchte sich das viele Wasser einen Weg durch den Bahndamm. An der Unterführung der Hermann-Löns-Straße, Ecke Königstraße, sammelte sich das Wasser. Ein Taxifahrer, der auf einer Fahrt von Minden in Richtung Herzzentrum unterwegs war, blieb unter der Bahnbrücke stecken. "Mein Fahrer konnte leider nicht sehen, wie tief das Wasser schon stand, und ist da hineingefahren", sagt Calven Bhatti, Inhaber des Bad Oeynhausener AS-Taxi und Mietwagenservice. Der Fahrer schaffte es nicht aus eigener Kraft aus dem Auto heraus, hatte aber Hilfe von Kollegen und der Polizei. Mit Muskelkraft schoben die Helfer den Wagen aus der Unterführung. Dem Fahrer sei "Gott sei Dank nichts passiert", am Fahrzeug sei aber "ein Motorschaden festgestellt" worden, so Bhatti. Das Auto musste zur Reparatur in die Werkstatt. Feuerwehr-Einsatzleiter Frank Gehrken hat Verständnis für den Taxi-Fahrer: "Das Wasser konnte man nicht sehen." Gehrken ist selbst Rehmer, wohnt nur wenige Meter von der Unterführung entfernt. Bei Starkregenereignissen warnen Feuerwehr und Rettungsdienste immer wieder davor, in Senken oder Unterführungen zu fahren. Auch die Bahnunterführung an der Hermann-Löns-Straße ist bei Gewitter oft überflutet. "Diesmal war es extrem viel", sagt Gehrken. In seinem eigenen Garten hat der Feuerwehrmann nach der Gewitternacht auf den privaten Regensammler geschaut: "Das waren bestimmt 40 Liter auf den Quadratmeter." Borstenbach voll Ein Teil des Wassers auf der Königstraße kam wohl auch vom Borstenbach, der nur wenige 100 Meter davon entfernt unter dem Bahndamm verschwindet. Anwohner Wilfried Flottmann hat dort das Pfingsthochwasser 1997 erlebt, bei dem der Borstenbach unter anderem einen Teil der Weserstraße weggerissen hat. Donnerstag hat Flottmann bis kurz vor 2 Uhr im eigenen Haus an der Königstraße "Wache geschoben" und den Bach beobachtet. Tatsächlich schwoll der Bach in dieser Nacht zu einem reißenden Fluss an. Trotzdem blieb der Borstenbach, der auf dem Bonneberg in Vlotho entspringt und bis vor dem Bahndamm in Bad Oeynhausen auf 7,8 Kilometern Strecke Wasser sammelt, brav in seinem Bett. Allerdings nur deshalb, so erklärt Flottmann, weil dieses Bett im Rahmen des Werre-Weser-Else-Projekts aufgeweitet wurde. Aus 80 Zentimetern Breite wurde das Ufer mithilfe des WWE-Projekts auf bis zu acht Metern ausgeweitet. Flottmann hat außerdem eine Flutmulde quer durch sein Grundstück angelegt. Der Borstenbach hat die Retentionsfläche am Donnerstag voll ausgenutzt. Mehr ging nicht. Flottmann: "Die Renaturierung hat sich ausgezahlt."

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