Haus-der-Jugend-Besucher vermissen Pläne für Ersatz

Bad Oeynhausen. Das Haus der Jugend ist Geschichte, doch Ersatz noch lange nicht in Sicht. In einem offenen Brief an Bürgermeister Lars Bökenkröger fordern ehemalige Besucherinnen und Besucher des Jugendzentrums eine feste Lösung für die Übergangsphase. Und sie fragen sich, wann der von der Politik versprochene Beteiligungsprozess beginnt. Eigentlich sollte dieser Beteiligungsprozess fürs neue Haus der Jugend (HdJ) mit dem Abriss im Mai beginnen. Das ist auf einer Vorlage der Verwaltung für den Jugendhilfeausschuss des Stadtrates zu lesen. Zielgruppen sollten kontaktiert, Online-Methoden genutzt werden. Im Juni und Juli und August wollte die Verwaltung in Schulen und auf Veranstaltungen wie den Ferienspielen Befragungen beginnen und Ideen sammeln. Anfang September sollten diese Ideen dann den Kindern und Jugendlichen der Stadt erneut vorgelegt werden, um ein Stimmungsbild abzufragen. Teilnehmen sollten alle Interessierten von sechs bis 21 Jahren. Online-Format verworfen Doch daraus wurde nichts, wie der Beigeordnete Stefan Tödtmann auf Nachfrage der NW erklärt. &bdquo;Wir haben uns gegen die Internet-Befragung entschieden. Diese Online-Formate machen wenig Sinn.“ Trotz Coronakrise sei es inzwischen wieder möglich, mit Kindern und Jugendlichen direkt zu sprechen. Tödtmann: &bdquo;Das ist besser.“ In den nächsten Wochen soll ein Architekturbüro engagiert werden, dass den Beteiligungsprozess zum neuen Jugendzentrum begleitet. Gemeinsam mit interessiertem HdJ-Publikum und den Baufachleuten will die Verwaltung ausloten, was Kinder und Jugendliche wünschen und wie das umzusetzen ist. &bdquo;Das wird eine Machbarkeitsstudie“, sagt Tödtmann. Damit wäre die Verwaltung auch wieder halbwegs im selbst gesteckten Zeitplan, der für Oktober erste Entwürfe der Architekten für das neue Jugendzentrum vorsieht. Den offenen Brief an den Bürgermeister hat Evgenij Zotov von den &bdquo;Last Action Heroes“ mitverfasst. Die Breakdancer hatten im Haus der Jugend jahrzehntelang eine feste Anlaufstelle und ihren Probenraum. Zahlreiche Kinder und Jugendliche kamen nur deshalb zum Haus der Jugend, weil sie die Nähe zu den Breakdancern und der Hip-Hop-Kultur gesucht haben. Die Heroes proben inzwischen gelegentlich in den ehemaligen Opel-Jäcker-Hallen bei &bdquo;She does future“. Im Sommer haben sie sich außerdem im Fußballstadion getroffen und dort auch ihre jährliche Tanz-Veranstaltung &bdquo;B.O. rocks“ durchgezogen. &bdquo;Keine Forderung umgesetzt“ Die ehemaligen Besucherinnen und Besucher des Jugendzentrums – und das sind nicht alles Breakdancer – haben aber weitere Forderungen an den Bürgermeister. Laut offenem Brief fordern sie wöchentliche Hallenzeiten für Basketball, Fußball, Tanzen und andere Sportarten, einen mindestens 200 Quadratmeter großen Raum im Zentrum, der gut zu belüften, gut zu erreichen und mit lauter Musik nutzbar ist. Darin sollte außerdem – wie bisher – Tischkicker, Billard, Tischtennis, Fitnessgeräte und Playstation stehen. &bdquo;Bisher wurde keine dieser Forderungen umgesetzt“, heißt es in dem offenen Brief. Stefan Tödtmann reagiert überrascht auf die Kritik und sagt: &bdquo;Dass es Einschränkungen bis zum Neubau gibt, war klar.“ Die Verwaltung habe jedoch Wert darauf gelegt, dass zwei Sozialarbeiter in direkter Nähe des alten Standorts bleiben. Es gebe eine Anlaufstelle für Jugendliche im Vereinsheim des Fußballclubs Bad Oeynhausen. Die Jugendarbeit an diesem Standort sei flexibler geworden. &bdquo;Wir richten uns nach dem Bedarf.“ Die Sozialarbeiter vor Ort sollen diesen Bedarf ermitteln und Lösungen finden. &bdquo;Die Jugendlichen müssen aber sagen, was sie wollen.“ Offenbar klafft zwischen den Bedürfnissen der Jugendlichen und dem von der Verwaltung erkannten Bedarf jedoch eine Interpretationslücke. Die Nachfrage nach den Angeboten der Jugendsozialarbeit hat sich inzwischen auf andere Standorte verlagert. &bdquo;Wir merken, dass im Jugendcafé inzwischen deutlich mehr Traffic ist“, sagt Tödtmann. Trotzdem will der Beigeordnete den Anlaufpunkt im Stadion aufrecht erhalten. &bdquo;Wir sprechen uns in den Bereichen Jugend, Kultur und Sport ab, um Synergien zu nutzen und Doppelangebote zu vermeiden.“ Die Forderung nach Hallenzeiten, so Tödtmann, sei sicher umsetzbar. Sorge um Jugendzentrums-Nachwuchs Was den Neubau des Haus der Jugend betrifft, fehlt den ehemaligen Besuchern offenbar der nötige Schwung. &bdquo;Wir wissen immer noch nicht konkret, wie dieser aussieht und wann dieser stattfinden soll“, heißt es in dem Brief. &bdquo;Zusätzlich sorgen wir uns um die jüngeren Nachwuchstalente des Hauses!“ Die Nachfrage durch Kinder und Jugendliche nehme deutlich ab. &bdquo;Es ist kompliziert geworden, den Eltern verschiedene Standorte mit verschiedenen Zeiten zu erklären“, schreiben die ehemaligen HdJ-Besucher an den Bürgermeister. &bdquo;Wir befürchten, die Beziehungen zu unserem Nachwuchs, welche wir jahrelang gepflegt und aufgebaut haben, allmählich zu verlieren!“ Das neue HdJ soll nach den Vorstellungen der Ehemaligen wieder eine feste Anlaufstelle werden. Die Wunschliste ist keine Überraschung: eine große Küche, flexible Räume, ein Veranstaltungsraum mit Bühne und Tanzfläche, ein Mädchenraum, ein Fitnessraum, ein Basketballplatz, ein Gesellschaftsraum, ein Werkraum, ein Übungsraum für Bands, Internet moderne Multimedia-Ausstattung sowie Lagerraum. Das gab’s so oder so ähnlich auch im alten HdJ. Ihre Wünsche können die Ehemaligen ab Ende September mit der Verwaltung und einem Architekturbüro direkt besprechen, so Tödtmann. Wenn der Prozess reibungslos ineinandergreift, könnten die Planungen zum Neubau im Jahr 2022 abgeschlossen und der Neubau in 2023 begonnen werden. Welche Vorstellungen der Beigeordnete selbst zum neuen Haus der Jugend hat, will er nicht verraten: &bdquo;Ich will dem Beteiligungsprozess nicht vorgreifen.“ Nur so viel: Die Jugendarbeit sei flexibler geworden. &bdquo;Wir dürfen nicht nur auf den jetzigen Bedarf schauen.“

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